Auf den Spuren des Martin von Tours in Berlin

Titelbild
Überraschung in Berlin-Kreuzberg: Reiter verkleidet als St. Martin.Foto: KITA-Team St. Michael
Von 14. November 2009

Am 11.November wurde auch im diesen Jahr vieler Orts der „St. Martins“-Tag gefeiert. Der heilige Martin von Tours, der das Reich der Franken und die besiedelten Gebiete geprägt hat, wird bereits seit über 1.600 Jahren in der ganzen Welt geehrt.

Um 316/317 wurde er in Sabaria, dem heutigen Szombathely in Ungarn, geboren und er starb am 8.11. 397 als dritter Bischof von Tours.

Es wird berichtet, dass Martin ein guter Mensch war. Er stand Kranken bei, gab Hungernden Nahrung, brachte Notleidenden Hilfe, bekleidete die Unbekleideten und behielt von seinem Sold nur das für sich selbst, was er für sein tägliches Leben unbedingt benötigte.

Auch die Kirche“ St. Michael“, unmittelbar am ehemaligen Grenzstreifen der Berliner Mauer in Berlin Kreuzberg gelegen, feierte den St. Martins-Tag mit ihren “KITA- Kindern“ und deren Eltern gemeinsam an diesem ehrwürdigen Tag. Kreuzberg ist bekannt als sozialer Brennpunkt.

EpochTimes: Frau Kwapisz, Sie sind die Leiterin der „KITA“ und seit 14 Jahren hier tätig. Wie gestaltet sich Ihre Arbeit?

Kerstin Kwapisz, Leiterin der katholischen KITA in Berlin-Kreuzberg.Kerstin Kwapisz, Leiterin der katholischen KITA in Berlin-Kreuzberg.Foto: Ingrid Wittig/The Epoch Times

Kerstin Kwapisz: Wir sind hier als katholischer Standort, das heißt nicht, dass wir missionieren, sondern wir wollen als Kirche offen sein für alle Menschen, die zu uns kommen. Wir haben als Erzieherteam den Anspruch, wenn man miteinander vertraut werden will, müssen wir uns zu dem bekennen, was uns wichtig ist: Der Fremde, der sich bei Euch aufhält, der soll Euch wie ein Einheimischer gelten, Ihr sollt ihn lieben wie ihr Euch selbst liebt. Das gehört zum Leitbild unserer katholischen KITA. Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen und für die anderen da sein.

Wir sind offen für alle Religionen und Menschen ohne Konfession. Ich glaube, dass die Ausländerproblematik so alt ist wie die Menschheit. Immer wieder kommen Religionen ins Streiten. Uns ist jeder willkommen.

Zur Zeit sind bei uns Kinder aus 14 Nationen vertreten. Darunter haben wir momentan 30% Kinder aus muslimischen Familien und 20% Kinder aus Familien ohne Konfession.

Wir vermitteln den Kindern, dass es nicht darauf ankommt, ob einer anders spricht, anders riecht, anders aussieht. Sondern dass der andere dann ein Freund ist, wenn wir gut mit ihm umgehen. Es ist ein buntes Miteinander.

Wir als Christen sind davon überzeugt, dass die Vielfalt in den Kulturen eine Idee Gottes ist. Diese Vielfalt ist etwas Wunderbares, die besonders hier in Berlin-Kreuzberg hautnah zu spüren ist.

EpochTimes: Was ist bei Ihnen das Besondere bei der St.Martins-Feier gewesen?

Kinder und ihre  Eltern ziehen zum St.Martins- Fest um den Teich am Engelbecken in Berlin-Kreuzberg.Kinder und ihre Eltern ziehen zum St.Martins- Fest um den Teich am Engelbecken in Berlin-Kreuzberg.Foto: KITA-Team St. Michael

Kwapisz: Im Glauben der Muslime ist Jesus ein Prophet. Auch bei ihnen ist im Glauben das Teilen mit den Armen verankert, so wie im Christentum. Ich glaube jedoch, dass es keiner Religion bedarf, um dieses Stück Barmherzigkeit im Herzen zu tragen. Die Kinder haben das bei dem Martinsfest sehr schön anschaulich gemacht. Sie sind diejenigen, die gern abgeben.

Es sind die Erwachsenen, die zu den Kindern sagen, geh weg von dem Bettler! Und die Kinder sagen, schau Mama, der hat doch Hunger!

EpochTimes: Worin drückt sich die besondere Symbolkraft des St. Martin aus?

Kwapisz: St. Martin hat sich während seines Lebens auf diesem Planeten die Wurzel der Barmherzigkeit erhalten. Wir haben deshalb an diesem Tag die Laternen mit den Kindern angezündet, um ihn zu ehren und der Welt mitzuteilen, dass mit diesem Zeichen sich die guten Taten verbreiten und die Räume erhellen.

Besondere Symbolkraft hat die Teilung des Mantels von St. Martin mit seinem Schwert. Denn mit dem Schwert kann ich ein anderes Wesen umbringen. Ich kann es aber auch so benutzen, wie das St. Martin tat. Er teilte seinen Mantel mit dem Schwert in zwei Teile,um einem Armen einen Teil davon zum Wärmen abzugeben.

EpochTimes: Wird St. Martin auch heute noch in Liedern gehuldigt?

Kwapisz: Ja, natürlich, wir sind um das Engelbecken mit diesem schönen Teich in der Mitte gezogen. Das Pferd mit dem St. Martin ritt voraus. Die Kinder und ihre Eltern folgten ihm und sangen. Es war ein sehr würdevoller und wunderschöner Anblick in den dunklen Abendstunden. Unsere St.Martins-Feier und ihre Gesänge breiteten sich über den Stadtteil aus und viele Menschen konnten uns hören.

EpochTimes: Wir danken Ihnen sehr herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen in Ihrer aufrichtigen und barmherzigen Arbeit in dieser Integrationseinrichtung weiterhin viel Erfolg in der Begegnung mit den Menschen vieler Nationalitäten.

Das Interview führte Ingrid Wittig

 

 

 

 



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