Schutz vor COVID? Wozu baut China seine „Große Mauer an der Südgrenze“ zu Myanmar?

Dieser Gastbeitrag ist der Originaltext zum Video: „Schutz vor COVID? Wozu baut China seine ‚Große Mauer an der Südgrenze‘ zu Myanmar?“ vom YouTube-Kanal „Leas Einblick“

Der 13. August ist der Tag des „Mauerbaus“. 

Vor 60 Jahren begann die DDR in der Nacht zum 13. August 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer. Sie sollte dazu dienen, die eigenen Bürger einzusperren.

Die Berliner Mauer ist längst gefallen. Doch die Zeiten geschlossener Grenzen sind keineswegs vorbei.

In der Corona-Zeit haben die chinesischen Behörden begonnen, Mauern entlang ihrer über 2.000 Kilometer langen Grenze zu Myanmar und 1.000 km langen Grenze zu Vietnam zu errichten.

Als Donald Trump eine Mauer an der US-Grenze zu Mexiko bauen beziehungsweise ausbauen ließ, richteten internationale Medien ihre volle Aufmerksamkeit auf sein Vorhaben, das dazu dienen sollte, illegale Einwanderung aus Südamerika einzudämmen. 

Im Vergleich dazu findet man nur selten Berichte über den Mauerbau an Chinas Südgrenze. 

Laut chinesischen Staatsmedien sollte es ein Zaun gegen COVID-19 sein. Ein Mauerbau gegen illegale Einwanderung und damit gegen importierte Fälle von COVID-19. Darüber hinaus sollen die Mauern sogenannte „religiöse Infiltration aus dem Ausland“ unterbinden.

Doch es gibt zwei weitere, wesentlich wichtigere Gründe, warum China eine über 2.000 Kilometer lange Mauer an seiner Grenze zu Myanmar bauen will.

Die neue Grenzmauer zu Myanmar ist ein über zwei Meter hoher Eisenzaun, mit Stacheldraht und Videokameras bestückt.

Er ist mit Bewegungs- und Geräuschsensoren sowie Künstlicher Intelligenz ausgestattet, um Bewegungen herauszufiltern, die durch Wind, umgestürzte Bäume oder wilde Tiere verursacht werden. 

Sobald die Sensoren ausgelöst werden, richten sich die Infrarotkameras automatisch auf die Quelle, damit die Kontrollzentren weitere Maßnahmen durchführen können. Werden Bewegungen von Menschen festgestellt, werden Miliz oder Polizei umgehend benachrichtigt.

Laut lokalen Medien haben die chinesischen Behörden begonnen, Zehntausende Menschen als Wachen für den Patrouillendienst zu rekrutieren. Sie arbeiten in Schichten und werden von Hunden und Drohnen unterstützt. Zudem sind zahlreiche Kontrollpunkte errichtet worden.

Der Bau der Mauer begann im September 2020. Diesen Zeitpunkt sollten wir uns merken. Warum er wichtig ist, erzähle ich nachher. 

Seitdem sind rund 1.100 Kilometer des neuen Stacheldrahtzauns fertiggestellt worden. Bei Dunkelheit wird der Zaun beleuchtet, um illegale Grenzübertritte zu verhindern.

China plant, die gesamte, über 2.000 km lange Grenze zu Myanmar bis Oktober 2022 abzusperren. 

In den chinesischen Medien wird das Bauwerk die „Neue Große Mauer an der Südgrenze“ genannt.

Die Bezeichnung ist verwirrend, denn die alte „Große Mauer“ wurde gebaut, um Chinas Territorium zu schützen und Eindringlinge aus dem Norden auszusperren.

Die neue Mauer an Chinas Grenze zu Myanmar dient nicht nur zum Aussperren illegaler Einwanderer, sondern eher dazu, chinesische Bürger davon abzuhalten, nach Myanmar und Vietnam zu gelangen. 

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in China haben viele Menschen aufgrund des harten Lockdowns ihre Arbeit verloren. Viele Menschen der hart betroffenen Provinzen sind über Yunnan nach Vietnam und Myanmar gegangen, um eine Arbeit zu finden. Arbeitssuche an sich ist für die chinesische Führung harmlos. Schlimm ist für sie, dass viele chinesische Bürger mithilfe von Menschenschmugglern über die lange Grenze zwischen der Provinz Yunnan und den Nachbarländern Myanmar, Vietnam und Laos aus China fliehen. 

Liao Yiwu, ein berühmter chinesischer Schriftsteller, der jetzt in Berlin lebt, gelang die Flucht im Jahr 2011 über Yunnan. 4.000 Euro musste er an Schleuser bezahlen, damit er über die Grenze nach Vietnam gelangen und von dort aus nach Deutschland reisen konnte. 

Viele Dissidenten und Uiguren sind auch mithilfe von Menschenschmugglern über Yunnan nach Südostasien geflohen.

Auch viele korrupte Beamte nutzen die Fluchtwege in Yunnan, um aus China zu fliehen.

Bevor wir zum letzten wichtigen Grund kommen, warum die chinesischen Behörden die sogenannte „Große Mauer an der Südgrenze“ bauen, werfen wir zunächst noch einen Blick auf eine ziemlich ungewöhnliche Maßnahme der chinesischen Regierung. 

Seit Februar dieses Jahres versuchen die chinesischen Behörden, Bürger, die illegal über die Grenze nach Nord-Myanmar gegangen sind, zurückzuholen. Angeblich um grenzüberschreitende Verbrechen zu bekämpfen, einschließlich Telekommunikationsbetrug, die von oder gegen chinesische Staatsangehörige(n) im Ausland begangen werden. Seit Juni haben die Behörden ihren Tonfall deutlich verschärft. Sie drohen, Renten und andere Leistungen für Familienmitglieder der Geflüchteten zu streichen.

In Nord-Myanmar leben über 100.000 chinesische Staatsangehörige. Die meisten von ihnen haben Anrufe von den Behörden oder Polizei ihres Heimatorts erhalten. Sie wurden aufgefordert, bis Ende Juni zurück nach China zu reisen. Wer der Anweisung nicht folgt, dem wird die Haushaltsregistrierungserlaubnis entzogen. Ohne die Haushaltsregistrierungserlaubnis verliert man praktisch viele Rechte, die einem Bürger zustehen. Er kann kein Bankkonto eröffnen, keine Versicherung abschließen und hat keinen Anspruch auf medizinische Versorgung.

Ein Landkreis der Provinz Hunan droht sogar, die Sozialversicherungsgarantien für daheimgebliebene Familienmitglieder aufzuheben und ihre Häuser zu zerstören, weil sie angeblich mit illegalen Mitteln gebaut wurden. 

Die Maßnahme betrifft nicht nur diejenigen, die in Telekommunikationsbetrug oder andere illegale Geschäfte verwickelt sind. Viele seit mehreren Jahren in Nord-Myanmar lebende chinesische Staatsangehörige, die ganz normale Geschäfte betreiben, müssen auch ihre Geschäfte aufgeben, Läden oder Restaurants dichtmachen, um nach China zurückzukehren. 

Diese harte Maßnahme ist deshalb ungewöhnlich, weil die chinesischen Behörden seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie immer versucht haben, im Ausland lebenden Bürgern davon abzuraten, nach China zurückzukehren, wenn es nicht unbedingt sein muss, damit sie kein Virus ins Land bringen. 

Myanmar ist von COVID19 stark betroffen. Ausgerechnet von Myanmar sollen nun alle chinesischen Staatsbürger sofort nach China zurückkehren. Da stimmt doch etwas nicht.

Das hat wohl damit zu tun, dass eine antikommunistische militärische Macht in Nord-Myanmar entstanden ist.

Erinnert ihr euch noch an den Zeitpunkt, wann die chinesischen Behörden mit dem Bau der Neuen Großen Mauer an der Grenze zu Myanmar anfingen? Das war der September 2020.

Genau in diesem Monat hat eine militärische Organisation namens „V-Brigade“ eine Videobotschaft im Stil eines politischen Manifests veröffentlicht.

In dieser Videobotschaft kündigte ein maskierter Kämpfer bewaffneten Widerstand gegen Chinas Tyrannei an. Das Ziel dieser militärischen Organisation sei, das kommunistische Regime Chinas zu zerstören. Inzwischen hat die V-Brigade mehrere Videos auf YouTube veröffentlicht. Laut ihrer Aussage setzt die V-Brigade auf eine Trump-Taktik gegen das kommunistische Regime Chinas.

Der Name V-Brigade stamme angeblich aus dem Film „V wie Vendetta“ aus dem Jahr 2005. Das italienische Wort „Vendetta“ heißt Blutrache. V ist ein maskierter Freiheitskämpfer, der im Kampf gegen den totalitären Staat gleichzeitig persönliche Rache verfolgt und einen gesellschaftlichen sowie politischen Umsturz vorbereitet.

Eines der berühmtesten Zitate aus diesem Film lautet: „Die Bürger sollten keine Angst vor ihren Regierungen haben. Die Regierungen sollten Angst vor ihren Bürgern haben.“

V-Brigade ist nicht die einzige antikommunistische Organisation in Nord-Myanmar. 

Nach einem geleakten Dokument der chinesischen Regierung gibt es dort zurzeit elf antikommunistische Organisationen mit etwa 5.000 Mitgliedern, die aus China geflohen sind. Sie haben sich in einer losen politischen Allianz zusammengeschlossen und pflegen Kontakt zu lokalen Milizen in Nord-Myanmar. Dadurch ist eine Art Militärbasis entstanden.

Mit dieser Information lässt sich die Absicht des Mauerbaus an der chinesischen Grenze zu Myanmar sowie die Aktion, alle chinesischen Staatsbürger aus Nord-Myanmar nach China zurück zu holen, viel leichter verstehen.

Mit diesen Aktionen soll der Nährboden für die Freiheitskämpfer der V-Brigade und andere Organisationen in Nord-Myanmar ausgetrocknet und ihre Verbindungen zu chinesischen Bürgern innerhalb Chinas durchtrennt werden. Das Ziel ist, die antikommunistische Basis in Nord-Myanmar im Keim zu ersticken. 

Für die kommunistische Führung in China ist es aber keine leichte Aufgabe, schon allein wegen der geografischen Lage von Nord-Myanmar. 

Nord-Myanmar ist dicht bewaldet. Regenwälder bedecken große Teile der Gebirge. Die dichten Wälder behindern den Einsatz von Drohnen und Hubschraubern. In Kampfsituationen hätten kleinere Guerillagruppen im Gegensatz zu großen Kampftruppen die besseren Karten. 

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