Musik statt Müll: „Recycling Orchester“ aus Slum in Paraguay spielt auf Schrott + VIDEO

"Die Welt schickt uns ihren Abfall. Wir geben ihr Musik zurück", sagt Orchesterleiter Favio Chávez aus Paraguay. Er kam auf die Idee, mithilfe des Zimmermanns Don "Cola" Gómez Instrumente aus Schrottteilen zu bauen: Aus Ofenblechen entstanden Geigen, aus Desserttellern Gitarren.
Titelbild
Mitglied des Recycling Orchesters aus ParaguayFoto: NORBERTO DUARTE/AFP/Getty Images
Epoch Times11. Oktober 2016

Aus dem Slum auf Welttournee: Für einige Kinder aus einem Armenviertel in Paraguay wurde dieser Traum Wirklichkeit. Mit Instrumenten aus Müll reisten die jungen Musiker, von denen die meisten vorher nie ihre ärmlichen Barackensiedlung verlassen hatten, mit dem „Recycling Orchester“ um die Welt. „Die Welt schickt uns ihren Abfall. Wir geben ihr Musik zurück“, sagt Orchesterleiter Favio Chávez.

Der leidenschaftliche Musiker, der als Umwelttechniker nach Cateura kam, hatte die Idee zu dem ungewöhnlichen Ensemble vor zehn Jahren. Sie führte Chávez und seine jungen Musiker nun auf eine Welttournee mit Stationen wie Los Angeles.

Nach seiner Ankunft in Cateura am Rande der größten Mülldeponie Paraguays beschloss Chávez bald, eine Musikschule für die Jugendlichen einzurichten. Doch angesichts der Armut war der Kauf echter Instrumente undenkbar.

So kam er auf die Idee, mithilfe des Zimmermanns Don „Cola“ Gómez Instrumente aus Schrottteilen zu bauen: Aus Ofenblechen entstanden Geigen, aus Desserttellern Gitarren. Aus einem Ölfass, Holzlöffeln und einem Stöckelabsatz konstruierten sie ein Cello, Röntgenbilder ersetzen die Felle beim Schlagzeug.

„Zu Beginn war es schwierig zu spielen, aber Favio half mir, es allmählich zu lernen“, sagt die zehnjährige Geigerin Celeste Fleitas. „Von ihm lernte ich, mehr Verantwortung zu übernehmen und den Wert dessen zu schätzen, was ich habe.“ In Cateura, einer der ärmsten Gemeinden Südamerikas mit rund 40.000 Menschen nahe der Hauptstadt Asunción, erklingen seither Mozart, Vivaldi oder auch Sinatra-Songs.

Jeden Tag werden in Cateura mehr als 1500 Tonnen Müll abgeladen, den die Bewohner auf der Suche nach Verkäuflichem durchwühlen. Es gibt kein fließendes Wasser und nur begrenzt Strom und sanitäre Anlagen. Krankheiten sind weit verbreitet und viele Bewohner sind Analphabeten. Mit Kriminalität, Drogen und Banden kommen die Kinder in dem Armenviertel meist früh in Kontakt.

Für einige von ihnen wurde das Müll-Orchester so zum Rettungsanker, vor allem seit die paraguayische Regisseurin Alejandra Amarilla auf sie aufmerksam wurde: Um eine Spendenaktion zu starten, lud Amarilla 2012 auf YouTube ein kurzes Filmchen über die jungen Musiker hoch.

Innerhalb weniger Tage klickten mehrere Millionen Menschen das Video an – und das Orchester war weltberühmt. Mit den Spenden produzierte Amarillo „Landfill Harmonic“, eine im September in den USA erschienene Dokumentation über die Welttournee des Orchesters mit Konzerten vor europäischen Königshäusern, Papst Franziskus und den Vereinten Nationen.

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Die Kinder aus Cateura spielten als Vorgruppe für Metallica, improvisierten mit Stevie Wonder und Megadeath und inspirierten ähnliche Projekte auf der ganzen Welt. Co-Regisseur Brad Allgood zeigt sich beeindruckt von Chávez‘ Filmzitat „Nichts zu haben ist keine Entschuldigung dafür, nichts zu tun“, wie er in Los Angeles sagt.

„Unsere Stadt hat sich sehr verändert, weil die Kinder jetzt die Schule beenden und von den Drogen wegbleiben wollen“, erzählt Toby Armoa. Der 15-Jährige spielt seit vier Jahren beim „Recycling Orchester“ und übt täglich zwei Stunden auf seinem aus Sanitärschläuchen, Flaschenkappen und Münzen zusammengebauten Saxophon.

„Früher verließen die Kinder die Schule oder mussten arbeiten, jetzt ist Bildung ein wichtiger Aspekt der Gemeinde geworden“, erklärt Chávez. „Sie wären vielleicht in die Drogensucht abgerutscht oder anderen Lastern verfallen, wenn sich diese Chance nicht ergeben hätte.“ Diese Chance sollen noch viel mehr Kinder bekommen. Inzwischen wird in Cateura für 200 Kinder eine Musikschule gebaut. (AFP/rls)

 



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