Braut entwirft und strickt ihr eigenes Hochzeitskleid in 6 Wochen

Trotz zeitnahem Hochzeitstermin beschloss eine finnische Strickdesignerin, die Fertigung ihres Hochzeitskleides selbst in die Hand zu nehmen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie entwarf ein zartes Strick- und Häkeldesign und machte sich an die Arbeit, um ein echtes Meisterwerk zu schaffen.
Titelbild
Veronika Lindberg mit ihrem Mann an ihrem Hochzeitstag.Foto: Jonas Kukkonen
Von 19. Januar 2023

Veronika Lindberg aus Helsinki teilt ihr Stricktalent in ihrem YouTube-Kanal. Sie erzählte Epoch Times von einem besonders spannenden Projekt.

„Es war alles sehr spontan, wir hatten nicht viel Zeit zum Planen“, sagt Lindberg über die Inspiration zu ihrem Hochzeitskleid. „Zuerst dachte ich, es wäre zu stressig, mein eigenes Hochzeitskleid zu entwerfen. Dann dachte ich, dass es auch lange dauern würde, wenn ich es bestellen würde … So kam ich zu dem Schluss: ‚Vielleicht sollte ich es einfach selbst machen. Ich bin Designerin, ich werde mich dem Stricken hingeben!‘“.

Nur vier Tage vor der Hochzeit war die erste Anprobe. Hier mit quadratischem Rückenausschnitt. Foto: Jukka Heino

Lindberg nahm sich ein paar Tage Zeit, um zu skizzieren, zu entwerfen und nach Inspirationen zu suchen. Sie wusste, dass das Kleid lange Ärmel und einen quadratischen Ausschnitt haben sollte. Über den Rest des Entwurfs sagte sie: „Ich hatte eine Vorstellung, wie es aussehen sollte, und entwarf es dann sozusagen nach und nach.“

Sie bestellte 2,5 Kilogramm 100-prozentiges Seidengarn aus Dänemark und begann mit der Anfertigung ihres Kleides, wobei sie von oben anfing und sich von den Spitzenmustern aus „Die Strickmusterbibel“ von Hitomi Shida inspirieren ließ.

Stricken kann man überall. Foto: Veronika Lindberg

Projekt mit Herausforderungen

Als sie ihr Mieder mit den Ärmeln vollendete, stellte sie fest, dass es zu groß war. Also musste sie es wieder auftrennen und einen Tag Arbeit wiederholen.

„Das war ein wirklich frustrierender Moment“, gibt Lindberg zu. Aber nachdem sie den oberen Teil ihres Kleides fertiggestellt hatte, konnte sie ihren „Plan B“ aufgeben, einen Ersatz zu kaufen, falls ihr Kleid „schief“ gehen sollte.

Eine weitere Herausforderung war die Ausarbeitung des Rocks.

„Ich wollte Bewegung und einen schönen Faltenwurf haben“, erklärt sie. „Ursprünglich wollte ich ihn auch häkeln, aber irgendwann merkte ich, dass er zu dick war und sich nicht bewegte … Ich dachte: ‚Das wird nicht funktionieren‘, und dann beschloss ich: ‚Okay, ich muss den ganzen Rock stricken!‘“ Lindberg schätzt, dass sie fast vier der sechs Wochen gebraucht hat, um allein den Rock zu stricken.

Während sie an dem Kleid strickte, waren sie und ihr Verlobter gerade dabei, umzuziehen und die Hochzeit zu planen. Eine Woche vor der Hochzeit, als das Kleid fast fertig war, machte sie einen „Fehler“ und beschloss auf der Stelle, einen Teil ihres Strickstücks aufzutrennen und neu anzufangen.

Foto: Jukka Heino

„Ich hatte das Gefühl: ‚Oh, ich will jetzt einfach nur noch fertig werden‘“, erinnert sie sich. „Das war vielleicht der schwierigste Teil: einfach weiterzumachen.“ Lindberg fertigte außerdem von Hand einen Unterrock an, der unter dem Kleid getragen werden konnte, um es weniger transparent zu machen.

Ihr Verlobter war von Anfang an etwas skeptisch und ihre Schwester trug zur Panik bei, indem sie oft anrief, um sich nach dem Fortschritt zu erkundigen. Aber am Ende waren beide beeindruckt, dass sie es geschafft hatte.

Alles in allem, so Lindberg, hat ihr Kleid 200 Strickstunden und 45 Tage in Anspruch genommen. Die Materialkosten liegen bei knapp 360 Euro. Vier Tage vor der Hochzeit, die am 10. November 2021 im Hinterhof des brandneuen Hauses des Paares stattfand, probierte sie ihr fertiges Kleid zum ersten Mal an.

„Ich wusste nicht, wie es aussehen würde, bis ich das Kleid wirklich fertig hatte und es anprobierte“, beschreibt sie. „Aber es fühlte sich sehr, sehr schön und sehr besonders an.“

Lindberg teilte den gesamten Entstehungsprozess des Kleides auf Instagram und YouTube. Viele Freunde und Familienmitglieder hatten das Kleid vor dem großen Tag nur online gesehen. „Am Hochzeitstag kamen alle zu mir und sagten: ‚Oh, das ist das Kleid!‘ und wollten es sehen und anfassen.“

Mieder in Arbeit. Foto: Veronika Lindberg

Durch den dehnbaren Strick war Lindbergs Kleid zwar sehr angenehm zu tragen, aber sie bemerkte ein amüsantes Detail an dem schweren Kleidungsstück. „Im Laufe des Tages ist es wahrscheinlich vier oder fünf Zentimeter gewachsen! Am Ende des Abends war der Rock komplett schmutzig. Das war schon recht seltsam“, lacht sie.

Lindberg, die seit 2018 in London lebte, zog 2020 beim Ausbruch der Pandemie nach Finnland und lernte im selben Sommer ihren Mann kennen. Sie verliebten sich ineinander und verlobten sich noch im November 2020.

Die Planung einer Hochzeit war angesichts der gesellschaftlichen Distanzauflagen schwierig. Als das Paar schließlich ein Haus kaufte, beschlossen sie, ihre Einweihungsparty auch zu ihrer Hochzeit zu machen. Lindberg beschrieb den Tag als „ziemlich zwanglos … ein bisschen unkonventionell und romantisch“, mit Musik, Tanz und einem Foodtruck mit riesigem Pizzaofen, um die versammelte Gästeschar zu versorgen. Lindberg schminkte sich selbst und trug Blumen im Haar, während ihr Mann Hosen trug, die durch Hosenträger charmant ergänzt wurden.

Sie rührte auch ihr Telefon nicht an, um den Tag ganz mit ihren Freunden und der Familie genießen zu können.

Seit sie ihr eigenes Hochzeitskleid gestrickt hat, macht Lindberg YouTube-Videos zum Thema Stricken. Auch bietet sie digitale Fotokurse an und ist damit in den sozialen Medien aktiv. Außerdem hat sie ein Buch über Strickmuster veröffentlicht. Angesichts des Erfolgs mit ihrem Hochzeitskleid denkt sie darüber nach, weitere Großstrickprojekte in ihr Repertoire aufzunehmen.

„Das war etwas, worauf ich mich voller Freude eingelassen habe“, resümiert sie gegenüber Epoch Times. „Fünf Wochen lang habe ich keine anderen YouTube-Videos gemacht, weil ich mich nur darauf konzentriert habe … aber ich glaube, ich habe gelernt, dass ich mich wirklich anstrengen muss, wenn ich mich auf ein qualitativ hochwertigeres Projekt einlasse.“

Lindbergs „Mission“ ist es, den Menschen zu zeigen, dass Stricken High Fashion sein kann und dass mit einer Vision, einem Muster und ein wenig Entschlossenheit jeder ein Kleidungsstück herstellen kann, das auf den Laufsteg passt – oder auf eine Hochzeit.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „‘It Felt Very Special’: Woman Designs and Knits Her Own Wedding Dress in 6 Weeks for $400“.

 



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