Warum Wissenschaft nicht unbedingt Wissen schafft

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Epoch Times28. Juli 2010

Epoch Times: Krise ist dann, wenn das Alte bereits gestorben und das Neue noch nicht geboren ist. Halten Sie diesen Spruch für zutreffend?

Gundula Schatz: Ich verstehe unter Krise einen Sterbe- und Werdeprozess mit einem fließenden Übergang. Das Alte stirbt, wahrscheinlich stirbt das Alte schon seit Jahren. In vielen Bereichen haben wir es vielleicht auch schon gesehen, und gleichzeitig beginnt das Neue zu wachsen.

Epoch Times: Alte Systeme brechen also nicht erst seit gestern zusammen?

Schatz: Genau – alte Systeme brechen zusammen, schon seit einiger Zeit, es ist uns jetzt nur viel sichtbarer geworden, weil es diesmal unser Geld betrifft. Da sind wir wohl sehr hellhörig; in der Umwelt sehen wir es ja seit 30 Jahren nicht …

Ja, und gleichermaßen beginnen sich seit Jahren, Jahrzehnten schon neue Lösungen, Wege in die Zukunft aufzutun. Diese bekommen jetzt auch mehr und mehr Energie, einfach aus den Systemen, die zusammenbrechen, das ist rein naturwissenschaftlich gesehen ein völlig logischer, nachvollziehbarer Vorgang.

Epoch Times: Für die meisten ist die Finanzkrise der Anfang…

Schatz: Ich sehe den Auslöser darin, dass unsere ganze Gesellschaft begonnen hat, sich mehr und mehr wider die Natur zu verhalten. Wir sehen ein Riesengefälle zwischen Arm und Reich – während die einen im Luxus schwelgen, nicht mehr wissen, was tun damit, aber nur Blödsinn machen… Das heißt unsere Umwelt zerstören. Die gesamte Luxusindustrie ist auf Umweltzerstörung aufgebaut und auf der Ausnutzung von Menschen. Und das haben wir alles toleriert als „ja, das ist eben natürlich“ oder vielleicht sogar noch als „Fortschritt“ betrachtet…

Wir haben uns Schein-Sicherheiten erschaffen mit riesigen Bankkonten und Sparbüchern, allen möglichen Versicherungen und einer überbordenden Gesundheits- und Pharmaindustrie, die uns bis zum Tod alles verspricht.

Epoch Times: Welcher Wunsch steckt hinter all diesen Schein-Sicherheiten? Der Drang nach Freiheit, einer Freiheit, die keine ist?

Schatz: Der Banker sagt uns, wie sicher die Anleihen und Papiere sind und all das, was jetzt vor unseren Augen zusammenbricht. Gott sei Dank! Denn es ist auf einem Schein-Versprechen aufgebaut. Wenn ich an ein immerwährendes Wachstum glaube – das gibt es in der Natur nirgends. Außer bei Krebszellen; und wir wissen, was mit denen passiert … Das sind die Einzigen, die in der Natur diese Art Wachstum zeigen, das wir von der Wirtschaft erhoffen.

Wir dachten auch, unsere Finanzsysteme seien unabhängig, aber sie können gar nicht unabhängig sein.  Das heißt, wenn wir Dinge wider die Natur tun, hat das seine Auswirkungen auf das Ganze. Das System ist so komplex, dass wir auch wissenschaftlich schon festgestellt haben, dass der berühmte „Flügelschlag des Schmetterlings“ – wenn ich da etwas ändere, hat es ebenfalls seine Auswirkung.  Nur welche, dass können wir nicht vorhersagen.

Epoch Times: Sie glauben an die Macht der Gedanken?

Schatz: Natürlich. Der Gedanken, der Gefühle …

Epoch Times: Das ist ja spannend, da Sie ja aus dem Wissenschaftskreis kommen:

Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass das so ist?

Schatz: Einfach durch meine Beobachtungen. Sicherheit gibt es keine, nie im Leben. Ich habe mein Leben lang immer alles um mich herum sehr genau beobachtet: die Menschen, die Natur. … Wenn etwas passiert ist, habe ich begonnen, immer mehr Zusammenhänge zu erkennen,  warum es passiert ist, ich habe sozusagen das Gesetz von Ursache und Wirkung erforscht.

Ich habe das Ursache-Wirkung-Gesetz und all diese Dinge beobachtet, diese Naturgesetze, die über unsere begrenzten wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, die wir derzeit in der Schule lernen, hinausgehen… Jeder seriöse Wissenschaftler wird das zugeben. Wir wissen, in welchen Bereichen unsere Messinstrumente messen, in welchen noch viel geringeren Bereichen unsere Sinne wahrnehmen. Aber wir wissen auch, dass nie alles fassbar ist.

Epoch Times: Ich hab mit einer Volkswirtin am Boltzmann-Institut gesprochen … Volkswirtschaftslehre ist ein Glauben – eine Glaubenshaltung, von der niemand lassen will. Mir kommt es manchmal so vor, als ob sich unsere Wissenschaft sogar zu einer absoluten Glaubenshaltung, einer Art Religion entwickelt hätte … Sehen Sie unsere Wissenschaft auch so?

Schatz: Es hat sich eindeutig da hin entwickelt, und das noch dazu unter dem Deckmäntelchen der absoluten Objektivität und der wissenschaftlichen Seriosität. Und da wird in den nächsten Jahren wohl auch noch sehr viel geschehen, denke ich mir. Wir werden erkennen müssen, dass vielleicht viele Grundannahmen unserer Wissenschaft gar nicht stimmen, und man sieht auch, wenn man Wissenschaftsgeschichte anschaut, dass vieles, was wir jetzt als Doktrinen erleben, z.B. auf dem Gebiet der Genetik, dass viele dieser Dinge eigentlich gar nicht stimmen …

Epoch Times: Und wohin entwickelt es sich?

Schatz: Ich seh‘, dass es sich zu den alten menschlichen Werten hin entwickelt, die alle in den alten Weisheitslehren beschrieben sind, die auch alle Kern unserer Religionen sind, und die den Menschen als Teil sieht in einem riesigen, wunderbaren Kosmos, voll von Wundern, wo eines mit dem anderen zusammenhängt …

Ich bin jetzt auch keine, die sagt, das war alles schrecklich und schlimm und falsch, was wir gemacht haben, sondern ich bin der Meinung, dass alles, was ist, hat einen Grund, dass es so gekommen ist, es unterliegt eben der Ursache und Wirkung …

Und was passiert, wenn ich hier Dinge tue, wenn ich Handlungen, Gedanken und Gefühle hab, die nicht in dieser Liebe und Verbundenheit passieren …

Epoch Times: Das klingt für mich stark nach dem buddhis-
tischen Liebesbegriff …

Schatz: Ja.

Epoch Times: Meinen Sie damit so etwas wie Mitgefühl oder Barmherzigkeit? Also nicht so dieses Gefühl, das wir für gewöhnlich kennen, sondern schon was Tieferes. Oder liege ich da falsch mit meiner Interpretation?

Schatz: Da liegen Sie ganz richtig. Das was wir für gewöhnlich unter Liebe verstehen ist wirklich äußerst kindlich, Vorschulalter würde ich sagen. Liebe ist ein weit, weit größeres Konzept, und man kann es in der Natur überall sehen, wie die Sonnenblume, die ihren Kopf nach der Sonne dreht …

Zellen können ja auch nur in zwei Stadien vorliegen; entweder in Wachstum, das ist das, was ich dann auch mit Liebe bezeichne, mit Kommunikation, mit sich öffnen, mit aufmachen; oder in Schutzstellung, in Angst, da schließt die Zelle ab, lässt nichts mehr rein und nichts mehr raus… Und durch die Schutzstellung blockiert die Zelle ihr eigenes Überleben, das kann sie nur eine gewisse Zeit lang tun.

Epoch Times: Oder sehen wir es metaphorisch: wie bei Dunkelheit und Licht, letztlich was ist das stärkere Prinzip? Licht existiert für sich, während Dunkelheit ja nur da bestehen kann, wo kein Licht ist …

Schatz: Das ist ja das Schöne, weil auch Kreativität nur in dieser Kraft passieren kann, Kreativität passiert ja auch aus diesem Sich-Öffnen heraus …

Epoch Times: Ja. Eine abschließende Frage: Sie haben vorhin angesprochen, es gibt in alten Kulturen, Weisheitslehren, gewisse Übereinstimmungen. Was kann man hier noch einmal nennen, was diese Kulturen eigentlich so miteinander verbindet?

Schatz: Für mich ist das ganz große, übergreifende Prinzip in den meisten großen Religionen und Weisheitslehren dieses Prinzip der Liebe, das ist für mich etwas, das doch alle miteinander verbindet, auf das wir uns sehr wohl einigen könnten …

Auch Achtsamkeit, Dankbarkeit, Wahrhaftigkeit, sind für mich Tugenden, die sicher sehr hilfreich sind. Letztlich, und für mich das wirklich überragende, ist das Prinzip der Liebe, auch sich selbst gegenüber. Und all die anderen Tugenden ergeben sich für mich dann daraus. Alles, was ich ausstrahle, wird wieder auf mich zukommen. Also, was ich säe, das werde ich ernten. Sehr viele dieser Prinzipien machen mit ein bisschen Nachdenken einfach Sinn.

Epoch Times: Damit können sich aber viele nicht mehr anfreunden, wenn man sagt: „Gutes wird mit Gutem vergolten“ und, im umgekehrten Sinne, „Böses mit Bösem“. Daran glauben doch die wenigsten heutzutage …

Schatz: Ja genau, und das ist mir auch ein Anliegen, genau diese grundlegenden Prinzipien oder Weisheiten ein bisschen auch aus ihrem religiösen Kontext herauszulösen …

Ich bin der Meinung, dass es nur dann wirklich etwas bringen wird, wenn wir erkennen, dass alles, was ich jemand anderem antue, ich letztendlich mir selbst antue. Es fällt wieder auf mich zurück. Und das ist auch für mich als Naturwissenschafterin logisch. Alles ist Schwingung: jeder Gedanke, jedes Gefühl, aber auch Materie. Es schwingt nur unterschiedlich schnell. Aber das heißt auch, dass ich jeden negativen Gedanken wieder in mein Leben zurückholen werde. Und wenn die Menschen beginnen, das zu erkennen, dann brauchen wir keine Vorschriften und keine Strafen mehr, weil sich doch keiner freiwillig ins eigene Fleisch schneidet.

Epoch Times: Na, mal sehen, wie es auf uns zukommt. Ich bedanke mich.

Schatz: Ich bedanke mich bei Ihnen!

Das Gespräch führte Florian Godovits

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