„Dann streite mit ihnen auf die beste Art“

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde lud zu einem Dialog über Meinungsfreiheit und religiöse Gefühle ein
Titelbild
Imam Tariq (links) pflegt Freundschaften mit allen Kulturen. (Heike Soleinsky)
Von 11. Mai 2008

Suren, die anscheinend zu Gewalt aufrufen. Wöchentliche Hinrichtungen. „Ehrenmorde“ in Berlin. Terroranschläge. Das klingt nach Meinung der Gäste nicht nach einer friedlichen Religion. Viele Deutsche haben Angst vor dem Islam.

„Ich gebe Ihnen Recht. An Ihrer Stelle hätte ich wohl auch Angst vor dem Islam“, sagt Imam Tariq dazu. Was nütze es tausend Mal zu sagen, der Islam ist eine friedliche Religion, wenn Muslime Menschen umbringen und Attentate ausführen?

Die Arbeit der Ahmadiyya-Gemeinde vergleicht Imam Tariq mit einer Reformation, in der Aufklärungsarbeit über den Islam geleistet wird. „Wir haben die Hoffnung, dass durch diese friedliche Gemeinde der friedliche Islam Tag für Tag immer bekannter wird. Und diese gewalttätigen Muslime werden sich eines Tages korrigieren und verstehen, dass sie auf einem falschen Weg waren.“

Reformation des Islam: Gewalt der falsche Weg

Selbst der Koran gibt den Menschen das Recht auf Meinungs- und Glaubensfreiheit, sagt Imam Abdul Basit Tariq auf einer Informationsveranstaltung. Am 24. April lud die muslimische Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat ihre Mitbürger zu einem Dialog in die Fazle-Omar-Moschee in der Wieckstraße ein. Das Thema: „Meinungsfreiheit oder religiöse Gefühle – was ist wichtiger?“

„Die religiösen Gefühle von Millionen zu verletzen, indem ihr heiliger Prophet mit einer Karikatur lächerlich gemacht wird – das geht nicht.“ So ist die Meinung von Imam Tariq und der Gemeinde.

„Religiöse Gefühle“, ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Ist der Glaube nicht gerade die Wurzel, die einen hält, damit die Stürme der Emotionen einen nicht umhauen?

Ein Moslem nähme die tiefe Liebe zum heiligen Propheten schon mit der Muttermilch auf, erfahren die Gäste in der Moschee. An der Waterkant liegt es vielleicht eher in den Genen, innerlich ruhig zu bleiben und klar zu handeln, wenn die Wellen (der Emotionen) hoch schlagen, um nicht mit seinem (Lebens-) Schiff zu kentern. Anschläge und Morde wegen Beleidigungen klingen im hohen Norden befremdlich.

Die beste Art ist Höflichkeit

Morde hätten nichts mit dem Islam zu tun, erfahren wir, der Islam sei friedfertig. Insbesondere die Ahmadis, deren Motto „Liebe für alle, Hass für keinen“ ist. Nie sei einer ihrer Anhänger je gewalttätig gewesen. – Das heißt aber nicht, dass sie keine Gefühle hätten.

„Es wird immer gesagt, die Würde des Menschen sei unantastbar. Kann man im Namen der Meinungsfreiheit alles machen?“, fragt der Islam-Gelehrte und zitiert, was der Koran rät, wenn jemand „nicht mit uns einverstanden ist“: „’Dann streite mit ihm auf die beste Art.‘ Die beste Art ist Höflichkeit und Freundlichkeit.“

Wo beginnt Rassismus?

Was muss ein Mensch aushalten, und wo fängt Beleidigung an? „Wenn jemand aus Unwissenheit etwas Beleidigendes sagt, dann muss ich Verständnis zeigen und wissen, dass derjenige keine böse Absicht hat“, sagt der Imam. Die dänische Karikatur sehen die Muslime jedoch als verletzend an. „Man muss auch aufpassen, wo der Rassismus beginnt“, mahnt ein junger Ahmadi. Doch könne man nach Meinung von Jens Gust die Karikaturen als Aufforderung zum Nachdenken verstehen: Erkennt, welches Bild vom Islam weltweit besteht.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 19 (7. Mai – 13. Mai 2008)



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