Geschäftstüchtig – Werk der Cranachs überdauert 500 Jahre

Wittenberg (dpa) - Kunst und wirtschaftlicher Erfolg haben sich selten so verbunden wie bei den Cranachs. Die Zeitgenossen Martin Luthers brachten vor rund 500 Jahren großes künstlerisches Talent, Fleiß und Unternehmersinn zusammen. Das…
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Kinder setzen in Weimar bedruckte Kunststoffwürfel zu dem Werk «Martin Luther» von Lucas Cranach dem Älteren zusammen.Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Epoch Times28. April 2015
Kunst und wirtschaftlicher Erfolg haben sich selten so verbunden wie bei den Cranachs. Die Zeitgenossen Martin Luthers brachten vor rund 500 Jahren großes künstlerisches Talent, Fleiß und Unternehmersinn zusammen.

Das Markenzeichen der geflügelten Schlange, das für Cranach-Qualität bürgen soll, zeigt, dass Marketing schon damals eine große Rolle spielte. Viele der Tausenden Werke zierte das Logo – wenngleich die Experten noch immer grübeln, wo die Meister selbst Hand anlegten und wo hervorragende Gesellen am Werk waren.

Eine große Werkstatt in Wittenberg war das Zentrum des Schaffens von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) – er malte als Hofmaler Friedrichs des Weisen, damals einer der reichsten Fürsten, im Auftrag hoher Persönlichkeiten und gab auch seinem Freund Martin Luther ein Gesicht, das viele heute vor Augen haben. Sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586) führte später die Werkstatt weiter – sein 500. Geburtstag ist Anlass für das Cranach-Themenjahr 2015. Viele Museen haben Cranachs im Depot oder in den Ausstellungen – in diesem Jahr wollen sie damit auftrumpfen.

Insbesondere Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern haben sich der Malerfamilie angenommen – dort lebten und arbeiten die Cranachs. Jedes Bundesland wartet gleich mit drei Ausstellungen auf. Von zusätzlichen Touristen profitierten möchten beispielsweise Wittenberg, Weimar und das fränkische Kronach. Ist das zu viel? Aber nein, sagt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. „Cranach hat ein so umfangreiches und facettenreiches Werk hinterlassen, das eine Vielzahl von Zugängen und Betrachtungsweisen erlaubt. Außerdem haben sich die Bundesländer mit den Veranstaltungen, Inhalt und Zeitpunkt im Cranach-Jahr abgesprochen. Das ist so geplant.“

Mehrere Tausend Werke entstanden in der Cranach-Werkstatt in Wittenberg. Was sie vereint, ist ein von Cranach dem Älteren entwickelter Stil. Von einer Wiedererkennbarkeit spricht die Kunstreferentin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Bettina Seyderhelm. „Cranach kam aus Franken nach Mitteldeutschland, seine Arbeiten wurden hier geschätzt und begehrt und die Gesellen in der Werkstatt haben sich dem freiwillig untergeordnet.“ Das war nichts Ungewöhnliches: Auch in flämischen oder Lübecker Werkstätten gab es Arbeitsteilung. Manufakturmäßig sei es bei den Cranachs zugegangen, sagt Seyderhelm.

Bei Cranach dem Älteren komme eine erhebliche Geschäftstüchtigkeit hinzu. Der Künstler war Politiker, kaufte und verkaufte auch Immobilien, hatte Privilegien zum Weinausschank sowie für eine Apotheke. Letzteres sorgte auch für die revolutionär leuchtenden Farben in Cranachs Bildern, wie Seyderhelm berichtet. „Er hatte einen guten Zugang auch zu seltenen Mal-Materialien und hatte eine vorzügliche Ausbildung.“ Cranach wusste, wie sich die Farben verhielten.

Dieses Wissen ist bei der Restaurierung der Werke heute wieder von enormer Bedeutung. Seyderhelm hat mit dem großen Spenden-Projekt „Cranach braucht Hilfe“ der Stiftung Kunst- und Kulturgut dafür gesorgt, dass in vielen Kirchen Original-Cranach-Werke restauriert wurden. Besonders stolz ist sie auf die Stadtkirche in Wittenberg, wo unter anderem der 27 Quadratmeter große Reformationsaltar wieder in strahlenden Farben erscheint – das Interesse von Besuchergruppen sei schon jetzt sehr groß.

Aber auch in anderen Orten in Mitteldeutschland erstrahlen Cranach-Werke am originalen Ort im originalen Glanz – etwa in Aschersleben, Gardelegen, Kemberg und Weimar. Weitere sollen bis zum Reformationsjubiläum 2017 folgen – Spenden dafür werden noch gebraucht.

Die Städtekooperation „Wege zu Cranach“ hat unterdessen ein erstes positives Resümee gezogen: Das Themenjahr verwandele die fränkische und mitteldeutsche Kulturlandschaft gewissermaßen in ein „Cranach-Land“, das Besucher aus dem In- und Ausland in großer Zahl entdeckten. Das Cranach-Jahr dient den Beteiligten dann auch als Anlauf für das eigentliche Reformationsjubiläum 2017 – dann wird der 500. Jahrestag von Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg gefeiert, der den Beginn der Reformation symbolisiert.

(dpa)

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