Liederabend von Jonas Kaufmann in der Berliner Philharmonie

Titelbild
Liederabend mit Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch in der Berliner Philharmonie.Foto: Dietmar Scholz/scholzshootspeople.de
Von 19. Februar 2012

Veranstaltet von den Berliner Philharmonikern traten Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch am Freitag im Großen Saal der Berliner Philharmonie auf. Unter dem Titel „Umsungen – Die Welt der Vokalmusik“ präsentierten sie ihr neues Liedprogramm, mit dem sie Tage zuvor bereits im Wiener Musikverein und im Stephaniesaal in Graz Erfolge gefeiert hatten. Lieder des Fin du Siecle, von Franz Liszt, Gustav Mahler, Henri Duparc und Richard Strauss standen auf dem Programm.

Die Anzahl der Zugaben (fünf in Wien und sechs ins Graz), stieg in Berlin auf unglaubliche sieben Stück, wobei es zuerst nicht danach aussah, denn die Philharmonie war nicht einmal ganz ausverkauft.

Los ging es mit sechs Liedern von Franz Liszt. Vom ersten Ton an zog Kaufmann als Geschichtenerzähler sein Publikum in Bann. Höhepunkt bei Liszt war das episch aufgefasste Lied „Die drei Zigeuner“, vom Sänger sehr malerisch, karg und unprätentiös erzählt, mit einem brillanten Klavierpart.

Das Programm führte, von verinnerlicht bis fröhlich, durch sämtliche Lebenslagen und gab Kaufmann die Möglichkeit, all seine oft ungewöhnlichen und eigenwilligen Klangfarben auszuspielen. Es wurden große dramaturgische Bögen gespannt oder mit schnellen und unvorhersehbaren dynamischen Wechseln gespielt. Vom leisesten Aufblühen bis zu den herben Flammen seiner Fortissimo-Höhen (die er nur ganz gelegentlich einsetzte) zeigte Jonas Kaufmann, wie sehr er seine Stimme beherrscht und wie sehr ihm das Geschichtenerzählen liegt. Denn es schien alles absolut mühelos und natürlich. Die Musik wurde das Mittel, mit dem er mit dem Publikum kommunizierte.

Helmut Deutsch holte aus dem (geöffneten) Steinway genauso viele Klangfarben heraus und das in nicht minder virtuoser Weise. Er kennt Kaufmann schon aus dessen Studienzeit, als er einer seiner Lehrer war. Und man merkte diesem Dreamteam eine tiefe und gewachsene Verbundenheit an.

Eine düster-mystische Stimmung erschufen die beiden mit „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ und „Um Mitternacht“ von Gustav Mahler. Es wurden Miniatur-Opern daraus, die verhalten begannen und sich zu heroischen Ausbrüchen steigerten.

Ein spezieller tragischer Moment kurz vor Ende des Programms wurde „Befreit“ von Strauss nach einem Text Richard Dehmels. Hier nimmt ein Mann von seiner sterbenden Ehefrau Abschied. Die Betroffenheit bei den Zuhörern ließ sich förmlich mit Händen greifen.

Fantastisch und bewundernswert ist Kaufmanns Fähigkeit, oft gehörten Stücken eine berührende Unschuld und Frische zu geben, sodass man sie zum ersten Mal zu hören glaubt. Dies geschah zum Beispiel mit Mahlers „Liebst du um Schönheit“ und Strauss´ „Morgen“ und schließlich der„Zueignung“ im Zugabenteil.

Waren schon nach den einzelnen Liedergruppen Beifallsstürme aufgebrandet, so überschüttete das Publikum die Künstler nach dem offiziellen Programm mit nichtendenwollendem euphorischem Applaus. Kaufmann und Deutsch ließen sich regelrecht Zeit, bis sie ihre Zugaben hervorholten, doch ungefähr die Hälfte der Zuhörer wollte nicht aufhören zu klatschen und verlängerte auf diese Weise die Veranstaltung um ganze 37 Minuten.

Am Ende erklärte Kaufmann, dass sie jetzt noch ausnahmsweise eine Nummer spielen würden, bei der er  in die Noten gucken müsse, weil sie kein weiteres Stück vorbereitet hätten und bat das Publikum unverblümt, danach bitte nach Hause zu gehen.

Es wurde „Gern hab ich die Frau´n geküßt“ daraus. Das dankbare Publikum lachte und kam auch der Aufforderung nach.

 



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