Soziales Faulenzen – Warum Teamarbeit nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führt

Teamarbeit ist nicht immer besser, ganz im Gegenteil. Durch "soziales Faulenzen" können ganze Teams lahmgelegt werden. Denn gerade die Menschen, die ihre Fähigkeiten für überdurchschnittlich halten, lassen gern die anderen die Arbeit machen. Der Psychologe Leon Windscheid gibt in seinem neuen Buch "Das Geheimnis der Psyche" Antworten.
Titelbild
Leon Windscheid zu Gast in der TV-Show 'Mensch Gottschalk - Das bewegt Deutschland', nachdem er bei Günther Jauch eine Million bei "Wer wird Millionär" gewonnen hatte.Foto: Clemens Bilan/Getty Images
Von 15. April 2017

Leon Windscheid, der bei Günther Jauch eine Million gewann und bereits als Schüler ein erstes Unternehmen gründete, geht in seinem neuen Buch „Das Geheimnis der Psyche“ auf einige Fallstricke der menschlichen Psyche ein. Die Basis bildet sein Wissen als Psychologe und die Überzeugung, dass alles trainierbar ist. Hier ein näherer Blick auf das Phänomen Team und wieso manche nicht funktionieren.

Wie sind Teams tatsächlich effektiv? Teamarbeit ist wichtig und modern, sagen alle. Jedoch führt Teamarbeit und Teamfähigkeit nicht zwingend zu größerer Effizienz und Leistung.

Schlecht organisierte Teamarbeit, so schreibt er im „Manager-Magazin“, kann zu einem starken Leistungskiller werden: „Besonders dann, wenn zwar alle „teamen“, aber nur einer „wörkt““. Das Wörtchen TEAM wird oftmals mit „Toll ein anderer macht’s“ übersetzt, Psychologen nennen das „Soziales Faulenzen“ oder „social loafing“.

Soziales Faulenzen wird in der Psychologie als Reduktion individueller Anstrengungen bei der Arbeit in Gruppen definiert. Die Ursachen werden vor allem auf die Bedeutungslosigkeit der Einzelleistung zurückgeführt und auf eine geringere Übernahme von Verantwortung für die Gruppe.

Gruppen sind oftmals ineffizienter als der Einzelne

In einem mittlerweile berühmt gewordenen Experiment des Franzosen Maximilien Ringelmann versuchten sich junge Männer am Tauziehen. Allein zog jeder von ihnen durchschnittlich 85 Kilo. Sobald sie als Gruppe antraten, schafften sie zu siebent gemeinsam immerhin 455 Kilo – pro Nase 65 Kilo. Sicherlich tritt man sich dabei auch gegenseitig auf die Füße oder hat einen schlechteren Stand – jedoch sind 65 Kilo fast ein Viertel weniger als 85 Kilo.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Arbeit des WDR, bei der Reporter Burkhardt Weiß dieses Experiment mit Passanten und Spaziergängern nachvollzog. Selbst nachdem die Passanten den Effekt kannten, zogen sie weniger als allein.

Es gibt viele Forschungen zu Teams. So konnten andere Forscher beweisen, dass gerade die Menschen, die ihre Fähigkeiten für überdurchschnittlich halten, bei einfachen Arbeiten für und in einer Gruppe eher faulenzen und andere die Arbeit machen lassen.

Eine weitere groß angelegte Untersuchung mit über 800 Teams zeigte, dass um so weniger gute Ideen in einer Gruppe entstehen, je größer die Gruppe ist. Ja, es gibt Arbeiten, bei denen Zusammenarbeit in einer Gruppe unumgänglich ist, Leon Windscheid nennt OP-Teams, Schiffsbesatzungen, Fußballer und Hochseilartisten. Doch Teams als solche haben einen Entwicklungsprozess und funktionieren nicht von allein.

Leon Windscheid empfiehlt als Gegenmittel: Identifizierbarkeit

Er schreibt: „Wenn Sie das nächste Mal in einem Team arbeiten, ob als Teamleiter oder einfaches Mitglied, setzen Sie alles daran, soziales Faulenzen so unbequem wie möglich zu machen. Ein wichtiger Hebel dafür ist erhöhte Identifizierbarkeit.“

Das heißt, es muss erkennbar gemacht werden, welches Teammitglied welche Inhalte zur Gesamtleistung des Teams beigetragen hat. Um so einfacher sind fehlende Leistungsbereitschaft und mangelndes Engagement zu erkennen.

Denn: „Sobald potenzielle Faulenzer sich nicht mehr hinter der Anonymität der Gruppe verstecken können, sondern sich deren sozialem Druck ausgesetzt fühlen, können aus ihnen wahre Teamkraftpakete werden“.

Video: Leon Windscheid „Das Geheimnis der Psyche“, gelesen von Demselben – Hörbuch-Hörprobe

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