Kommt ein komplettes „Bio“-Oktoberfest? Das Maß Bier für 20 Euro?

Eine halbe Bio-Ente für 53 Euro, ein Maß Bio-Bier für 20 Euro. So viel Geld müssten Wiesn-Fans wohl hinlegen, wenn das Oktoberfest komplett auf „Bio“ umgestellt werden würde, wie es eine Initiative fordert.
Oktoberfest
Eine halbe Bio-Ente ohne Beilagen kostete auf dem Oktoberfest 53 Euro. Symbolbild.Foto: iStock
Von 18. März 2023

Wiesn und Nachhaltigkeit – geht beides zusammen? Ein halbes Jahr vor dem größten Volksfest Deutschlands wird hitzig diskutiert. Ginge es nach den Plänen der „Fair Wiesn“ Initiative, sollte das Oktoberfest bis zum Jahr 2035 komplett „Bio“ werden.

„Das ganze Angebot, Fleisch, Kartoffelsalat, Popcorn, Brezn, Schokolade, Kassspatzn – einfach alles, soll Bio-Siegel haben“, zitierte die „Bild am Sonntag“ Helmut Schmidt, Sprecher der Initiative. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner hält nichts von den „Zwangsvorschriften“. Auch der Bayrische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA findet die Bio-Wiesn geschmacklos.

Initiative will die Wiesn komplett „umkrempeln“

Konkret fordert die Münchener „Initiative Nachhaltigkeit“, dass die Hälfte der angebotenen Speisen bis 2027 Bio, regional und fair gehandelt sein müssen. Bis 2035 soll dieser Anteil dann auf 100 Prozent erhöht werden. Auch das Bio-Bier wolle man auf die Agenda setzen. Dafür müsste die Stadt den Kriterienkatalog für die Auswahl der Wirte entsprechend anpassen. Nur wer die hohen Nachhaltigkeitsstandards erreiche, soll bei der Vergabe der Wiesn-Lizenzen berücksichtigt werden.

Und so begründet die Initiative ihre Forderungen: Das Oktoberfest allein „produziert in gut zwei Wochen die Emissionen einer ganzen Großstadt“. Und da die Stadt München sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein, komme man nicht daran vorbei, auch das größte Volksfest „umzukrempeln“. Ebenso seien Tierleid, Artensterben und prekäre Arbeitsbedingungen etwa in der Fleischindustrie und im globalen Süden „nicht zukunftsfähig“.

Bio-Wiesn, nichts für den kleinen Geldbeutel

Nachhaltigkeit hat allerdings ihren Preis. Auf dem letzten Oktoberfest hatte die Bio-Ente im Ammerzelt für großes Aufsehen gesorgt: Sie kostete satte 53 Euro – ohne Beilagen. Ein Wiesn-Besucher teilte seine Rechnung in den sozialen Medien, die kurz darauf viral ging. „Der Bon ist auf einem anderen Planeten ausgedruckt worden“, kommentierte ein Nutzer auf der Social-Media-Plattform Twitter. Für drei Bier, eine Ente und Beilagen mussten die Bio-Fans 173 Euro hinlegen.

Wiesn-Chef Baumgärtner findet es „grundsätzlich richtig“, dass verschiedene Bio-Speisen angeboten werden. Das Oktoberfest komplett auf „öko“ umzustellen, halte er für nicht angemessen. „Die Preise würden derart steigen, dass ein Volksfest nicht mehr möglich wäre“, so der CSU-Politiker gegenüber „Bild“. Besucher sollten selbst entscheiden können, was sie essen und trinken wollen.

„Zwangsvorschriften und eine Ernährungs-Planwirtschaft wird es mit mir nicht geben. Auch keine Luxus-Wiesn für die oberen Zehntausend der Grünen-Wähler“, sagte Baumgärtner. Laut „Bild“-Rechnung könnte ein Maß Bio-Bier rund 20 Euro kosten.

„Leben und Leben lassen“, fordert DEHOGA-Chef Geppert

Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer von DEHOGA Bayern, kritisierte die „Fair Wiesn“-Initiative scharf. Wenn das Oktoberfest für die meisten Menschen nicht mehr bezahlbar wird, „was daran soll fair sein“? Und weiter: „Die Begrifflichkeiten fair, bio, regional und Fair-Trade hören sich gut an, aber Nachhaltigkeit umfasst auch den Begriff der Ökonomie.“

Außerdem sei es „schlichtweg unrealistisch, diese Menge an Waren in der geforderten Qualität überhaupt zu bekommen“, erklärte Geppert. Seine Devise lautet deshalb: „Leben und Leben lassen“. Jeder solle selbst entscheiden, was er will. „Da braucht es keine Vorschriften Dritter, was man zu essen hat und was nicht.“



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