Wie fühlt sich ein Flüchtling?

Flüchtlingslagersimulation ist eine Aufforderung aufzuwachen
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1982 floh der fünfjährige südsudanesische Junge Mawien eines Nachts mit seiner Mutter, als Viehdiebe kamen und ihr Dorf zerstörten. Die nächsten zehn Jahre war er zwischen verschiedenen Flüchtlingslagern in Äthiopien und Kenia auf der Suche nach Schutz und Sicherheit unterwegs, während er gegen die harte Realität in Form von Nahrungsmittelknappheit und Malaria kämpfte.

Jetzt ist Mawien Koul verheiratet, hat drei Kinder und hat sich in Australien angesiedelt. Er fand schneller als die anderen einen Platz, den er sein Heim nennen durfte. Durchschnittlich siebzehn Jahre lang ist ein Flüchtling entlang der Grenzen von Sudan, Kenia, Thailand und Pakistan unterwegs.Es überrascht nicht, daß sich Koul verpflichtet fühlt, seine Geschichte in Australiens erstem simulierten Flüchtlingslager mit dem Namen „Refugee Realities“ zu erzählen.

Die Simulation basiert auf Flüchtlingslagern wie dem, in dem Koul lebte, und enthält eine „Sprecherecke“, in der er und andere Flüchtlinge aus Burma und Sudan den Besuchern am Ende des Wegs der nachempfundenen Erfahrungen ihre Geschichten erzählen. „Wir hatten kein Trinkwasser und ich hatte Malaria, aber keine Medizin“, erzählte Koul von seiner Erfahrung auf der Flucht aus dem Dima-Flüchtlingslager nach Kenia.

Refugee Realities wurde am 22. Februar 2008 eröffnet und ist eine von Oxfam Australia aufgebaute öffentliche interaktive Ausstellung. Die Planung dauerte 12 Monate und beinhaltet alle Herausforderungen, die ein Flüchtling erlebt, wozu auch das schnelle Suchen nach Zugehörigkeit und die Flucht aus der Heimat, Verhandlungen mit Grenzsoldaten, der Gang durch ein Minenfeld und die Bitte um Asyl zählen. „Die Idee besteht darin, daß wir versuchen eine Menge verschiedener Dinge zu integrieren, die man in Lagern in der ganzen Welt findet, so daß wir die globalen Themen untersuchen können, die wirklich Vertreibung und den Bedarf an Dauerlösungen für Vertreibung betreffen“, sagte Stephanie Cousins, Projekt-Koordinatorin von Refugee Realities von Oxfam Australia.

Nach Angaben von Oxfam Australia wurden weltweit 34 Millionen Menschen durch Krieg und Konflikte vertrieben. Nach Australien kommen jährlich 13.000 Flüchtlinge. Cousins sagt, Refugee Realities habe das Ziel, Mitgefühl und Respekt für diese Flüchtlinge in unseren Gemeinden aufzubauen.

„Wir wollten dies auf eine wirklich fühlbare Weise tun, weil ich glaube, daß es für die Menschen etwas schwierig ist sich mit Flüchtlingsproblemen zu identifizieren – sie kennen sie nicht unbedingt oder haben eine andere Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, wenn man sein Zuhause verliert und in ein anderes Land fliehen muß“, sagte Cousins.

Über 3.000 Studenten haben schon eine Tour durch das Lager gebucht. Eine Lehrerin aus Swinburne TAFE, sagte, sie beobachtete dieses Jahr elf Studenten, die ein greifbares Verständnis von der Flüchtlingsrealität bekamen, als sie das Zelt für Flüchtlingsregistrierung erreichten und erstaunt waren, daß sie mit einem fremdsprachigen Beamten reden mußten.

„Welch eine fabelhafte Gelegenheit, dachte ich, ist es das Leben als Flüchtling selbst zu erfahren“, sagte Makushev. „Aber mehr als das geht es darum, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben“, sagte sie über ihre Studenten, die auch freiwillig halfen, die letzten Verbesserungen am Lager vor seiner Eröffnung vorzunehmen und auch während des Events selbst mit zu helfen.

Der Student Matthew Stanios sprach über seine Erfahrung, nachdem er und seine Mitstudenten eine Tour mit Führer durch das simulierte Lager unternommen hatten.

„Es ist sicherlich nur eine Simulation dessen, was tatsächlich passiert, aber als ich alle Stadien und alle Reisen erlebte, versuchte ich wirklich nachzuempfinden, wie sie sich physisch und emotional fühlten. Es ist sehr traurig, daß Menschen auf der ganzen Welt so etwas erleben müssen“, sagte er.

„Die Hälfte oder drei Viertel der Thematik, die auf dieser Reise gezeigt wurde, kannte ich nicht einmal. Nach einer praktischen Erfahrung kann ich mir jetzt besser vorstellen wie die Flüchtlingslager funktionieren“.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 11 (12.-18.Mrz. 2008)




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