Neil Young beim Hope Farm Festival

Mystische elektrische Träumerei und episch irrelevante Worte – das schafft sonst keiner
Titelbild
(Simone Joyner/Getty Images)

Lasst uns etwas klarstellen: Neil Young ist fantastisch. Ja, auf diesem neuen Festival in Kent erlebten wir Everests melodischen indie-beeinflussten Countryrock, die exzentrische Mischung von Guillemots Big Beat, Indie und A Cappella sowie My Morning Jackets´ gefühlvollen, südländischen, kosmisch anmutenden Rock … aber dies alles schaffte nur die Voraussetzungen für den Auftritt des „Godfather of Grunge“, Neil Young.

Neil Young beginnt und der Himmel klart auf

Das heraufziehende Unwetter war schnell vergessen, als er mit dem stürmischen „Love and only love“ loslegte und dann mit einem full-on electric-Angriff und dem besten Harley D Ride, den wir jemals erlebt haben, anfing. Er produzierte ungaubliche, wilde und jenseitige Klänge, die ein prickelndes Gefühl erzeugten. Was auch immer dazu beitrug, dass die heranziehenden Unwetterwolken in der Bucht blieben, setzte sich auch dann fort, als der Himmel langsam aufklarte.

Eine Version von „Hey, Hey, My My (Into the Black)“, half, die Dinge schon ganz oben zu starten – und sie wanderten von dort noch weiter nach oben mit einem besseren „Better to burn out than to fade away“ (besser ausbrennen als verschwinden). Das akustische Zwischenspiel einiger klassischer Klänge berührte die Menschen, aber wir brannten darauf, dass er sich noch einmal seine hart rangenommene Les Paul-Gitarre umschnallte, was er auch tat, wobei er für uns zuerst halbakustisch eine erhabene Version von „Words“ spielte, die vorgetragen wurden, als ob Wörter die letzten relevanten aller möglichen Klänge waren. Eine mystisch elektrische Träumerei ergab in der Form ein dramatisches Epos von Harvest. Wie ein Koyote, der in der Nacht jault, würdigte seine Darbietung „Mother Earth“ am Keyboard eine einfache, bescheidene, dennoch ungeheure Klage, die Ähnlichkeit mit einem unbewohnten und verwüsteten Planeten aufwies, und erwies sich dem hypnotisierten Gläubigen als trauriger Nivellierer.

Die schönsten Stimmen der Wale

Seine Größe zeigte sich in „Needle and the Damage Done“, und später spielte er im wahrsten Sinne des Wortes die Saiten seiner „Old Black“. Nachdem er fertig war, aber noch vor der Zugabe, stand sie in einer mächtigen, wortlosen Position gegen den Verstärker gelehnt, angestrahlt von Licht, das in alle Richtungen vom abgenutzten Brett aus umherwanderte. „No Hidden Path“ war ein herausragendes Stück aus seinem neuen Album. Er war darin so vertieft, dass er nicht mehr aufhören wollte und wiederholte den ausgeklügelten Refrain immer wieder und jedesmal noch besser; „Ocean sky, sea of blue, Let the sand wash over you…Will the northern lights still play as we walk our distant days….“. Er spielte wunderbar auf seiner Gitarre, als er mit unaussprechlicher Anmut und Großartigkeit Stimmen von Walen erklingen ließ.

Neil Young ist … Neil Young. Wie sonst läßt sich das ausdrücken? Niemand sonst schafft so etwas. Er lässt andere Künstler wie relativ zahme junge Emporkömmlinge aussehen. Eine erlösende und grundlegende musikalische Erfahrung.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr.32/08

(Simone Joyner/Getty Images)
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