Klöckner: „Schönrechnen“ auf Lebensmittel-Packungen stoppen

Im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes kommt es auf ausgewogenes Essen an - nicht nur für Kinder. Doch wie gut sind "Zuckerbomben" zu erkennen? Die Ministerin will Etiketten schärfer in den Blick nehmen.
Titelbild
Julia Klöckner.Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times29. April 2018

Bundesagrarministerin Julia Klöckner setzt auch auf klarere Lebensmittel-Kennzeichnungen, um eine gesündere Ernährung voranzubringen.

„Schönrechnen und Schönreden darf nicht sein“, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Bei Klarheit und Wahrheit von Informationen auf den Packungen sei aber „noch Luft nach oben“ – etwa bei Nährwert-Angaben für bestimme Portionsgrößen. Zum Beispiel hätten Angaben, was eine Portion Cornflakes oder Müsli sein solle, „oft nicht viel mit einem realistischen Verzehrverhalten zu tun“. Verbraucherschützer kritisieren seit langem, dass Hersteller zu kleine Mengen angeben, für die ein Kaloriengehalt genannt wird.

Klöckner betonte: „Ich will weder Geschmackspolizei sein noch jemandem vorschreiben, was er täglich essen soll. Da ist in einer freien Gesellschaft schon jeder selbst verantwortlich. Aber mit besseren Informationen auf der Verpackung und Ernährungsbildung will ich den Rahmen schaffen, dass man leicht eine gesunde und gute Wahl treffen kann.“

System der Kennzeichnungen weiterentwickeln

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, das System der Nährwertkennzeichnungen für verarbeitete Produkte zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Vorgeschrieben ist eine Tabelle, in der unter anderem der Gehalt an Zucker, Fett und Salz pro 100 Gramm genannt werden muss. Daneben sind Angaben für „Portionen“ möglich, bei denen Hersteller selbst festlegen können, wie viel Gramm dies sind.

„Wir müssen Angaben zu Nährwerten auch so visualisieren, dass eine Vergleichbarkeit da ist – aber ohne zu simplifizieren“, sagte Klöckner. Eine von Verbraucherschützern und SPD favorisierte Ampel-Kennzeichnung in den Farben Rot, Gelb und Grün je nach Gehalt an Zucker, Salz und Fetten hat sie daher bereits abgelehnt.

Geschmacksveränderungen brauchen Zeit

Die Ministerin bekräftigte zudem, mit einer „Innovationsstrategie“ zu weniger Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten zu kommen. „Die Politik hat keine Rezepturen vorzuschreiben oder zu genehmigen.“ Sie wolle aber mit der Branche besprechen, welche Strategien möglich seien und dann in Selbstverpflichtungen auch überprüfbar festgelegt werden könnten.

„Die Industrie weiß, dass es mir ernst ist“, betonte die Ministerin. Laut Koalitionsvertrag soll noch in diesem Jahr ein Konzept erarbeitet werden. Ein erster Anlauf dafür noch in der alten großen Koalition hatte massive Proteste der Branche ausgelöst, auch wenn manche Hersteller selbst ähnliche Programme gestartet haben.

„Reduktionen von Salz, Zucker und Fett können sicher nicht von heute auf morgen umgesetzt werden“, sagte Klöckner bei dem Gespräch in Berlin. Denn Geschmack sei etwas sehr Prägendes, und Verbraucher hätten sich an bestimmte Zusammensetzungen gewöhnt. „Die Veränderungen müssen deshalb Schritt für Schritt vorgenommen werden.“

Geachtet werden müsse zudem auf Machbarkeit und die Folgen gerade für das Handwerk. „Große Lebensmittelunternehmer können es sich leisten, an neuen Rezepturen zu forschen. Das ist für den Mittelstand viel schwieriger“, erläuterte die Ministerin. „Ich will, dass auch der Dorfbäcker mithalten kann.“ (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion