Nelson Mandela: Versöhnung durch Rugby

Filmdrama von Clint Eastwood zeigt Südafrikas Rassenproblem
Titelbild
Foto: Warner Bros.

Auf seine ureigene Weise spielt sich Morgan Freeman als Nelson Mandela mit überwältigender Leichtigkeit durch das neueste Werk von Altregisseur Clint Eastwood. Die Rolle ist Freeman auf den Leib geschrieben und er ist die tragende Kraft in einem nicht immer stolperfreien Kinoerlebnis.

Die Verfilmung ist eine getreue Adoption der Romanvorlage von John Carlin und folgt einem ähnlichen Schema wie Michael Manns Verfilmung von „Ali“. Sie konzentriert sich auf einen besonderen Moment in einer außergewöhnlichen Biographie und verzichtet auf eine lückenlose  chronologische Aufzählung.

Das Land ist noch innerlich zerrissen von den Folgen der Apartheid als sich der neu gewählte Präsident Mandela entscheidet, das von den weißen geliebte und den schwarzen als Symbol der Apartheid verhasste Rugby-Team zum Vermittler seiner Botschaft werden zu lassen: Versöhnung. Angeführt von Francois Pienaar (Matt Damon) wird das Team zu Beginn als chancenlos für die kommende Weltmeisterschaft eingeschätzt. Es gilt nun entgegen aller sportlichen Erfolgsaussichten das Rugby-Team zu einem Symbol der Einigkeit für das gespaltene Land zu formen.

Eastwood betritt mit Invictus insoweit Neuland, als seine früheren Filme eher die leise und detailliert gezeichnete persönliche Gefühlswelt in den Vordergrund stellen (Gran Torino, Erbarmungslos), die bei Invictus nicht die tragende Rolle spielt.

So stellt sich die Frage, weshalb der Film das Rugby-Spiel derart in den Mittelpunkt stellt. Es mag manchen Kinogänger enttäuschen, dass das Klischee typischer Sportfilme, entgegen aller Wahrscheinlichkeit das Ruder herumzureißen, in den Vordergrund rückt, wodurch einer der historisch herausragendsten Persönlichkeiten ein Stück weit der Raum zur cineastischen Entfaltung genommen wird.

Dankenswerter Weise geht dem eher stereotypen Ende eine überragende schauspielerische Leistung von Freeman voraus. Neben den offensichtlichen körperlichen Ähnlichkeiten ist seine gespielte Bescheidenheit geradezu elektrisierend. Eastwood zeichnet das Bild eines durchaus auch fehlbaren Mannes, einsam wie ein Wolf, eindrucksvoll und inspirierend für seine Mitmenschen. Mit seiner herrlich schleppenden Stimme überzeugt Freeman auf ganzer Linie und lässt selbst manch hölzerne Textzeile gehaltvoll klingen.

Das unbehagliche bellen von Anweisungen für sein Team lässt Matt Damon weniger in seiner unterstützenden Rolle glänzen. Mit der Hoffnung einer ganzen Nation beschwert sind es die leiseren Momente,  in denen das Publikum Empathie mit Damon empfindet und seine schauspielerische Qualität zum Vorschein kommt. Während einer Reise nach Robin Island besucht Pienaar alis Matt Damon Mandelas winzige Gefängniszelle. Hier kann er in einem bewegenden Moment das Ausmaß von Mandelas Opfer nachempfinden.

Der Titel des Films selbst stammt von einem Gedicht von William Henley, welches Mandela während seiner Haft täglich rezitierte um sich selbst Mut zuzusprechen.

Die Bildführung ist fachkundig und abgesehen von den etwas holprigen Rugby-Szenen zeigt sie  Eastwoods vollendete Leichtigkeit, die die meisten seiner Werke auszeichnet; dennoch hinterlässt er mit diesem Film keinen prägenden Eindruck.

Invictus ist eine stattliche, an einigen Stellen flache, aber respektvolle, biographische Verfilmung, die hin und wieder die Gefühlswelt dieser historischen Periode Südafrikas aufblitzen lässt.

Foto: Warner Bros.


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