Kolumne vom Freischwimmer: Arschengel? Dankbarkeit? Besser ist das!

Wie wir ja schon einmal auf phantastische Art und Weise herausgearbeitet haben, hat die Wut, die in uns in manchen Situationen entsteht, immer etwas mit uns selbst zu tun.
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Diplom-Psychologe Robert Betz bezeichnet manche Menschen in seinen Videos gern scherzhaft als „Arschengel“.Foto: iStock
Von 18. Oktober 2020

Das Thema Wut hatten wir schon mal. Trotzdem nehme ich in unserer Gesellschaft weiterhin einen steigenden Pegel an Wut und Hass wahr. Deshalb befehle ich meinen adipösen Wurstfingern diesbezüglich noch einmal Folgendes einzutippen:

Machen Sie ruhig mal einen Test: Falls Sie eine hübsche junge Frau mit schwarzen langen Haaren und einer seidig glatten Haut sind, bitten Sie doch mal Ihren Partner, er möge zu Ihnen einmal sagen, dass Sie eine verrunzelte, rothaarige und verpickelte alte Schachtel wären. Sehen Sie – Sie müssen jetzt schon grinsen und fühlen sich nicht angegriffen. Warum? Natürlich weil Sie keine verrunzelte, rothaarige und verpickelte alte Schachtel sind. Deshalb trifft Sie das auch nicht (Ausgenommen sind selbstverständlich diejenigen, die sowieso schon hochgradig aggressiv sind und schon bei dem Wörtchen „tütüt“ vollkommen ausrasten, Ihrem Göttergatten mit der Bratpfanne auf den Kopf hauen und ihm mit den langen Fingernägeln das Gesicht zerkratzen!).

Und Sie, meine Herren? Haben Sie sich heute schon maßlos darüber aufgeregt das die IG Remscheid im Rollhockey verloren hat? Nein? Wieso nicht? Weil es mit Ihnen nichts zu tun hat (Ausgenommen sind natürlich alle Fans der IG Remscheid und diejenigen, die sowieso schon hochgradig aggressiv sind, und schon bei dem Wörtchen „tirili“ vollkommen ausrasten, das Mobiliar zerhämmern und danach vor Wut ins Laminat beißen!).

Wer sich selbst recht kennt, kann sehr bald alle anderen Menschen kennenlernen.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Aber es gibt tatsächlich auch Nervtöter und Plagegeister. Diplom-Psychologe Robert Betz bezeichnet solche Menschen in seinen Videos gern scherzhaft als „Arschengel“. Als ich diesen Begriff das erste Mal hörte, musste ich schmunzeln. Mittlerweile finde ich ihn passend und diese Wortschöpfung trifft es meiner Meinung nach sehr genau.

Fraglos ist jemand, der anderen immer nur auf die Nerven geht, ein Arsch. Doch bei genauerer Betrachtung ist er auch ein Engel, weil er uns durch sein Verhalten auf die eigenen Gefühle hinweist. Für unsere Emotionen sind wir natürlich selbst verantwortlich und müssen für sie auch die Verantwortung übernehmen. Und sie kontrollieren. Es geht nicht, dass wir jedem Hans Wurst gleich eine klatschen – nur weil er nervt.

Wo kämen wir denn da hin?

Wahrscheinlich ins Kittchen.

Außerdem steht dabei immer wieder die Frage im Raum, wem die Wut eigentlich gehört, welche in uns hochsteigt. Gehört sie zu dem, der nur den Ärger in uns auslöst oder gehört sie zu uns selbst?

Arschengel zeigen uns also unsere eigenen Schwächen und Fehler auf und geben uns durch ihr doofes Verhalten die Möglichkeit an uns und unseren Gefühlen zu arbeiten. Dass wiederum wird uns beim nächsten Arschengel nützlich sein, weil wir dann nicht mehr so schnell aus der Ruhe gebracht werden können.

Ist dann nicht plötzlich aus dem Arsch ein Engel geworden?

Sollten wir dann dem Arsch und dem Engel nicht etwa dankbar für diese kostenlose Lektion sein?

Hmm, glaub` schon.

Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“ (Galileo Galilei)

Dankbarkeit hat einen großen Einfluss auf unser eigenes Leben. Sie ist eine innere Haltung, welche eigentlich zu jedem Menschen gehört. Sie erfüllt uns mit Freude und dem Gefühl des Glücklichseins. Dankbarkeit reduziert inneren Stress und wirkt sich somit positiv auf die Gesundheit aus. Sie stärkt die positiven Faktoren und trägt zu einer optimistischen Grundeinstellung bei.

Erledigt man mit dieser inneren Haltung seine Arbeit, hilft sie uns dabei, unsere Ziele besser erreichen zu können. Dankbare Menschen sind laut wissenschaftlichen Studien interessierter, lebendiger und können sich besser für ihre täglichen Aufgaben begeistern. Sie fühlen sich ebenfalls auf eine positive Weise mit ihren Mitmenschen verbunden.

Dankbar zu sein ist die Wahl eines Menschen. Sich einmal bei anderen für etwas zu bedanken, ist eine Geste der Wertschätzung seines Gegenübers. Selbst alte Kulturen kannten schon die Macht der Dankbarkeit und sie bedankten sich bei ihren Göttern für alles, was sie hatten und was ihnen gegeben wurde. Sogar eine negative Sache könnte sich eines Tages in eine positive verwandeln – wenn wir daraus lernen und jede Lektion, welche das Leben für uns bereithält, zu schätzen wissen. Letztendlich können wir Ruhe, Kraft und Harmonie nur in uns selbst finden. Das ist in diesen stürmischen Zeiten wichtiger denn je.

Passen Sie also gut auf sich auf.

Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ (Francis Bacon)

UND:

Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt. Erfahrung ist das, was man aus dem macht, was einem zustößt.“ ( Aldous Huxley)

Ahoi

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