Fulminante Eröffnung des 10. Musikfestes in Berlin mit Barenboim und Dudamel

Titelbild
Berliner PhilharmonieFoto: Getty Images
Von 3. September 2014

Berlin gehört nach wie vor zu den bedeutendsten Musik-Metropolen der Welt, wo seit mehr als 130 Jahren die berühmtesten Künstler ihr Können unter Beweis gestellt haben. Der fast 72-jährige Pianist und Dirigent Daniel Barenboim spielte zur Eröffnung des 10. Musikfests Berlin 2014 am 2. September als Solist die zwei Klavierkonzerte von Johannes Brahms, eine kraftraubende musikalische Meisterleistung, die kaum zu überbieten ist. Am 3. September nochmals dieses enorm schwere Programm für eine begeisterte Zuhörerschaft.

An 21 Tagen finden in der Berliner Philharmonie und deren Kammermusiksaal insgesamt 31 Veranstaltungen statt, aufgeführt von 25 renommierten Orchestern, Instrumental- und Vokalensembles sowie von zahlreichen Solisten des internationalen Musiklebens.

Die Berliner Staatskapelle, zu deren Generalmusikdirektor Daniel Barenboim auf Lebenszeit vor über 20 Jahren gewählt wurde, machte den sensationellen Auftakt. Der 33-jährige venezolanische Dirigent Gustavo Dudamel, eines der Wunder am Künstlerhimmel und möglicher Kandidat als künftiger Chef der Berliner Philharmoniker, wenn Sir Simon Rattle 2018 nach 16 Jahren seine Ära beenden wird, war der geradezu perfekte Partner für den genialen Künstlerkollegen Daniel Barenboim.

Bereits beim Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker im Juni dieses Jahres hatte Dudamel unter Beweis gestellt, wie man die 1. Sinfonie von Johannes Brahms auf neue und gleichzeitig authentische Weise gestalten kann. Die Freude der Philharmoniker war deutlich spürbar – das Publikum war verzaubert.

Brahms for ever …

Und nun am 2. September die monumentalen Klavierkonzerte von Johannes Brahms an einem Abend, Nr. 1 d-moll, Nr. 2 B-Dur. Da fehlen die Worte – Staunen, Bewunderung und Dankbarkeit bleiben in Herz und Hirn für immer aufbewahrt.

Man wird an das historische Ereignis erinnert, als Johannes Brahms (1833 – 1897) persönlich ein Jahr vor seinem Tod am 10. Januar 1896 in Berlin seine zwei Klavierkonzerte dirigierte, als Solist gespielt von dem 1864 in Glasgow geborenen Pianisten und Komponisten Eugène d`Albert, der ein Meisterschüler von Franz Liszt war.

Damals begann ein intensives Interesse für die Musik von Brahms in der deutschen Hauptstadt. Als Brahms am 3. April 1897 im Alter von fast 66 Jahren in Wien starb, war die Musikwelt plötzlich und kurzfristig sehr arm, und dann begann ein künstlerisches Leben in Berlin wie kaum je zuvor.

Sechs Monate nach Brahms` Tod kam im Herbst 1897 der 10-jährige Arthur Rubinstein (1887 – 1982) aus Lodz/Polen zum Klavierstudium nach Berlin. Das siebte und jüngste Kind einer jüdischen Handweberfamilie wurde von seiner Mutter in die betriebsame und aufregende Weltstadt Berlin begleitet. Arthur Rubinstein war bis ins hohe Alter u.a. ein außergewöhnlicher Brahms-Interpret.

Noch mit 85 Jahren spielte Rubinstein mühelos und vollendet die zwei großen Klavierkonzerte, das zweite hat eine Länge von gut 50 Minuten. Im Alter von 12 Jahren spielte er erstmals das d-Moll-Konzert in kleinem Kreis, das er innerhalb weniger Wochen alleine einstudiert hatte.

Berliner Musik-Traditionen

Und hier beginnt in Berlin etwas Einmaliges, was sich mit dem Künstlergenie Daniel Barenboim bis heute fortsetzt. Arthur Rubinstein hatte den 14-jährigen Daniel in Israel in seinem Hause gehört, war überwältigt und öffnete ihm die Türen in die USA. Im Juni 1967 heiratete der 24-jährige Daniel in Jerusalem die englische Cellistin Jacqueline du Pré (1945 – 1987). Anschließend nur fünf Flittertage auf Einladung des damals 80-jährigen Arthur Rubinstein in seinem Haus in Marbella.

Wenige Jahre später steht der junge Barenboim am Dirigentenpult in London und der Grandseigneur des Klavierspiels Arthur Rubinstein spielt innerhalb weniger Tage alle fünf Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven – ein majestätisch klingendes Vermächtnis einzigartiger Klangkultur.

Und im 21. Jahrhundert nun zur Eröffnung des 10. Berliner Musikfestes lässt sich Maestro Barenboim von dem jungen, hochbegabten Kollegen aus Südamerika „dirigieren“. Eine große Tradition feiert immer wieder Erneuerung – unsterbliche Meisterwerke werden neu interpretiert und belebt durch Künstler, die unsere Herzen ergreifen.  Dankbar müssen wir sein, wenn Meister ihr Können Jüngeren so vermitteln, dass ein wichtiges Kulturgut der Menschheit nicht verloren geht.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion