Erfolgreiche Sanierung

Die Löwenburg, eine der größten Attraktionen im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe, hat wiedereröffnet.
Titelbild
Löwenburg Innenhof.Foto: Bernd-Schoelzchen
Von 11. August 2022

Die romantisch-pittoreske Burg inmitten des malerischen Bergparks Wilhelmshöhe erstrahlt seit Mitte Juli wieder in neuem Glanz: Nach 17 Jahren Sanierungsarbeit lässt die Löwenburg ihre Zugbrücke herunter und öffnet Besuchern wieder Tür und Tor. Neu gestaltete Räume und ein rekonstruierter Hauptturm laden zum Lustwandeln ein.

Epoch Times sprach mit Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel, über die aufwendigen Sanierungsarbeiten.

Wie hat sich der Wiederaufbau der Löwenburg gestaltet?

Die Überlegungen gingen bereits 2005 los. Es war die Frage, wie man überhaupt mit diesem Bau umgeht, der ein sehr zentrales optisches Bild im Bergpark darstellt. Der Turm war zerstört. Normalerweise geht man in der Denkmalpflege so vor, dass man solche Zerstörungen belässt und auch zeigt, weil sie Teil der Geschichte sind. Wir haben uns hier aber doch zu einer Rekonstruktion des Turmes entschlossen, was ein sehr aufwendiger und auch wissenschaftlicher Prozess war, weil der Turm eben sehr prägnant ist.

Die Bauarbeiten starteten 2013, wobei die Herausforderungen, wie man einen historischen Turm wieder aufbaut, welche Steine verwendet werden sollen usw. recht groß sind. Es entstanden immer mehr Fragen, deswegen zieht es sich beim Bau von Denkmälern oft sehr lange hin. Eine Unzahl von Firmen und Handwerkern waren beim Bau beteiligt, nicht nur für den Außenbereich, auch für die Restaurierung der Möbel. Die Aufgaben sind an verschiedene Restauratoren im ganzen Land vergeben worden. Das Land Hessen hat rund 40 Millionen Euro in die Löwenburg investiert.

Gab es Schwierigkeiten während der Sanierungsarbeiten?

Für uns spannend waren die Wände. Sie sind mit einer Vertäfelung versehen, die mit einer Holzmalerei verziert ist. Bei dieser Holzmalerei wurde jede einzelne Maser mit dem Pinsel gezogen und sie ahmt auch verschiedene Furniere nach.

Bei der Löwenburg wurde der Hauptturm 1945 im Krieg zerstört, sodass wir nicht wirklich wussten, wie dort eigentlich dieses gemalte Furnierbild in der Bibliothek aussah. Gott sei Dank hatten wir noch eine Tür, die vor dem Krieg ausgelagert wurde, und auch historische Fotos, die uns eine Grundlage gaben, sodass wir auch diese Raumausstattung sehr identisch wiederherstellen konnten. Wir hatten wirklich Glück.

Welche sind die wertvollsten Sammlerstücke des Kurfürsten, die man sehen kann?

Richtige Kostbarkeiten sind die Webteppiche mit biblischen und antiken Szenen des 17. Jahrhunderts, die damals schon hoch geschätzt waren. Zudem die Perltapete und zwei Betten: Eines aus der Zeit um 1600, das andere, wie schon erwähnt, aus der Zeit zwischen 1700 und 1740. Beide sind extrem selten und von großem Wert. Auch die Uniform von Wilhelm IX. ist in der Löwenburg zu sehen. Er hat gefordert, dass man nach seinem Tod die Uniform in der Burg ausstellen sollte. Sie hat vielleicht keinen so großen materiellen Wert, aber einen ideellen.

Gibt es ein Möbelstück, dessen Restaurierung besonders herausfordernd oder arbeitsintensiv war?

Wir haben ein Paradebett aus der Zeit zwischen 1700 und 1740 mit Baldachin-Himmel und der Tagesdecke aus gutem Samt, teilweise mit Gold bestickt. Die Erhaltung von Textilien ist immer eine große Herausforderung. Weniger, weil die Textilien das nicht hergeben – das sind Naturstoffe, die sind sehr stabil –, aber es ist einfach mit sehr viel Arbeit im Detail verbunden.

Auch die sogenannte „Perltapete“, musste in sehr aufwendiger Arbeit restauriert werden. Es ist eine Tapete, die figürliche Szenen zeigt. Im Hintergrund jeder Szene befinden sich Stäbchenperlen, insgesamt 35.000 einzelne Perlen. Die Perlen waren zwar alle in relativ gutem Zustand erhalten, die Tapete musste aber dennoch restauriert werden, was unglaublich lange gedauert hat.

Das Interview führte Ani Asvazadurian.

Bergfried: Der aus künstlichem Tuffstein rekonstruierte 25 Meter hohe Hauptturm der Burg wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. Nun ist er erstmals seit 1945 wieder für Besucher geöffnet. Foto: Mirja van Ijken

Die Rüstkammer. Foto: Mirja van Ijken

Beletage: Auf dieser ersten Etage, die in Richtung Schloss gelegen ist, hat der Kurfürst seine Gäste empfangen. Foto: Mirja van Ijken

Beletage, Schreinkabinett: Vergoldete Uhren, Spiegel und Möbel – es scheint nichts zu geben, was nicht glänzt. Foto: Mirja van Ijken

Himmelbett im Damenbau. Foto: Ute Brunzel

Eines der Highlights ist die originalgetreu restaurierte Perltapete. Das versprödete Seidengewebe und die darin aufgestickten Glasperlen wurden aufwendig konserviert. Foto: Bernd Schoelzchen

Die Restaurierung einer barocken Vase. Foto: Bernd Schoelzchen

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 56, vom 6. August 2022.



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