Freibadsaison: Bademeister in der Corona-Krise

Der Mai läutet in Deutschland die Freibadsaison ein. Normalerweise. Auch den Bädern macht die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Viele Bademeister geben die Hoffnung dennoch nicht auf.
Titelbild
Der Schwimmmeister Thomas Dyck sitzt im leeren Zollstockbad in Köln auf einem Sprungbrett.Foto: Oliver Berg/dpa/dpa
Epoch Times1. Mai 2020

Die Becken sind geschrubbt, die Wasserpumpen kontrolliert und die Schlüsselbänder für die Garderobenschränke sind auch schon erneuert. Ginge es nach Schwimmmeister Thomas Dyck aus Köln könnte die Freibadsaison starten.

Aber ob auch in diesem Sommer in deutschen Freibädern trotz Corona-Pandemie geplanscht und gerutscht werden kann, steht noch nicht fest. Langweilig ist vielen Schwimmmeistern trotzdem nicht.

Martin Minkwitz geht dieser Tage so einiges durch den Kopf. Er ist Schwimmmeister in Berlin-Kreuzberg und dort für ein Wellenbad und das Freibad Prinzenbad zuständig. „Wir schmuggeln uns so durch“, sagt Minkwitz, der seit 1986 in seinem Job arbeitet. Mit 10 statt wie normalerweise mit 20 Kollegen arbeitet Minkwitz aktuell im geschlossenen Wellenbad am Spreewaldplatz. Mit jedem weiteren Schließungstag stelle sich die Frage, mit was sich Minkwitz und seine Kollegen beschäftigen können. Die vorübergehende Lösung: „Wir schwingen den Pinsel, wir malern alles was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt Minkwitz. Im Freibad liefen die Vorbereitungen für die Saison derweil auf Hochtouren.

Seit den coronabedingten Schließungen im März sind Hallenbäder zu. Die meisten Freibäder öffnen üblicherweise Mitte Mai. Noch ist das aber nicht in Sicht. Großveranstaltungen sind bundesweit bis zum 31. August verboten. Ob auch Schwimmbäder unter diese Regel fallen, sei bisher noch nicht klar, sagt Christian Ochsenbauer, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Der Bund will bei der nächsten Schaltkonferenz mit den Ministerpräsidenten am 6. Mai entscheiden, ob ein weiterer größerer Öffnungsschritt bei den strikten Corona-Beschränkungen möglich ist.

Spätestens zum Beginn der Sommerferien müssten die Freibäder öffnen, sagt Ochsenbauer. „Sonst lohnt sich der Aufwand nicht.“ Die Bäder würden ohnehin nicht kostendeckend betrieben. Rund 2700 Freibäder gibt es laut Ochsenbauer in Deutschland und einige mehr Hallenbäder. Gerade für die Freibadsaison würden zudem viele Saisonkräfte benötigt, die sich nicht von jetzt auf gleich finden ließen. Die Badbetreiber bräuchten darum klare Ansagen, so Ochsenbauer.

Und obwohl es die nicht gibt, laufen etwa auch in Chemnitzer Bädern die Vorbereitungen. Schwimmmeister und Badtechniker sind im Dienst, um die Saison vorzubereiten – unter „außergewöhnlichen Bedingungen“, sagt Siegfried Kaubisch. Eine Schlammlawine im Außenbecken, Havarien und andere Notfälle – in seiner 30-jährigen Zeit im Bädergeschäft habe er als Leiter der städtischen Bäderabteilung in Chemnitz schon vieles gesehen, sagt er. Zur aktuellen Situation fällt ihm trotzdem kein Vergleich ein.

35 Grad und geschlossene Freibäder? Das will sich Kaubisch gar nicht erst vorstellen. „Ich bin Berufsoptimist“, sagt er. Ein Sommer ohne Bäderbetreib ist auch für Dyck nicht vorstellbar. In seinem Kölner Zollstockbad gibt es einen Innen- und einen Außenbereich. Er befürchtet, dass viele Menschen auf unüberwachte Seen ausweichen und die Unfälle dadurch steigen könnten. Aus einem ähnlichen Grund sehnt auch Schwimmmeister Minkwitz die Wiedereröffnung herbei. Mit dem Wiederbeginn des Unterrichts müsse auch das Schulschwimmen wieder starten. „Wir haben es in den letzten Jahren gesehen. Es gibt immer noch viele Badetote, weil viele Kinder einfach nicht mehr richtig Schwimmen lernen.“

Wie so eine Eröffnung aussehen könnte, dazu hat sich die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen Gedanken gemacht und einen Pandemie-Plan entworfen. Begrenzung der Besucherzahl, regelmäßige Desinfektion von Flächen, Abstandsmarkierungen, so lauten einige der Vorschläge.

Die großen Liegewiesen und alle Becken kontrollieren, Minkwitz ist skeptisch, dass das mit dem vorhandenen Personal zu stemmen ist. „Es wird eine große Herausforderung“, sagt auch Thomas Dyck aus Köln. Aber er glaubt, dass sein Schwimmbad auch mit zusätzlichen Auflagen die Schwimmbadsaison meistern könne. Security-Personal etwa könne die Liegewiesen überwachen. Auch Berufsoptimist Kaubisch hält das für machbar. Nach derzeitigem Stand töte das Chlor zudem die Viren und in Sachen Hygiene seien sie in den Schwimmbädern ohnehin Profis. (dpa)



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