Nach Norden – Von Christian Morgenstern

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Und so scherzt er kaustisch-köstlich: „Nein, mein Diwan bleibt - west-östlich!“Foto: iStock

Nach Norden

Palmström ist nervös geworden;

darum schläft er jetzt nach Norden.

Denn nach Osten, Westen, Süden

schlafen, heißt das Herz ermüden.

(Wenn man nämlich in Europen

lebt, nicht südlich in den Tropen.)

Solches steht bei den Gelehrten,

die auch Dickens schon bekehrten –

und erklärt sich aus dem steten

Magnetismus des Planeten.

Palmström also heilt sich örtlich,

nimmt sein Bett und stellt es nördlich.

Und im Traum, in einigen Fällen,

hört er den Polarfuchs bellen.

West-östlich

Als er dies v. Korf erzählt,

fühlt sich dieser leicht gequält;

denn für ihn ist Selbstverstehung,

daß man mit der Erdumdrehung

schlafen müsse, mit den Pfosten

seines Körpers strikt nach Osten.

Und so scherzt er

kaustisch-köstlich:

„Nein, mein Diwan

bleibt – west-östlich!

Christian Morgenstern (1871 – 1914)



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