Fotoausstellung „China im letzten Jahrhundert“ in Frankfurt

Titelbild
(co Guest of Honour China)
Von 17. Juni 2009

Der erste Auftritt der Volksrepublik China als Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vollzog sich am Montag in kleinem Rahmen. Die Foto-Ausstellung „China im letzten Jahrhundert“ wurde in der Frankfurter Zentralbücherei von Vizegeneralkonsul Wang Xiting (an chinesische Namen werden wir uns bis zur Buchmesse verstärkt gewöhnen müssen) und von Dr. Sabine Homilius, gastgebende Direktorin der Frankfurter Stadtbücherei, eröffnet. Emsig versuchten chinesische Fotografen die kleine, überwiegend chinesische Zuhörerschaft unter nicht enden wollendem Blitzlichtgewitter aus allen möglichen Blickwinkeln gut ins Licht zu setzen. Eine Eigeninszenierung gewissermaßen.

Auf einem Rundgang durch die Ausstellung kommentierte die Ausstellungs-Kuratorin Bi Chunping die meisten der nach Familien zusammengestellten rund 100 Privat-Fotos. Sie wurden von ihr aus 10.000 Bildern ausgewählt und umspannen eine Periode von rund hundert Jahren. Sie erzählen Geschichten von 30 chinesischen Familien aus unterschiedlichen Schichten, kurze erklärende Texte helfen dem Betrachter. Ob exemplarisch oder sehr individuell, die meisten Familiengeschichten lassen sich subsummieren unter der alten chinesischen Spruchweisheit: „Wer mit wenig zufrieden ist, der ist wirklich reich.“

Manch kuriose Konstellation befindet sich auch darunter, die ehrlich das beleuchtet, was man chinesische Prüderie oder auch Zurückhaltung nennen könnte. Daneben auch Dramatisches, Vergnügliches und Zeittypisches. Ein junger Mann sitzt als stolzer Soldat auf seinem kastanienfarbenen Pferd; ein junges Paar „durfte“ gerade in die Partei eintreten (es ist ganz selbstverständlich die kommunistische Partei); das Bild des Großvaters stammt noch aus der Zeit der Qing-Dynastie und zeigt ihn mit dem typischen langen Zopf und in traditioneller Kleidung. Großmutters sicher unter Qualen gebundene „Lotusfüßchen“ stecken in kleinen Pantöffelchen. Ein späterer Harvard Absolvent mit Master Degree lernte einst in China das Kinderlied: „Die chinesischen Eltern wollen, dass ihre Kinder auf das Schlachtfeld ziehen. Rückkehr ohne Sieg ist eine Schande.“

Chen Zengkun mit seinen Söhnen, eins der ältesten Fotos der Ausstellung. Der Vater trägt den typischen Zopf der Qing-Dynastie, die Kinder tragen das Haar auf dem Kopf gebunden, man nannte das einen „Stock in Richtung Himmel“. Jeder hält einen Fächer in der Hand, auf dem das Tier seines Geburtsjahres abgebildet ist, beim Vater ist der Tiger, beim älteren Sohn das Pferd zu erkennen.  (co Guest of Honour China) 
Chen Zengkun mit seinen Söhnen, eins der ältesten Fotos der Ausstellung. Der Vater trägt den typischen Zopf der Qing-Dynastie, die Kinder tragen das Haar auf dem Kopf gebunden, man nannte das einen „Stock in Richtung Himmel“. Jeder hält einen Fächer in der Hand, auf dem das Tier seines Geburtsjahres abgebildet ist, beim Vater ist der Tiger, beim älteren Sohn das Pferd zu erkennen. (co Guest of Honour China)

Leider lässt die angestaubte Art der Präsentation den Betrachter schnell ermüden. Da könnte ein gemeinsamer Besuch mit chinesischen Freunden (so man welche hat) vielleicht erfrischend wirken, denn die würden sicherlich manches kritischer beleuchten, den einen oder anderen patriotischen Glorienschein etwas tiefer hängen und auch über Parallelen zu ihrem eigenen Leben berichten. Direktorin Homilius regte an, dass deutsche Besucher Parallelen oder Kontraste zu ihrem eigenen Leben suchen und abbilden, um daraus eventuell sogar eine „Ausstellung in der Ausstellung“ entstehen zu lassen.

In China gäbe es sehr viele Verlage, mindestens 500, betonte in aller Einfalt ein Mitglied des chinesischen „China als Ehrengast“- Office. Man wird stutzig. Allein in der Bundesrepublik Deutschland gibt es mehr als 2.000 Verlage, die mit einander konkurrieren. Es ist also angebracht, Nachrichten aus chinesischen Quellen mit einem besonderen Entschlüsselungscode zu lesen. Bei der Ausstellung zählt dazu, die Verbrechen und Grausamkeiten, die geschätzten 80 Millionen Toten, die in den letzten 60 Jahren auf das Konto der KP-Herrschaft gingen, im Hinterkopf zu haben, auch wenn in den Familiengeschichten patriotische Gedanken dominieren.

Da habe ich doch fast vergessen, den chinesischen Fotografen zu zitieren, der zu Beginn auch einige Sätze sagte, die sozusagen den Bogen zur Buchmesse schlagen sollten und der sich zu der Behauptung verstieg: In China kenne fast jeder Goethes „Leiden des jungen Werthers“. Na dann frohe Buchmesse mit Ehrengast China!

 

Die Frankfurter Buchmesse findet in diesem Jahr vom 14. – 18. Oktober statt

 

(co Guest of Honour China) 
(co Guest of Honour China)


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