Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe

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Foto: Universitätsbibliothek Heidelberg
Epoch Times29. Juni 2010

Als Beitrag zum 625-jährigen Jubiläum der Universität der Stadt Heidelberg präsentiert die Universitätsbibliothek ab Oktober 2010 mit dem Codex Manesse ihren wertvollsten Schatz im Original.

Die großformatige Prachthandschrift zählt zu den bedeutendsten Handschriften des Mittelalters. Sie entstand zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Zürich vermutlich auf Initiative von Johann und Rüdiger Manesse, die die mittelhochdeutsche Lieddichtung in ihrer gesamten Gattungs- und Formenvielfalt zusammentragen wollten. Die ältesten im Codex versammelten Texte reichen bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück, viele Dichtungen sind hier einmalig überliefert: Der Codex Manesse ist damit eines der Schlüsselzeugnisse für die Literatur und Kultur der Stauferzeit.

Das die Lieder im Codex Manesse beherrschende Thema ist die Minne, die Liebe zwischen Mann und Frau. Während sie in den Zeugnissen des Frühmittelalters noch keine Rolle spielte, wurde die Liebe in der Stauferzeit als literarisches Sujet entdeckt und zum Gegenstand einer komplexen gesellschaftlichen Diskussion.

Fortan konnte es einem Ritter nicht mehr genügen, die von ihm begehrte Dame zu besitzen, er wollte vielmehr – wie in einer Vielzahl von Texten und Bildern immer neu reflektiert und diskutiert wurde – von ihr geliebt werden. Der Minnediskurs beeinflusste damit nicht nur das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Er wandelte auch das Selbstverständnis des Adels und die Umgangsformen innerhalb der höfischen Gesellschaft. Die Texte und Bilder des Codex Manesse fangen diesen Wandel exemplarisch ein.

Für einen ersten Eindruck wie die im Codex Manesse gesammelten Lieder in der Zeit wohl geklungen haben könnten seien die Aufnahmen des Ensembles I Ciarlatani sehr empfohlen. Das in der Mittelalterszene bekannte Eberbacher Ensemble nimmt seine Zuhörer in sanft beschwingender und bezaubernder Art mit auf eine Reise ins Mittelalter. (red)

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