Musik am Abend: R.I.P. Montserrat Caballé

"Ihre Stimme und ihre Sanftheit wird stets mit uns sein" – die große spanische Operndiva Montserrat Caballé starb am 6. Oktober in Barcelona.
Titelbild
Die spanisch-katalanische Opernsopranistin Montserrat Caballe am 18. November 2013 in Madrid während der Verleihung der Internationalen Medaille für Kunst im Roten Saal des Rathauses in Madrid.Foto: GERARD JULIEN,GERARD JULIEN/AFP/Getty Images
Epoch Times6. Oktober 2018

„Norma“ ist eine Oper in zwei Akten von Vincenzo Bellini (1801-1835), einem italienischen Komponisten, die 1831 uraufgeführt wurde. Hier in einer Aufnahme mit der berühmten Diva Montserrat Caballé.

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Gebet der Norma aus Bellinis „Norma“

Keusche Göttin im silbernen Glanze,

Thaue Segen auf die dir geweihte Pflanze!

Deines Anblicks lass uns erfreuen,

Wolkenfrei und schleierlos!

Schleierlos, ja, schleierlos!

Lass nicht Zwietracht sich erneuen,

Träufle Balsam in die Wunden,

Bis den Frieden wir gefunden,

Der erkeimt aus deinem Schoss.

Eine andere Übersetzung verwendete Lothar Quandt zur Inszenierung am Nationaltheater München:

Keusche Göttin, die du diese

heiligen alten Bäume in Silber tauchst,

uns wende dein schönes Antlitz

unumwölkt und unverschleiert zu.

Mäßige du die feurigen Herzen,

mäßige wieder den verwegenen Eifer,

verbreite auf Erden jenen Frieden,

den du im Himmel herrschen lässt.

R.I.P. Montserrat Caballé

Die spanische Operndiva Montserrat Caballé starb in der Nacht des 6. Oktober 2018 im Alter von 85 Jahren in Barcelona, wie das Sant-Pau-Krankenhaus bestätigte. Caballé litt seit Jahren unter gesundheitlichen Problemen.

Am 12. April 1933 in bescheidenen Verhältnissen in Barcelona geboren, studierte Caballé Gesang am dortigen Liceu-Konservatorium. Wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihrer Familie hätte sie das Studium beinahe abbrechen müssen, konnte es dank finanzieller Unterstützung von Mäzenen jedoch fortsetzen.

Caballé debütierte 1956 an der Baseler Oper als Mimi in „La Bohème“ von Giacomo Puccini. Auf Basel folgte ein dreijähriges Engagement an der Oper Bremen. Das Gran Teatre del Liceu in Barcelona blieb zeitlebens ihre Heimatbühne. Ihr dortiger Einstieg als Arabella in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss im Januar 1962 war der Auftakt einer langen Geschichte der Zuneigung zwischen der Sängerin und ihrem heimischen Publikum.

Caballés eigentlicher Durchbruch kam 1965, als sie an der New Yorker Carnegie Hall für Marilyn Horne in der Oper „Lucrezia Borgia“ von Gaetano Donizetti einsprang und das Auditorium hinriss. Zwei Jahre später begeisterte sie als Violetta in der Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi unter dem Dirigat von Georges Prêtre. Einige feierten sie schon damals als Nachfolgerin von Maria Callas.

Es folgten Auftritte in den prestigeträchtigsten Häusern der Welt: Metropolitan Opera in New York, Mailänder Scala (mit einer fulminanten „Norma“ von Vincenzo Bellini im Jahr 1972) oder Royal Opera House London.

1987 unternahm Caballé einen Ausflug in die Popmusik: Zusammen mit Freddy Mercury, dem Sänger der britischen Band „Queen“ nahm sie ein Album auf, dessen Titelsong „Barcelona“ zur Hymne der Olympischen Spiele 1992 in ihrer Heimatstadt avancierte.

Trotz ihrer Gesundheitsprobleme – 1985 wurde bei ihr ein Hirntumor festgestellt – setzte die Operndiva ihre Bühnenkarriere fort, auch wenn sie ihre Auftritte zunehmend einschränkte. Im Januar 2002, genau 40 Jahre nach ihrer Premiere am Liceu, hatte sie dort eine umjubelte Vorstellung. Der Brand am Opern- und Konzerthaus acht Jahre zuvor hatte Caballé zum Weinen gebracht.

2012 schenkte Caballés Heimatbühne der großen Tochter der Stadt eine Hommage in Form eines Konzerts mit dem von ihr entdeckten und geförderten Tenor José Carreras, ihrer Tochter, der Sopranistin Montserrat Martí, und anderen Gesangsgrößen. Im Laufe ihrer langen Karriere gewann Caballé zahlreiche Preise. 1991 erhielt sie den Prinz-von-Asturien-Preis, 1998 wurde sie mit einem Bambi ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Musikpreis Echo Klassik für ihr Lebenswerk.

Caballés letzte Lebensjahre waren gezeichnet von Schlaganfällen und wiederholten Klinikaufenthalten. Nach Vorwürfen des Steuerbetrugs im großen Umfang zahlte die Operndiva 2014 ein Bußgeld von mehr als 250.000 Euro. Gemäß einer Vereinbarung mit der Justiz akzeptierte Caballé auch eine Haftstrafe von sechs Monaten, die sie aber nicht antreten musste.

Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez würdigte die Verstorbene im Kurzbotschaftendienst Twitter als „große Botschafterin“ Spaniens. „Ihre Stimme und ihre Sanftheit wird stets mit uns sein.“ Die Totenwache für die weltberühmte Opernsängerin findet am Samstag statt, am Montag wird sie in Barcelona bestattet.



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