Die Kunst auf dem Ei

Zu Besuch beim Internationalen Ostereiermarkt im Schloss Schwetzingen
Titelbild
Die Künstlerin Dien Kerstjens aus den Niederlanden widmet sich ganz den Naturmotiven, die sie in gelungener Weise mit der Acryltechnik detailgetreu umsetzt. (Foto: Die Neue Epoche)
Von 15. März 2007

Auf dem Internationalen Ostereiermarkt im Schwetzinger Schloss, Rhein-Neckar-Kreis, zeigten vier Wochen vor Ostern etwa 50 Künstler aus verschiedenen Ländern Europas die Vielfältigkeit des Eierverzierens. Die beiden Organisatorinnen Christa Treiber und Helga Eeuwyk, welche selbst leidenschaftliche Künstlerinnen sind, haben insbesondere das Anliegen, nicht nur die neuesten Entwicklungen der zeitgenössischen Eierkunst zu zeigen, sondern auch das Kulturgut unserer Vorfahren zu erhalten. Die traditionelle Grundlage des verzierten Ostereis wurde hier insbesondere durch das Kunsthandwerk des Deutschen Böhmerwaldbundes repräsentiert. Nahezu an jedem Stand konnten die Besucher den Ausstellern bei ihrem künstlerisch-handwerklichen Geschick einen Blick über die Schulter werfen und sich fachmännischen Rat und Tipps für das eigene Hobby zuhause einholen. So bekamen all die diversen Techniken ihre Geltung, vom Traditionellen ausgehend wie beispielsweise der Kratztechnik bis hin zur Entfaltung des eigenen kreativen Stils.

Edle vergoldete Ostereier stellt die Künstlerin Daniela Volkmer aus Uffing her. Für die Anfertigung dieser Kostbarkeiten wird 22,5-karätiges Blattgold verarbeitet. Liebhaber dieser feinen und aufwändigen Kunstform greifen dafür durchaus mal tiefer ins Portemonnaie, um ein solches Exponat zu erwerben. Mit einer besonderen Anlegemilch und einem speziellen Feinhaarpinsel wird das Material „angeschossen“, wie man dies in der Fachsprache nennt. Alternativ zu diesen Schätzen gibt es die preisgünstigere Variante, bei der goldleuchtendes Blattmessing verarbeitet wird und zudem auch etwas einfacher aufzutragen ist. Nach der Vergoldung, ob nun mit echtem Blattgold oder Blattmessing, unterliegt das Ei zunächst einer Trocknungszeit, danach wird die Oberfläche poliert und anschließend mit Hartlack überzogen. Dann werden die Eier mittels Tuschepinsel mit kunstvollen Ornamenten verziert.
Nach der Bemalung wird das Ei noch fixiert, um einen matten Glanz zu erzielen und die Zeichnung zu schützen.

Impressionen von blütenreichen Bauerngärten kreiert die erfahrene Meisterin der Stickkunst Elisabeth Klein seit mehr als zehn Jahren auf echte Eier. Dabei werden farbenfrohe Seidenbändchen in vorgebohrte Löcher durch die Eierschale hindurchgefädelt, sodass vielfältige Blütenarrangements entstehen. Der dreidimensionale Effekt und der edle Glanz der reinen Seide lassen Kenner ihre außergewöhnliche Kunst am Ei als „Poesie am Ei“ bezeichnen. Die heute in Frankreich lebende und sich ganz ihrer Muse widmende Fachfrau hat auch ein Anleitungsbuch über Seidenbandstickerei verfasst, in dem sie die vielfältigen Stickstiche erläutert. Nach ihren Recherchen müssten die Ursprünge der traditionellen Bändchenstickerei bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. Sie entdeckte nämlich in einem Museum im Spessart ein Taufkleid um 1640 mit dem Stichmotiv der „gewebten Rose“. In der Zeit des französischen Rokoko waren nur Angehörige aus den Königshäusern, Adelige und Hofdamen privilegiert und konnten es sich auch leisten, edel bestickte Kleidung und bestickte Schuhe zu tragen. Die Anfertigung durch „offiziell genehmigte“ Stickerinnen dauerte oftmals Monate. Auch heutzutage gewinnt die Seidenbandstickerei wieder zahlreiche Anhänger, da sich viele Materialien mit floralen Stickmotiven verschönern lassen.

Am Böhmerwälder Stand gibt es für den Besucher einen originellen und doch schon so traditionsreichen Effekt, den Hanni Klump vorführt. Sie setzt ihre Finger an einem bemusterten Ei an, zieht an einem kleinen Haltegriff und es entfaltet sich ein Stoffband mit der Aufschrift: „Nur in der Stille finden wir Zugang zu uns selbst, erfahren wir etwas von der Seele und der Vielfalt unseres Wesens.“ Spruchbandeier werden diese regelrechten Überraschungseier genannt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um ein kleines Spruchband, das aus einem verzierten Gänseei heraus gezogen wird und mittels einer kleinen Kurbel wieder eingerollt werden kann. Diese Art von Eiern waren bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts als Geschenk ein beliebter Brauch in der böhmischen und mährischen Bevölkerung, der über das ganze Jahr hindurch gepflegt wurde. Zum Haussegen, aber auch zur Kommunion, der Hochzeit, oder einfach als persönliches Freundschaftsgeschenk zum Zeichen der liebevollen Verbundenheit bescherten sich die Menschen Freude mit diesen Spruchbandeiern.

Mit einem feinen Schriftzug verziert Maria Koch hingegen die Eierschale direkt mit einem Vers: „Das Leben eines jeden Menschen ist ein von Gotteshand geschriebenes Märchen.“ So lautet beispielsweise ein Spruch, der auch einen tieferen religiösen Sinn vermitteln möchte. Solche Sprüche, in Schönschrift gestaltet, gehörten in alten Zeiten zum alltäglichen Leben und weisheitsvollen Gedankengut. Auch heutzutage lassen sich Menschen inspirieren, die Fragen nach dem tieferen Sinn des menschlichen Daseins zu ergründen, wie sich dies an der Beliebtheit dieser traditionsreichen Eier widerspiegelt.

Die aus den Niederlanden stammende Ausstellerin Arens Mia hat eine besondere Vorliebe für Nostalgie. Mit der Aquarellmaltechnik weckt sie die Erinnerungen an Kindheitstage und die Sehnsucht nach einer schönen heilen Welt. Liebevoll ausgestaltete Motive vom Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren, von vielfältigen Frühlings- und Sommerblumen, zwitschernden Vögeln und bunten Schmetterlingen sowie einer Bootsfahrt auf dem Seerosenteich schenken dem Betrachter ein Stückchen Lebensfreude durch alle Jahreszeiten hinweg.

Weitere Ausstellungsorte:
Samstag, den 31.3.2007 von 11:00 – 18:00 Uhr und
Sonntag, 1.4.2007 von 11:00 – 18:00 Uhr
im Luisenpark Mannheim, Festhalle Baumhain

http://www.ostereiermarkt.com/

Erkundigen Sie sich auch in Ihrer Region nach Ostereiermärkten, die in der Frühjahrszeit in vielen Städten und Gemeinden stattfinden.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion