Angelina Vogt ist Deutschlands neue Weinkönigin

Deutschlands frischgekürte "First Lady" des Rebensafts spricht Japanisch und würde US-Präsident Trump gerne 100 Flaschen Wein schicken. Für antiquiert hält sie das traditionsreiche Amt nicht.
Titelbild
Jetzt mit Krönchen: Angelina Vogt ist neue Weinkönigin.Foto: Andreas Arnold/dpa
Epoch Times29. September 2019

Im Augenblick des Sieges sprudelten die Worte aus Deutschlands neuer Weinkönigin wie Sekt aus einer frisch entkorkten Flasche. „Ich bin total geflasht und begeistert“, jubelte die Ernährungswissenschaftlerin Angelina Vogt vom Anbaugebiet Nahe.

Auf der Bühne im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße regnete goldenes Konfetti auf die 25-jährige angehende Winzerin herab. Die Skepsis, ob das Amt einer Weinkönigin nach mehr als 70 Jahren noch zeitgemäß sei, wischte Vogt weg wie eine unreife Traube. „Das Amt ist moderner denn je“, sagte die Monarchin auf Zeit mit fester Stimme.

Auf dem Weg zur 71. Deutschen Weinkönigin setzte sich die junge Frau aus Weinsheim (Rheinland-Pfalz) mit Fachwissen und Charme gegen fünf Konkurrentinnen durch. Die Frauen mussten etwa Weinsorten bei einer Blindverkostung erkennen und Begriffe wie „Schluckspecht“ pantomimisch darstellen. Bei der bunten Show überzeugte Vogt auch mit Schlagfertigkeit. So kommentierte sie einen Schluck süffigen Portugieser mit den Worten: „Dieser Wein macht Bock auf ein Steak.“

Die erste Reise führt nach Paris

Ein Jahr lang vertritt die „First Lady“ des Rebensafts nun die rund 20 000 deutschen Winzer der 13 Anbaugebiete bei mehr als 200 Terminen rund um den Globus. „In meinem Amtsjahr will ich meine Leidenschaft für Wein mit anderen teilen“, sagte Vogt. Ihre erste Reise führt am 3. Oktober nach Paris, wo sie bei einer Feier zum Tag der Deutschen Einheit für den deutschen Wein wirbt.

Die höchste Repräsentantin des deutschen Weins übernahm die Krone von Carolin Klöckner (Weinbaugebiet Württemberg). Die bisherige Hoheit nahm mit gemischten Gefühlen Abschied. „Es gab keine Sekunde, die ich missen möchte“, sagte Klöckner unter dem Applaus der etwa 800 Gäste. Die Studentin der Agrarwissenschaften legte in ihrem Amtsjahr den Angaben zufolge rund 113 400 Kilometer im Namen der Rebe zurück.

Zu Weinprinzessinnen, die Angelina Vogt bei ihrer Arbeit unterstützen sollen, wählte die Jury Julia Sophie Böcklen (25, Württemberg) und Carolin Hillenbrand (26, Hessische Bergstraße). Rheinland-Pfalz gratulierte „seiner“ Siegerin. „Wir sind unglaublich stolz“, sagte Landwirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) am Rande der Krönung. „Sie wird eine großartige Repräsentantin des deutschen Weins.“

Marketing: Weinköniginnen gibt es seit 1949

Die Weinkönigin wirbt seit 1949 für die Branche. Auch die heutige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) trug einst die Krone (1995/1996). Bis 1999 galt die Bedingung, dass die Kandidatinnen ledig sein und aus einer Winzerfamilie stammen mussten.

Auch Vogt steht für den Wandel im Amt. Sie spricht Japanisch, tanzt Flamenco, schätzt Goethes „Faust“ und ist nicht unpolitisch. „Ich würde gerne 100 Flaschen Nahewein zollfrei an Donald Trump schicken, weil ich ihm zeigen möchte, dass man nicht alles was gut ist, im eigenen Land herstellen kann“, sagt sie zum Beispiel.

Vogt besteigt den Thron zu einem guten Zeitpunkt. Die Branche hofft auf einen vielversprechenden Weinjahrgang. Kühle Nächte und warme Tage seien ideal für die Aromabildung, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Der Ertrag bleibt aber wohl unter dem Durchschnitt von bundesweit neun Millionen Hektolitern im Jahr.

Mit etwas mehr als 100 000 Hektar Ertragsrebfläche ist Deutschland – im Vergleich etwa zu Spanien oder Frankreich – vielleicht keine Weinanbauweltmacht. Aber deutscher Wein kommt international gut an. Vogt soll beitragen, die Bilanz weiter zu verbessern. Denn für die Branche ist das traditionsreiche Amt auch ein Marketing-Instrument.

„In meinem Leben hat es mich quer durch die deutschen Anbaugebiete verschlagen“, erzählte die Tochter eines Servicetechnikers und einer Hausfrau. Die Ortenau in Baden-Württemberg sei ihre Heimat, aber durch ihren Freund sei sie nach Rheinland-Pfalz gelangt. „Die Nahe ist jetzt mein Zuhause. Ich werde euch nie mehr verlassen“, rief sie unter dem Applaus ihrer Anhänger im Saalbau der pfälzischen Kommune.

Noch am Wahlabend kündigte Angelina Vogt eine aktive Amtszeit an. „Wertvolle Erfahrung wird oft auf abgelegenen Wegen gemacht“, betonte sie mit glänzenden Augen. „Ich freue mich auf den Roadtrip mit euch.“ Dann verschwand sie in einer Jubeltraube aus Familie und Freunden. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion