Komik kontrovers – ein deutscher Jude packt aus!

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Foto: Gerald von Foris
Von 6. Februar 2011

Frei nach dem Motto „Golda meir, so ich Dir“ bricht der deutsch-jüdische Autor, Komiker und Entertainer Oliver Polak Tabus wie andere das Brot. Als Kind der einzigen jüdischen Familie in der niedersächsischen Stadt Papenburg aufgewachsen, sind für ihn seine Kindheit und Jugend als Jude ein unerschöpflicher Quell von Scherzen. Das erste Buch des Wahl-Berliners „Ich darf das, ich bin Jude“ wurde zum Bestseller, seine Show „Jud Süß Sauer“ ist jetzt auf CD erschienen.

„Über den Holocaust macht man keine Witze!“ empört sich so mancher beim deutschen Reiz-Thema Nummer Eins. Das Trauma, dass das deutsche und jüdische Volk schicksalhaft verbindet, gehört laut politically correctness an ausgewählten Daten mit bleierner Betroffenheit behandelt und danach wieder in die Vitrine der unantastbaren Themen gestellt.

Der Fall ist ernst

Reicht einmal im Jahr Gedenken zur Reichspogromnacht aus, um echtes Bewusstsein für Zivilcourage, Polit-Terror und Menschenrechte wachzuhalten? Hitler als Inkarnation des Bösen schlechthin lässt manchen Deutschen gemütlich vergessen, welch grausame Regime und deren Anführer heute unter verschiedenen Vorwänden Menschen terrorisieren und welche Verantwortung wir Mitmenschen haben.

Bigotte Bequemlichkeit dieser Art wird von Komiker und Entertainer Oliver Polak bewusst gestört. Indem er mit Reizwörtern wie „Holocaust“ betont flapsig umgeht, macht er kuschlige Lethargie unmöglich. Das passt nicht jedem, muss es aber auch nicht. Getreu dem Motto „Wenn das Lachen im Halse stecken bleibt, hat man länger etwas davon“ bricht Polak Tabus.

Darf er das oder sollte ihn die Humorpolizei verhaften? Die Frage nach der political correctness erübrigt sich, denn es liegt in der Natur der Sache, dass Humor provokant ist und gerade bei Reizthemen zeigt, dass diese noch emotionaler Verarbeitung bedürfen.

Wie hätten Sie ihr Opfer denn gern?

Wenn sich eine Person der Kategorie „Opfer“ nicht so verhält, wie man es von ihr erwartet, ist die Empörung groß und die Sympathiewerte gehen fix gegen Null. Diese Erfahrung musste Polak oft machen, Marke :„Wie kann er als Jude nur Witze darüber machen?“.

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Ein sehr großes Thema für ihn ist jüdisch sein in Deutschland, alltägliche Irritationen, die ihm begegnen. „Das ist ein Thema, weil sich das mein Leben lang natürlich angestaut hatte und wo ich mir dachte, ok, ich mache eine Show daraus. Und das ist jetzt die Show. Natürlich geht es in dieser Show auch um andere Sachen, um Pappenburg, oder um Pantomimen, Straßenhütchen-Spieler, die einen belästigen. Aber das deutsch-jüdische Verhältnis steht sehr im Vordergrund und dazu gehört nun mal auch die Geschichte.“

Wer einen Abend voller Betroffenheit oder politisches Kabarett erwartet sei gewarnt, denn er bekommt statt dessen Circus mit Clown, Luftballons und Konfetti. Polak lässt Klischees wie böse deutsche Schäferhunde durch seinen Reifen springen und nimmt sich auch selbst auf die Schippe. Spätestens beim Lied „Lasst uns alle Juden sein“ wird klar, der Mann tritt an als Entertainer.

Seine viel verwendete Fäkalsprache und grenzwertigen Scherze sind nichts für zarte Gemüter, trotzdem findet man zwischen den Zeilen mehr als plakative Comedy. Oliver Polak regt auf – und zum Nachdenken an. Der Komiker und Autor hat übrigens eine Bitte: „Lesen Sie dieses Buch nicht aus schlechtem Gewissen oder politischer Korrektheit. Kaufen Sie sich für diesen Zweck lieber ein zweites Exemplar.“

Foto: Gerald von Foris


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