An Dietrich Buxtehude, in Liebe

Simone Stella spielt in Florenz in der berühmten Orsanmichele-Kirche seine Buxtehude-Interpretationen
Titelbild
(Zur Verfügung gestellt von Simone Stella)
Von 4. September 2009

Als Verbindungsglied zwischen Heinrich Schütz, dem Vater der deutschen Musiker, und Johann Sebastian Bach, dem Giganten der deutschen Komponisten, besetzt Dietrich Buxtehude einen einzigartigen Platz in der Geschichte der barocken Musik. Der junge Organist und Komponist Simone Stella will das Interesse an Buxtehude wiederbeleben und initiierte eine Reihe von Konzerten am Geburtsort der italienischen Renaissance – der Stadt Florenz.

Die Konzertreihe mit dem Namen Complete Organ Works by Dietrich Buxtehude (gesammelte Orgelwerke von Dietrich Buxtehude) wird in der historischen Kirche Orsanmichele in Florenz veranstaltet. Am 30. August wurde das vierte aus einer Serie von zehn kostenlosen Konzerten abgehalten.

Simone Stella sprach mit The Epoch Times über seine Freude, das Event mit zu organisieren und an ihm teilzunehmen.

„Der Wunsch, die kompletten Orgelwerke von Buxtehude aufzuführen, entstand aus meiner Liebe zu Buxtehudes Musik, die wirklich reich und voller frischer musikalischer Ideen ist.“

Simone Stella, der auch der Organist an der Kirche Orsanmichele ist, sagte, der Zweck der Initiative sei, Buxtehudes Orgelmusik einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, da sie nicht so oft gespielt wird wie beispielsweise die Musik von Bach. „Zwischen März 2009 und Juni 2010 habe ich in der Orsanmichele-Kirche in Florenz zehn kostenlose klassische Konzerte geplant, die jeweils sonntags um 17:30 Uhr veranstaltet werden.“

Die Kirche befindet sich im historischen Kern von Florenz; daher war sich Stella sicher, dass die Konzerte eine große Anzahl von Besuchern anziehen würden. In jedem Konzert bemüht sich der junge Organist, sakrale und profane Stücke Buxtehudes einzubeziehen. Er beabsichtigt, den Zuhörern sowohl die spirituellen als auch die sozialen Aspekte der Musik Buxtehudes näher zu bringen.

„Im nächsten Konzert werde ich drei Präludien spielen: D-Dur, Fis-Moll und G-Moll. Das sind profane Werke, im Stylus Phantasticus geschrieben, einer Stilrichtung, die Improvisation und komplexen Kontrapunkt kombiniert.“

„Zudem werde ich eine Ciacona, eine Reihe von Variationen auf einem Ostinato-Bass und mehrere Choral-Präludien wie ´Vater Unser im Himmelreich` und ´Von Gott Will Ich Nicht Lassen` aufführen  –  geistliche Stücke, die auf der Basis von liturgischen Melodien komponiert wurden.“

Klein aber fein – Die Tamburini-Orgel in Florenz

Simone Stella an seiner geliebten Orgel in Florenz, der Tamburini-Orgel von Orsanmichele. (Zur Verfügung gestellt von Simone Stella)
Simone Stella an seiner geliebten Orgel in Florenz, der Tamburini-Orgel von Orsanmichele. (Zur Verfügung gestellt von Simone Stella)

Die choralen Präludien, die für das Programm ausgewählt wurden, passen zum liturgischen Kalender. „Auf diese Weise kann die Öffentlichkeit den musikalischen Feuerwerken und der Virtuosität der weltlichen Werke zuhören und dann in die süße, spirituelle Atmosphäre der geistlichen Stücke eintauchen.“ Simone Stella, heute 29 Jahre, ist seit seinem neunten Lebensjahr in die Musik verliebt. Damals begann er am Konservatorium „Luigi Cherubini“ in Florenz Klavierstunden zu nehmen.

Seine Leidenschaft allerdings gehört der Orgel. „Meine Erfahrung mit der Orgel begann, als ich ein Kind war. Jedes Mal, wenn ich eine Kirche betrat und der Orgelmusik lauschte, hatte ich ein einzigartiges Gefühl.“

Mit 15 Jahren begann Stella, in einer Kirche nahe seines Hauses auf einer Renaissance-Orgel zu spielen. Aus diesem Interesse entwickelte sich am Konservatorium in Florenz unter der Anleitung von Mariella Mochi und Alessandro Albenga Professionalität.

„Sehr wichtig für mein Barock-Training waren die Orgelstunden bei Matteo Imbruno, dem Organisten in der Oude Kerk in Amsterdam und die Cembalostunden in Rom bei Francesco Cera – sie vermittelten mir eine Menge an Techniken und Musikalität.“

Die Orgel in der Orsanmichele-Kirche ist eine Tamburini-Orgel, benannt nach ihrem Erbauer, Tamburini, einem italienischen Orgelbauer aus der Stadt Crema. Diese Orgel wurde vor 20 Jahren erbaut.

„Es ist ein charmantes, mechanisches Instrument“, so Stella. „Ein wenig klein, vielleicht nicht das Ideale, um Buxtehude darauf zu spielen, aber dennoch fähig, die Magie seiner Musik herauszuarbeiten.“ Obwohl die Tamburini-Orgel klein ist, schafft es Stella, den mächtigen Klang einer großen Kirchenorgel zu produzieren. Der Name der Kirche – Orsanmichele –  kann als „Küchengarten St. Michael“ übersetzt werden. Tatsächlich war sie auf dem Platz des Küchengartens des Klosters von San Michele, das heute nicht mehr existiert, erbaut worden.

Buxtehude und seine Musik

Als aktiver Musiker und Komponist von instrumenteller Musik schätzt Simone Stella die Chance, die Musik eines brillanten und produktiven Musikers wie Dietrich Buxtehude ins öffentliche Interesse zu rücken.

„Der deutsch-dänische Dietrich Buxtehude (1637-1707) ist das ultimative Genie der ‚Norddeutschen Orgelschule‘, die vom holländischen Komponisten Jan Pieterszoon Sweelinck gegründet wurde,“ sagt Stella.

Inspiriert von der frühen italienischen Barockmusik, wurde Buxtehude als berühmtester Organist betrachtet – noch vor Bach. „Leider wurde er zwischen zwei großartigen Phänomenen der Musikgeschichte geboren, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach; daher wird seine Wichtigkeit nicht genügend anerkannt“, so der Musiker.

Nichtsdestotrotz bleibt Dietrich Buxtehude ein herausragender Komponist von geistlicher vokaler Musik, auf einer Stufe mit Schütz und Bach. Er hinterließ hervorragende Stücke von außergewöhnlicher Einfachheit, aber dennoch von großem künstlerischen Wert. „Ich werde von Buxtehude sehr inspiriert: Seine Sprache ist ehrlich, einfach, aber gleichzeitig kultiviert, sehr instinktiv, manchmal aggressiv. Ich fühle mich mit seinen Kompositionen wirklich sehr verbunden.“

Simone Stella erwähnte in dem Interview auch, dass ihn Johann Sebastian Bach sehr inspiriert und dass Bachs Musik Perfektion repräsentiert: „Bachs Musik wurde stets in einer Balance zwischen Rationalität und Instinkt, Geist und Herz geschrieben – alles perfekt ausgeglichen.“

Der junge italienische Musiker glaubt, dass Musik fähig ist, die tiefsten Seiten der menschlichen Seele zu berühren. Er ist sicher, dass sie ein essentielles Element für unser Leben darstellt. Wir benötigen diese Sinneseindrücke, welche nur die Musik erreichen kann. Darüber hinaus spielt die Musik eine wichtige Rolle für die menschliche Moral.

„Musik kann zu Glauben führen und Glaube kann die Moral verbessern.“ Stella sprach von der Verantwortung eines Musikers und meint, dass ein Künstler den Menschen dazu verhelfen könne, ein besseres Leben zu führen.

Die Musik, so ist Stella überzeugt, bringt die Menschen zusammen und lässt sie sich weniger einsam fühlen. „Der Musiker ist nicht nur ein Entertainer, eher ist er das physische Instrument, welches Gefühle in die Herzen der Menschen bringt und dazu beiträgt, dass sie sich weniger einsam in dieser harten Welt fühlen.“

Weitere Informationen über die Konzertreihe im Internet: http://www.classical-composers.org/concert/3709

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr.33/09

(Zur Verfügung gestellt von Simone Stella)
(Zur Verfügung gestellt von Simone Stella)


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