Clooney legt bei Boykott-Aufruf gegen Sultan von Brunei nach

In Brunei droht Schwulen und Lesben von diesem Mittwoch an die Todesstrafe. An die Spitze des internationalen Protests hat sich George Clooney gesetzt. Der Sultan bleibt stur. Dass es tatsächlich zu Steinigungen kommt, ist aber nicht wahrscheinlich.
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George Clooney macht weiterhin gegen die Todesstrafe in Brunei mobil.Foto: Andrew Milligan/PA/dpa
Epoch Times2. April 2019

Die Zwillinge von George Clooney und seiner Frau Amal, Ella und Alexander, sind noch keine zwei Jahre alt. Was schwul ist und was Steinigung bedeutet, wissen die beiden Promi-Kinder noch nicht. Wohl aber in ein paar Jahren.

Und dann kommt vielleicht die Frage: „Stimmt es, dass der Kerl, dem all diese tollen Hotels gehörten, schwule Leute zu Tode steinigen ließ?“ Und die Antwort lautet: „Ja.“ Und die nächste Frage dann: „Und Du bist trotzdem weiterhin da reingegangen?“

Bislang ist das nur das Gedankenspiel eines spät Vater gewordenen Hollywood-Stars. Aber mit diesem fiktiven Dialog hat Clooney (57) in einer Kolumne für das Online-Portal „Deadline“ jetzt selbst noch einmal erläutert, warum er so nachdrücklich gegen den Sultan von Brunei, Hassanal Bolkiah (72), mobil macht. In dem Kleinstaat auf Borneo, der drittgrößten Insel der Welt, kann Homosexualität von diesem Mittwoch an mit der Hinrichtung bestraft werden. Auf gleichgeschlechtlichen Sex steht nun die Todesstrafe durch Steinigung.

Die Empörung darüber ist groß. Die Vereinten Nationen forderten das Mitgliedsland auf, die Strafen nicht in Kraft zu setzen. Von zahlreichen westlichen Regierungen kommt Protest. Das Auswärtige Amt in Berlin bestellte Bruneis Botschafterin ein. Amnesty International appellierte, auf „unmenschliche Strafen“ zu verzichten. Die meiste Aufmerksamkeit bekam jedoch Clooney. Der Schauspieler rief dazu auf, künftig alle Luxushotels zu boykottieren, die dem Sultan gehören. Andere Prominenz wie Elton John und Jamie Lee Curtis schloss sich an.

Dazu muss man wissen, dass der Sultan nicht nur einer der dienstältesten (seit 1967), sondern auch einer der reichsten Monarchen der Welt ist. Sein Vermögen wird, dank enormer Mengen an Erdgas und Öl, auf viele Milliarden Euro geschätzt. Von drei verschiedenen Frauen hat er zwölf Kinder. Zudem ist Bolkiah nicht nur Sultan, sondern auch noch Regierungschef, Außen-, Finanz- und Verteidigungsminister sowie „Oberhaupt der offiziellen Religion“. Staatsreligion in Brunei ist eine Form des sunnitischen Islam. Der Palast, in dem er lebt, hat 1788 Zimmer.

In seinem Immobilienbesitz befinden sich über die Brunei Investment Company zudem neun Luxushotels in aller Welt: beste Adressen wie das „Beverly Hills“ und das „Bel Air“ in Los Angeles, das „Dorchester“ in London oder das „Plaza Athenée“ in Paris. In einigen davon gehörte auch Clooney schon zu den Gästen. Künftig will er dort nicht mehr übernachten und auch sonst nicht mehr hin. Andere sollen es ihm gleichtun. „Man kann die bösen Kerle nicht gut machen“, meint er. „Aber man kann die guten Kerle davon abhalten, Komplizen zu werden.“

Eine solche Initiative gab es schon einmal. 2014, als in dem Staat mit nicht einmal einer halben Million Einwohnern neue Strafgesetze der islamischen Scharia eingeführt wurden, hatte ein Boykott-Aufruf kurzzeitig Erfolg. Vorübergehend verzichtete der Sultan auf härtere Strafen. Dieses Mal ist das nicht zu erwarten. Als Antwort auf all die Kritik ließ Bolkiah erklären, dass alles wie geplant umgesetzt werde. Die Scharia solle nicht nur den Islam schützen, sondern auch Menschen erziehen.

In Brunei sind konservative islamische Kräfte schon seit einigen Jahren auf dem Vormarsch – wie zum Beispiel auch beim großen Nachbarn Indonesien, mit mehr als 200 Millionen Gläubigen das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Dass Schwule oder Lesben tatsächlich demnächst zu Tode gesteinigt werden, ist trotzdem nicht zu erwarten. Zwar gab es in Brunei auch in jüngerer Zeit Todesurteile, hingerichtet wurde aber seit Jahrzehnten niemand mehr.

Seit Einführung der neuen Scharia-Strafgesetze in 2014 wurde auch noch nie jemand öffentlich mit dem Stock gezüchtigt. Bislang hat die Androhung von Strafen eher erzieherischen Charakter. Es gibt im dortigen Rechtssystem auch Wege, sie zu umgehen. Manche Experten halten es jedoch für möglich, dass demnächst einmal an einem gleichgeschlechtlichen Paar ein Exempel statuiert werden könnte – nicht durch eine Steinigung, aber durch eine öffentliche Züchtigung.

Die Bestrafung von Homosexualität ist allerdings auch kein Alleinstellungsmerkmal von muslimischen Ländern. In Brunei – einem ehemaligen britischen Protektorat – war gleichgeschlechtlicher Sex auch schon zu Kolonialzeiten gesetzlich verboten. Wie im britischen Mutterland und vielen anderen europäischen Staaten vor nicht allzu langer Zeit auch noch. (dpa)



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