Anke Engelke: Nicht alles der Politik überlassen – selbst Verantwortung übernehmen

Die Kölnerin ist vielseitig. Sie schauspielert, moderiert, interviewt, will auf nichts verzichten. Zum dpa-Gespräch bringt sie selbstgebackenen Kuchen mit – "natürlich alles bio".
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Die Schauspielerin und Autorin Anke Engelke schlüpft gern in verschiedene Rollen.Foto: Henning Kaiser/dpa
Epoch Times4. Dezember 2017

Anke Engelke ist Schauspielerin, Moderatorin, Komikerin, Entertainerin, Journalistin, Synchronsprecherin – und demnächst im WDR wieder als Reporterin zu sehen: in der Doku „Sowas wie Angst – eine Suche mit Anke Engelke“ am 14. Dezember im WDR ab 22.40 Uhr.

Zudem steht die 51-Jährige derzeit für die prominent besetzte Stasi-Agenten-Serie „Deutschland 86“ vor der Kamera. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur äußert sich die in Köln lebende Mutter dreier Kinder über ihren Beruf, eigene Ängste, über Politik, Verantwortung und Haltung.

Frage: Wovor haben Sie persönlich Angst?

Antwort: Ich habe etwas Höhenangst. Und ich habe unheimliche Angst vor tiefem Wasser. Das finde ich ganz schlimm, vielleicht auch, weil ich so eine lebendige Fantasie habe. Auf einem Turm denke ich, ich stolpere bestimmt, falle runter und bin sofort tot. Und beim tiefem Wasser denke ich, natürlich gibt es Ungeheuer und die warten genau auf mich.

Ich meide es auch, mir Filme anzusehen, in denen es um irgendwelche Unfälle geht. Die machen mir Angst. Ich brauche auch keinen Kick. Für mich wäre Fallschirmspringen nix.

Fragen: Macht Ihnen – so geht es vielen laut Ihrer Doku – die Digitalisierung Angst?

Antwort: Nein, keine Angst, ich mache mir Sorgen. Bevor ich hysterisch werde, überlege ich mir lieber, wie ich damit umgehe. Jeder muss – hoffentlich bei vollem Bewusstsein – selbst entscheiden, wie viele elektronische Geräte er oder sie in seinem Haushalt haben will und wie er oder sie mit anderen kommuniziert.

Ich komme nach wie vor super aus ohne Smartphone, aber ich liebe meinen Laptop, arbeite daran nachts und auch viel in der Bahn, wenn ich durch Europa fahre, weil ich ja nicht fliege – denn wir haben nach wie vor nur diesen einen Planeten.

Frage: Das ist jetzt die dritte Reportage hintereinander – wollen Sie mehr zu journalistischen Formaten, wird es weniger Comedy?

Antwort: Nein, ich will alles. Ich interessiere mich für vieles und freue mich, dass ich so viel Unterschiedliches machen darf. Ein großes Geschenk. Auch wenn ich was Komödiantisches mache oder jetzt den historischen Film oder in einem schönen Kleid moderiere – immer schlüpfe ich ja in eine andere Figur. Ich habe immer alles gemacht, das ist toll. Vieles davon ist auch ganz unspektakulär.

Frage: Was ist für Sie Kern des Schaupielerberufs?

Antwort: Das Eintauchen in Menschen, eine Geschichte, eine Situation. Jedes Kind macht das mal, manche nur über Monate, manche über ihre gesamte Kindheit. Das Spielerische, das So-tun-als-ob, das ist auch am Set – selbst wann man die tragischste Rolle spielt – ein Schlüpfen in jemand anderen, in einen anderen Kopf, einen anderen Körper. Man geht da in so eine Hülle rein.

Ich liebe das sehr, dann anders auszusehen als ich jetzt aussehe. Und dann fühle ich mich auch einfach wie ein total normales Kind, das sich gerne verkleidet und gerne jemand anders ist. Und das kann ich ja überall sein.

Frage: Sie haben gesagt, man solle gerade als Neuling in der Branche nicht über jedes Stöckchen springen.

Antwort: Das muss jeder natürlich für sich selbst entscheiden. Ich beobachte eine Entwicklung in Sachen Selbstdarstellung oder Präsentation, die ich bedenklich finde – nein, eigentlich bescheuert.

Ich komme damit nicht klar, dass auch bei Castings inzwischen geschaut wird, wer – und das betrifft eher die 20-jährigen Kollegen – wie viele Klicks hat auf seiner Instagram- oder Facebook-Seite.

Das wird immer wichtiger, damit die Produzenten oder der Verleih auch wissen, aha, die haben soundsoviel Fans und die gehen dann auch ins Kino. Das finde ich total seltsam und traurig.

Frage: Zur Politik – welche Bundesregierung wünschen Sie sich?

Antwort: Dass die Verhandlungen für Jamaika gescheitert sind, dass die Anlaufschwierigkeiten für eine GroKo so groß sind und ja überhaupt die Frage ist, ob GroKo Ja oder Nein – das alles spiegelt auch wider, was meine Einstellung ist: Man weiß grad gar nicht, was gut wäre für das Land.

Ich entwickle meine eigene Strategie. Ich muss gucken, was ist meine Aufgabe? Wo stehe ich in dem Ganzen? Es ist auch ein Luxus und gehört zur Demokratie, dass wir selbst Verantwortung übernehmen können – für die eigenen Worte, das eigene Handeln und auch für andere Menschen.

Also: Wie verhalte ich mich als Bürger, welche Haltung habe ich, wen oder was unterstütze ich, was kann ich noch kaufen? Das kann ich nicht alles der Politik überlassen.

ZUR PERSON: Anke Engelke (51), wurde am 21. Dezember 1965 in Montreal (Kanada) geboren. Sie ist einem breiten Publikum bekannt und arbeitet als Schauspielerin („Frau Müller muss weg“), Komikerin („Ladykracher“), Sängerin, Moderatorin („Eröffnung und Preisverleihung der Berlinale“) und Synchronsprecherin („Findet Nemo“). Sie lebt in Köln. (dpa)



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