„Küssen kann man nicht alleine“

Titelbild
Foto: Olaf Heine
Epoch Times31. Januar 2011

Man muss sich das so vorstellen: Eines Tages, Ende 2008, ruft Annette Humpe bei Max Raabe an. Die beiden kennen sich damals noch gar nicht lange, ein paar Monate. Annette sagt, ihr sei kürzlich eine Songzeile eingefallen, eine gute Songzeile, so gut, und gleichzeitig so wahr,  also, man wundert sich, dass noch keiner darauf gekommen ist. Die Zeile heißt: „Küssen kann man nicht alleine“. Das klinge doch wie ein Chansontitel aus den 20ern. Das klinge doch wie – Max Raabe!

Erstmals ausschließlich Eigenkompositionen

Jetzt gibt es also dieses Album. Annette Humpe hat es produziert, Max Raabe und Annette haben zusammen die Songs geschrieben. Seit 25 Jahren macht Max Raabe Musik und er hat durchaus schon einige Lieder selbst komponiert, zum Beispiel den großen Erfolg „Kein Schwein ruft mich an“, aber noch nie eine ganze Platte. Es ist eine Premiere.

Die Zusammenarbeit dieser drei Künstler – Christoph Israel, Arrangeur unter anderem des Palast Orchesters und langjähriger Pianist von Max Raabe, ist der dritte – lag irgendwie in der Luft. Annette Humpe ist mit „Ideal“ berühmt geworden, die Erfolgsgruppe der „Neuen deutschen Welle“. Mit „Ich + Ich“ wurde sie sozusagen ein zweites Mal berühmt. Sie hat als Produzentin unter anderem mit DÖF, Rio Reiser und Udo Lindenberg Erfahrungen gesammelt. Wenn jemand auf Deutsch singt und einen unverwechselbaren Stil besitzt, dann ist das eindeutig ein Fall für Annette Humpe. Mit Max Raabe verbindet sie der gemeinsame Sinn für Ironie, für fein dosierte Zwischentöne und eine Weltsicht, die man vielleicht „heitere Melancholie“ nennen könnte. Vielleicht könnte man diese Weltsicht aber auch völlig anders nennen.

Max Raabe mit Produzentin seines neusten Albums: Annette Humpe.Max Raabe mit Produzentin seines neusten Albums: Annette Humpe.Foto: Gregor Hohenberg

Lieder zwischen Witz und Wehmut

Das Album enthält zwölf Titel. Die meisten davon handeln von der Liebe und erzählen eine kleine nette Geschichte. Darunter ist das, mit hoher Wahrscheinlichkeit, erste deutsche Liebeslied, in dem, außer Leidenschaft, ein Papst, Günter Grass, der Eisbär Knut und Günther Jauch vorkommen. Auch ICE-Schaffnerinnen, deren erotische Ausstrahlung den Fahrgast so sehr überwältigt, dass er ärztlicher Hilfe bedarf, gehören nicht unbedingt zu den Klischees der Liebeslyrik.

Wenn Max Raabe einen Geheimagenten auftreten lässt, dann ist dies natürlich kein lässiger Verführer wie James Bond, sondern ein schüchterner Mensch, der ganz in seinem Beruf aufgeht. Es sind Lieder, die auf dem schmalen Grat zwischen Witz und Wehmut balancieren. Sie amüsieren und schmeicheln dem Ohr und enthalten trotzdem eine Ahnung davon, wie sehr die Liebe weh tut, wenn sie in Abwesenheit jener zweiten Person stattfindet, die, wie man ganz trocken feststellen muss, zum Küssen zwingend erforderlich ist.

Trotz höchster Kreativität und Schönheit in den Kompositionen, ist es doch ein Wehmutstropfen, dass die Musik nicht mit dem Palastorchester eingespielt wurde und mit teilweise seichten synthetischen Klängen auskommen muss. Raabes charmanter Bariton in Kombination mit dem Palastorchestersound sind eben ein unverwechselbares Markenzeichen und einfach schön. Das Album erscheint als Jewel Case, in einer aufwändigen Deluxe Edition einschließlich exklusivem Bonusmaterial und am 13. Februar wird in Hamburg mit „Küssen kann man nicht alleine“ Deutschland-Premiere gefeiert. Eine Tournee durch Deutschland, Europa, Asien und die USA schließt sich bis 2012 an. Zum großen Heimspiel in Berlin werden Max Raabe & Palast Orchester am 20. August 2011 in der Waldbühne auftreten. Der Kartenvorverkauf hat begonnen. (red)

Foto: Olaf Heine


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