Pianist Nobu Tsujii – zu Hause im Reich der Töne

Nobu Tsujii spielt mit nur 23 Jahren auf vollendete Weise einige der schwersten Stücke der Klavierliteratur und ist in seiner Heimat Japan bereits ein Superstar. Doch etwas unterscheidet ihn von seinen Kollegen: Nobu Tsujii ist von Geburt an blind.
Titelbild
Nobu Tsujii zeigt durch Töne, wie er die Welt sieht.Foto: Yuji Hori
Von 11. April 2012

Er strahlt übers ganze Gesicht und verbeugt sich in die Richtungen, aus denen er Applaus hört, den er wie herabfallenden Regen zu spüren scheint. „Thank you for coming!“, ruft er seinem Publikum nach der zweiten Zugabe zu. Und die überraschten Zuhörer klatschen noch lauter, gerade so, als hätte es keiner der Anwesenden für möglich gehalten, dass dieser Junge auch sprechen kann …

Denn wenn Nobu Tsujii am Klavier sitzt, wirkt er völlig versunken ins Reich der Töne und in sein Spiel, das sich so selbstverständlich, leicht und natürlich anhört. Als der blinde Pianist am 14. März im Kleinen Saal des Konzerthauses Berlin auftrat, waren besonders viele Asiaten im Publikum. Viele waren zu Tränen gerührt, sie lächelten und flüsterten sich zu: „Unglaublich, nicht wahr?“

Tsujii spielte Mozart (Sonate A-Dur KV 331) mit einer Reinheit und kindlichen Unschuld wie sie fast nie zu hören ist. Er führt einen mit untrüglichem Gespür für die vielen Klangräume und darin verborgenen Abgründe durch Beethovens Sonate d-moll op. 31/2 „Der Sturm“. Und er packte alle bereits gehörten Lebensfreuden und -leiden noch einmal grandios übersteigert in Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“.

Als Zugabe spielte er Liszts Rigoletto-Paraphrase als einen glitzernden romantischen Melodienstrom. Und doch mit so viel Understatement, dass auch diesem Stück, dem der Ruf des oberflächlichen Virtuosentums bis heute anhängt, Seele und Unschuld zurückgegeben wurden.

Als Tsujii im November 2011 in der Carnegie Hall debütierte, sagte der amerikanische Pianist Van Cliburn über ihn: „Er war absolut wunderbar. Sein Spiel hat Heilkraft. Man fühlte förmlich die Gegenwart Gottes. Seine Musik geht in die Unendlichkeit des höchsten Himmels.“

Nobu Tsujiis Tipp für Pianisten lautet übrigens: „Beim Üben das Beste geben, aber sich auch Zeit nehmen, um das Leben zu genießen.“ Nur durch Lebenserfahrung könne man der Musik Bedeutung geben. Er selbst habe eine ganze Reihe von Hobbys, die ihn mit der Natur verbinden, erzählte er einmal, darunter Schwimmen, Skifahren, Bergwandern und Klettern: „Was auch immer du magst, es wird dich dazu bringen, noch mehr Freude an der Musik zu haben.“

 

www.nobupiano1988.com

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion