Literatur-Nobelpreis 2018 wird nicht verliehen! – Akademie wegen sexuellen Mißbrauchs komplett zerstritten

Im Jahr 2018 wird es keinen Literaturnobelpreis geben, eventuell 2019 dafür zwei. Die Schwedische Akademie muss nach einem Sex-Skandal länger aufräumen als gedacht.
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Katarina Frostenson und ihr Ehemann Jean-Claude Arnault, dem vielfältige Verfehlungen, unter Ausnutzung der Stellung seiner Frau in der Schwedischen Akademie, vorgeworfen werden.Foto: JONAS EKSTROMER/AFP/Getty Images
Von 8. Juli 2018

2018 gibt es keinen Literaturnobelpreis, da die schwedische Kulturelite miteinander abrechnet. Im Mittelpunkt stehen Vorwürfe wegen angeblichem jahrelangem sexuellem Fehlverhalten einiger der Schwedischen Akademie nahestehender Personen. Die Schwedische Akademie plant, im Jahr 2019 zwei Nobelpreise für Literatur zu vergeben.

Sexuelle Übergriffe, Drohungen und Begrapschen – bis zu Vergewaltigungen

Nur wenige Schweden hatten vor 2017 von Jean-Claude Arnault, dem Ehemann der prominenten Dichterin und Akademiemitglied Katarina Frostenson, gehört. Doch gibt es Anschuldigungen gegen ihn, die von wiederholten sexuellen Übergriffen, Drohungen und Begrapschen bis zu Vergewaltigungen reichen. Viele dieser Vorfälle sollen schon seit Jahrzehnten stattgefunden haben.

Die Journalistin und Autorin Lena ten Hoopen beschrieb für die Zeitung Dagens Nyheter eine Begegnung mit Arnault: „Er hielt mich fest und betatschte mich überall. Ich konnte mich entwinden und schrie ihn an, und dann sagte er: ‚Bei Deiner Einstellung werde ich dafür sorgen, dass Du in diesem Geschäft nicht alt wirst‘ und ‚Weißt Du nicht, mit wem ich verheiratet bin?‘. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, wer er war.“

Die Kunde von Arnaults Verhalten gegenüber jungen Frauen – Praktikantinnen, aufstrebenden Autorinnen, Ehefrauen und Töchtern anderer Mitglieder der Akademie – hat es tatsächlich bis in die Medien und sogar in einen Roman geschafft.

Arnault wurde lange durch die Stellung seiner Frau geschützt

Aber Arnault, der Franzose, war eine so mächtige Figur in der schwedischen Kunst- und Literaturszene, dass ihm nichts geschah. Er kam in den 60er Jahren nach Schweden und leitete in Stockholm einen in der Künstlerszene äußerst einflussreichen Betrieb für Kunst und Literatur, das „Forum“.

Mindestens sechs der 18 Mitglieder der Schwedischen Akademie traten dort auf, bevor sie in die Akademie aufgenommen wurden, berichtete der schwedische Fernsehsender SVT. Er bezeichnete sich angeblich als „19. Mitglied“ und übte erheblichen inoffiziellen Einfluss auf die Stipendienvergabe an Künstler aus.

Als die Geschichte schließlich nach einer Reihe von Artikeln in der Zeitung Dagens Nyheter ans Licht kam, begann in der Akademie das große Aufräumen.

Abgesehen von den Beschuldigungen wegen Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen gab es auch Verdachtsmomente, die die Rolle Arnaults bei der Vergabe von Stipendien und verdächtigen Zahlungen der Akademie an das „Forum“ betrafen. Außerdem hatte Arnault, nachdem seine Frau ihn über die Entscheidungen der Akademie informiert hatte, die Preisträger an die Presse geleakt, was den Regeln der Akademie zuwiderlief.

Die Akademie ist derzeit handlungsunfähig

Der ehemalige Sekretär Peter Englund erinnerte sich, Arnaults Frau Frostenson im Jahr 2014 mit dem Problem konfrontiert zu haben, nachdem er wegen eines möglichen Lecks misstrauisch geworden war: „Sie reagierte so, wie sie es normalerweise tut, wenn etwas seinen Ruf zu beschädigen scheint. Sie griff heftig an und sagte mir, ich solle das Thema fallen lassen“, sagte er.

Einige Mitglieder haben es nach den Kontroversen abgelehnt, weiterhin an der Arbeit der Akademie teilzunehmen. Jedoch gab es bis vor kurzem keinen Mechanismus, um wirksam aus der Akademie auszuscheiden. Das bedeutet, dass Stühle frei wurden, aber nicht besetzt werden konnten, bis dessen Inhaber stirbt.

Die Schwedische Akademie ist eine ungewöhnliche Einrichtung im egalitären Schweden. 1786 von dem kulturell interessierten König Gustav III. gegründet, besetzen seine 18 Mitglieder einen nummerierten „Stuhl“ auf Lebenszeit, und nur wenn einer von ihnen stirbt, wird ein neues Mitglied von den übrigen Mitgliedern aufgenommen.

Neben der Auswahl des Literaturnobelpreisträgers fungiert die Akademie auch als eine Art Hüterin der schwedischen Sprache, indem sie das offizielle schwedische Wörterbuch und Bücher zur Grammatik herausgibt, sowie verschiedene Stipendien und Auszeichnungen vergibt.

Fünf Akademiemitglieder verließen das Komitee

Als die Anschuldigungen gegen Arnault auftauchten, folgte eine beispiellose öffentliche Kontroverse, bei der sich die Mitglieder der Akademie in den Medien gegenseitig angriffen. Schließlich verließen fünf Mitglieder, darunter die Sekretärin Sara Danius und Arnaults Ehefrau Frostenson, die Akademie.

Der schwedische König intervenierte und im Mai wurden die Regeln geändert, sodass die Mitglieder formell zurücktreten konnten, was bedeutete, dass vier Mitglieder die Akademie für immer verließen (zwei davon hatten nichts mit dem Arnault-Skandal zu tun).

Weitere vier Mitglieder beteiligen sich nicht mehr an der Arbeit, was bedeutet, dass die Akademie nur noch 10 aktive Mitglieder hat, was nach den derzeitigen Regeln bedeutet, dass sie keine neuen Mitglieder aufnehmen kann.

Kein Nobelpreis für Literatur 2018

Unter diesen Umständen kündigte die Akademie an, dass es im Jahr 2018 keinen Nobelpreis für Literatur geben werde. Eine Art Wiederaufbau ist im Gange, aber es ist noch unklar, was passieren wird.

Einige der Mitglieder, die derzeit nicht mehr aktiv mitarbeiten, forderten, dass der ehemalige Sekretär und enge Freund von Arnault, Horace Engdahl, zurücktreten solle, sonst würden sie nicht zurückkehren.

Im Juni wurde Arnault wegen zweier Vergewaltigungen angeklagt und wartet auf den Prozess. Er bestreitet alle Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens.

„Das Original erschien in der Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von al)

Originalartikel: Sweden’s Harvey Weinstein Scandal: How Sexual Misconduct Allegations Engulfed Nobel Prize

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