Der Glaube inmitten des Terrors

Mit wahrem Hintergrund und authentisch anmutenden Bildern erzählt Xavier Beauvois, wie neun französische Mönche in Algerien zwischen die Fronten von Terroristen und einer korrupten Armee geraten. Die Handlung wird von klösterlichen Gebetsgesängen und alltäglicher Arbeit begleitet.
Titelbild
Foto: NFP marketing & distribution
Von 26. Oktober 2010

Nach seiner Uraufführung in Cannes bekam der Film „Von Menschen und Göttern“ in Frankreich viel Medienaufmerksamkeit und wurde sogar mit dem Großen Preis der Jury 2010 geehrt. Die Begeisterung galt nicht nur der Inszenierung selbst, sondern auch der Thematik. Denn das konfliktreiche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ist nach wie vor aktuelles politisches Thema und steht bei Presse und Jurys oft hoch im Kurs.

Der Film besticht durch seine Authentizität der Charaktere und die naturalistische Kulisse, einer echten Landschaft und eines echten Klosters. „Ich brauchte ein echtes Kloster, das wir in ein falsches Studio verwandeln konnten. Es ist durchaus möglich, wunderbare Filme im Studio zu drehen. Aber ich weiß nicht, wie man das macht“, so der erfahrene Regisseur über seine Arbeit. Seine Inszenierung passt er dem asketischen und bedächtigen Leben der Mönche an. Die klassische Spannungskurve findet man nicht, sondern eher einen recht natürlich fließenden Handlungsablauf. Der Anfang des Films erinnert an eine Dokumentation über das Alltagsleben albanischer Dorfbewohner im 20. Jahrhundert.

Im “Kapitel”, der gemeinsamen Aussprache in der Gruppe, erörtern die Mönche von Tibhirine ihre Situation und die Frage, ob sie bleiben oder das Kloster verlassen sollen.Im “Kapitel”, der gemeinsamen Aussprache in der Gruppe, erörtern die Mönche von Tibhirine ihre Situation und die Frage, ob sie bleiben oder das Kloster verlassen sollen.Foto: NFP marketing & distribution

Beauvois stellt die Konfrontation zwischen standhaftem Glauben und den Schrecken militärischer Gewalt eindrucksvoll in einer Szene dar: Die Mönche halten eine Messe ab, im selben Moment kommt ein Hubschrauber und umkreist die Kirche. Erschrocken von diesem ohrenbetäubenden Lärm, beginnen die Mönche in ihren weißen Roben eng aneinander stehend zu singen. Es scheint, als wollten sie der drohenden Gewalt mit ihrem klangvollen Chorgesang entgegenwirken. Eindrucksvoll sind die Bilder, bei denen sich der  Kanonenlauf aus dem Hubschrauber und der Mönchschor in weißen Roben abwechseln. Wie Heilige und Helden der Barmherzigkeit wirken die Mönche in diesem Moment.

Das Geschehen soll sich tatsächlich Mitte der 1990er-Jahre in der algerischen Stadt Tibhirine zugetragen  haben. Sieben französische Mönche des Trappistenordens vom Kloster „Notre-Dame de I’Atlas“ sterben einen Märtyrertod. Als Ärzte und Lehrer leisten sie Entwicklungshilfe für die Dorfbewohner. Unter dem Druck, sich von politischen Unruhen aus dem Dorf vertreiben zu lassen oder zu bleiben, um ihre unvollendete Mission zu erfüllen, entscheiden sich alle gemeinsam zu bleiben. Dieser Entschluss bedeutete den Tod. Ob nun die Entführung und Ermordung von der GIA – der Groupe Islamique Armé (bewaffnete islamische Gruppe) – oder der algerischen Armee zu verantworten ist, bleibt bis heute noch im Dunkeln. Die Ermittlungen zu diesem Fall laufen noch.

Bruder Christophe (Olivier Rabourdin), der jüngste der Mönche, hadert angesichts der Situation vor Ort mit seinem Glauben.Bruder Christophe (Olivier Rabourdin), der jüngste der Mönche, hadert angesichts der Situation vor Ort mit seinem Glauben.Foto: NFP marketing & distribution

Einer der Mönche (Luc, der Arzt) legt eine Kassette in den Rekorder und drückt den Abspielknopf. „Der sterbende Schwan“ von Tschaikowsky erklingt. Er nimmt zwei Flaschen Wein, stellt sie auf den Tisch und setzt sich zu seinen Brüdern. Anscheinend voller Vorahnung, dass dies ihr letzter gemeinsamer Abend ist, zelebrieren sie das Zusammensein mit Wein. In dieser Szene werden die neun Mönche als Märtyrer dargestellt. Eine Filmsequenz zeigt alle Mönche zusammen am Tisch sitzend, Christian, der Abt, ist in der Mitte des Bildes zu sehen. Dies erinnert sehr stark an Leonardo da Vincis Bild „Das letzte Abendmahl“.

Ab dem 16.12.2010 in den deutschen Kinos zu sehen.

Foto: NFP marketing & distribution

 



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