ARD dreht Politdrama «Die Stadt und die Macht»

Titelbild
Regisseur Friedemann Fromm (2.v.l) und die Schauspieler Renate Krößner (l-r), Anna Loos und Thomas Thieme in Berlin.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times15. Juli 2015
Dialog zwischen Vater und Tochter: „Warum strahlst Du denn so?“ – „Ich versuche, Zuversicht auszustrahlen, auch wenn mein Vater nicht an mich glaubt – genau wie bei der Führerscheinprüfung.“ – „Den Führerschein habe ich gekauft.“ Hier prallen zwei Überzeugungen, zwei Politikstile aufeinander – und schon sind wir mitten drin in „Die Stadt und die Macht“, in der neuen ARD-Politserie, die drei Monate in Berlin gedreht wurde. 2016 soll sie ausgestrahlt werden.

Was Vater und Tochter antreibt, nach der Macht in der Hauptstadt zu greifen, was sie verbindet und trennt beim Kampf um das Amt des Regierenden Bürgermeisters – darum geht es Regisseur Friedemann Fromm („Weissensee“) und seinem hochkarätig besetzten Team. Dienstagnachmittag, vorletzter Drehtag in der Brandenburger Landesvertretung in Berlin. Unverdrossen spielen Anna Loos und Thomas Thieme die kleine Szene zehnmal – mit geringen Nuancen in Mimik, Gestik und Betonung, bis es sitzt.

Worum geht es? Loos als engagierte Anwältin Susanne Kröhmer und Tochter des langjährigen Fraktionschefs der Konservativen, Karl-Heinz Kröhmer (Thieme), ergreift nach einem Korruptionsskandal in der großen Koalition die Chance, gegen den beliebten Regierungschef Manfred Degenhardt (Burghart Klaußner) von der SDU zu kandidieren. Damit bringt sie ihren Mann (Stephan Kampwirth) und ihren Vater gegen sich auf.

Der Politkrimi ist noch mit einer gehörigen Portion Familiendrama mit dunklen Geheimnissen gewürzt, auf die Susanne Kröhmer erst im Laufe des Wahlkampfs stößt. Der Vater ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Tochter und seinen eigenen Plänen. Er schachert, zieht Fäden auf altbewährte Weise. „Das ist der Witz an der Rolle, dieser Zwiespalt“, sagt Thieme. Für Renate Krößner in der Rolle der Mutter bleibt da kaum Platz. „Ich bin der Teil, der unter den Politikmachern leidet, weil ich so nah dran bin.“

Fromm reizte daran, „eine politische Eventserie aus dem Hier und Jetzt“ zu inszenieren. Viele Politserien wie auch „Weissensee“ spielten in der Vergangenheit. Die „Stadt und die Macht“ wolle die weitverbreitete Politikverdrossenheit der Menschen anknacken, indem sie „Politik als einen sehr dynamischen Prozess zeigt, nicht so dröge“, sagt Fromm.

Es sollte eine Geschichte im Dreieck Macht, Politik und Gesellschaft werden, die auch die Politiker als Menschen mit ihrer Motivation, ihren Zweifeln und persönlichen Problemen zeigt, ergänzt Produzent Michael Lehmann. „Susanne Kröhmer ist eine Newcomerin, die mit Idealen einsteigt. Wie lange kann sie ihre Ideale halten, wie lange kann sie sauber bleiben?“

Die Story sei nicht angelehnt an bekannte Politiker wie den langjährigen Berliner Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, betonen Produzent und Regisseur. Es gehe mehr um Archetypen, um den Blick hinter die Kulissen. „Wir wollen Politik so erzählen, dass auch Menschen, die sich nicht dafür interessieren, der Prozess des Politikmachens näher gebracht wird“, so Fromm.

Das findet auch Schauspielerin Anna Loos so gut an der Serie. Nicht der Politiker sei durch seine Macht sexy. „Sondern dessen Arbeit an sich, das Politikmachen, das ist sexy“, sagt die 44-Jährige. Sie habe sich immer für einen politischen Menschen gehalten. Aber erst bei der Vorbereitung auf die Rolle sei ihr bewusstgeworden, wie viel sie doch nicht mitbekomme.

Einen realen Wechsel in die Politik kann sich Loos dennoch nicht vorstellen. „Ich finde Politik total interessant, aber ich bin glücklich mit meinen beiden Berufen Schauspielerei und Gesang.“ Und die wirkliche Macht üben für Loos auch nicht die Politiker aus. „Geld ist Macht. Die Wirtschaft hat die wirkliche Macht.“

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion