Kulturforscher über Andreas Gabalier: Weder Rassist noch Nationalist, trotzdem „rechtspopulistisch“

Um die „rechtspopulistische“ Sache zu fördern, muss man nach Einschätzung des Münchner Kulturforschers Jens Wietschorke nicht einmal selbst politische Ideen äußern. Wie das Beispiel Andreas Gabalier zeige, reichten dafür eine bestimmte Ästhetik und Publikumsansprache.
Titelbild
Andreas Gabalier.Foto: Jan Hetfleisch/Getty Images
Von 12. März 2020

Im Rahmen seiner Forschungsschwerpunkte der „Kulturgeschichte sozialer Ungleichheit“ und „aktueller Debatten um Rechtspopulismus“ hat sich der Kulturforscher Jens Wietschorke vom Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU München des Phänomens Andreas Gabalier angenommen.

In einem ausführlichen Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ begründet er, warum der österreichische „Volks-Rock’n’Roller“ aus seiner Sicht ein zentraler Protagonist eines „gefährlichen Rechtspopulismus“ sei – obwohl er, wie Wietschorke selbst einräumt, zu keiner Zeit „völkische“, „nationalistische“ oder „rassistische“ Positionen vertreten habe.

Gabalier schafft „symbolischen Raum für rechtspopulistische Politikvorstellungen“

Es sei „nicht etwa so, dass er selbst aktiv bestimmte politische Ideen in Umlauf bringen würde“, erklärt Wietschorke. Gabalier, so beanstandet der Forscher, schaffe in seinen Konzerten jedoch „einen symbolischen Raum, in dem rechtspopulistische Politikvorstellungen einen Platz finden können“. Dadurch, dass er „so stark auf die Heimatkarte setzt, produziert er einen Möglichkeitsraum für diese Ideen“. Und auf der alltagskulturellen Ebene propagiere er beispielsweise „Geschlechterrollen und Familienbilder, die stockkonservativ und antipluralistisch sind“.

Was Gabalier von bislang geläufigen Formen des volkstümlichen Schlagers unterscheide, sei, dass er die volkstümliche Musik mit anderen popkulturellen Stilen mische. Das ergebe „ein rockästhetisch aufgepepptes Produkt, das in die Skihütte genauso perfekt passt wie ins Olympiastadion und natürlich auch sehr viele junge Leute anspricht“.

Zudem kultiviere der österreichische Musiker eine permanente „Das wird man doch noch sagen dürfen“-Attitüde. Er gebe sich „die Aura eines Rebellen, was seinem Bekenntnis zu Heimat und Tradition von vornherein etwas Trotziges verleiht“.

„Rechtspopulismus“ über Assoziationsketten konstruieren

Zwar glaubt Kulturforscher Wietschorke eigenen Angaben zufolge gar nicht, dass Andreas Gabalier eine explizite politische Agenda habe, sondern dass auch er vor allem an seinem kommerziellen Erfolg interessiert sei. Auch den Fans des Musikers sei nicht „pauschal ein bestimmtes Weltbild oder eine bestimmte Gesinnung zu unterstellen“. Immerhin gäbe es „sicherlich viele, die es schlicht gut finden, dass Gabalier kollektive Situationen schafft, in denen man Dialektrock hören und Trachtenmode tragen kann“.

Dennoch setze Gabalier jedoch „bewusst ein paar Strategien ein, die sich strukturell als populistisch beschreiben lassen und die diesem Erfolg natürlich sehr zugutekommen“ – und es gebe beim Besingen der Heimat „eben fließende Übergänge zur politischen Gesinnung“, etwa in dem Sinne, in dem man auf die Idee kommen könne, diese auch schützen zu müssen. Da stelle sich dann die Frage, „vor wem oder was die Heimat geschützt werden soll und was jetzt getan werden muss“. Und schon „sind wir in ganz problematischen Assoziationsketten drin“.

„Wer ein solches popkulturelles Heimat- und Trachtenspektakel nicht einfach nur als Show, sondern als Katalysator einer Bewegung versteht, der will möglicherweise mehr“, mahnt der Forscher. „Der will auch so etwas wie eine kulturelle Hegemonie erobern. Zurück zu den echten Werten, zurück zum Bekenntnis zur eigenen nationalen und regionalen Identität. Das ist dann nicht mehr politisch unschuldig, sondern ein echtes Statement.“

Kulturforscher würde sich von Gabalier mehr Selbstkritik wünschen

Was Wietschorke an Gabalier im Besonderen bemängelt, ist, dass dieser es aus seiner Sicht augenscheinlich am Respekt vor dem kritischen Urteil linksliberaler Intellektueller vermissen lasse. So appelliere er „immer wieder an eine angebliche Volksmeinung der ‚normalen‘ oder ‚einfachen‘ Leute, die sich gegen die Zumutungen einer politisch korrekten linksliberalen Öffentlichkeit zur Wehr setzen müsse“.

So sei Gabalier vor einigen Jahren einmal direkt vor einem Konzert in München mit kritischen Fragen konfrontiert worden, unter anderem zum Frauenbild seiner Songs. Statt sich die Kritik zu Herzen zu nehmen und sich einsichtig zu zeigen, habe er kurze Zeit später von der Bühne aus die Frauen in seinem Publikum gefragt, ob er sie „Dirndl“ nennen dürfe und was sie von „Gender“ halten würden. „Es kamen natürlich genau die Reaktionen, die er sich ausgerechnet hatte“, beklagt Wietschorke.

Dass die deutlich gestiegene Popularität der volkstümlichen Musik im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten aus einem Unbehagen an der Globalisierung entstehe, erscheint dem Kulturwissenschaftler „als Zeitdiagnose zu großformatig“. Immerhin seien die erfolgreichsten Vertreterinnen und Vertreter der Genres wie Gabalier oder Helene Fischer diejenigen, die Genregrenzen überschritten.

Wohlfühlatmosphäre für Publikum als Gefahrenherd

Dennoch liege „gerade in dieser vermeintlichen Harmlosigkeit“, die Gabalier selbst in seinen Provokationen verglichen mit Bands wie Rammstein oder Laibach vermittele, „eine Gefahr“. Immerhin schaffe Gabalier „eine Echokammer für Rechtspopulismus, ohne sich darauf festlegen zu lassen“.

Er brauche sich „nur hinzustellen und sagen, dass man heutzutage konsequent seine Meinung vertreten sollte – und schon brandet im Stadion der Applaus auf. Was das für eine Meinung ist, bleibt unklar, diese Leerstelle kann vom Publikum gefüllt werden.“



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