Deutsche spenden immer mehr

Für den guten Zweck geben Menschen in Deutschland immer mehr Geld aus. Besonders hoch ist das Spendenaufkommen rund um Weihnachten. Bei der Zahl der Spender gibt es generell ein Ost-West-Gefälle.
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Es werden nicht nur mehr Spender, sie spenden auch mehr.Foto: Henning Kaiser/dpa
Epoch Times16. Dezember 2017

Die Deutschen spenden immer mehr, bei der Spendenbereitschaft gibt aber deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Besonders viel Geld für den guten Zweck machen die Menschen traditionell vor Weihnachten locker.

Einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zufolge haben fast die Hälfte der Erwachsenen (48 Prozent) im Jahr 2014 Geld gespendet. 2009 lag der Anteil noch bei 41 Prozent, wie das IW in einem veröffentlichten Bericht schreibt.

Es werden nicht nur mehr Spender, sie spenden auch mehr. Jeder Spender hat 2014 im Schnitt 267 Euro Geld für wohltätige Zwecke gegeben, das entsprach einem Plus von 27 Prozent zu 2009. Damals waren es 210 Euro. Der Anteil spendender Frauen und Männer ist etwa gleich, doch Männer spenden im Durchschnitt mehr Geld. Rund 315 Euro waren es 2014, bei Frauen betrugt die Summe 220 Euro.

Die Spendenbereitschaft ist aber keine Einkommensfrage: Zwar steigt die Höhe der geleisteten Spenden mit zunehmenden Einkommen, doch auch Geringverdiener spenden. Anja Katrin Orth, eine der beiden Autorinnen der Studie, hält fest: „Es gibt keine Einkommensgrenze für Spenden.“

Die Zahlen stammen dem IW zufolge aus Berechnungen mit Daten des sogenannten Sozio-oekonomischen Panels, einer Langzeitbefragung von 20000 Bürgern. Für 2009 wurde in der Panel-Befragung im Jahr 2010 zum ersten Mal auf Fragen zu Geldspenden gestellt, für das 2014 dann bei der Panelbefragung im Jahr 2015 zum zweiten Mal.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen bestätigt eine insgesamt steigende Spendenbereitschaft. Die Experten schätzen das Spendenaufkommen für das vergangene Jahr auf 7,7 Milliarden Euro, wie Geschäftsführer Burkhard Wilke sagt. Details wird das Zentralinstitut Anfang nächster Woche in seinem jährlichen Spendenalmanach erläutern. 2015 lag das Spendenaufkommen den Angaben nach noch bei 7,1 und 2014 bei 6,7 Milliarden Euro.

Bei der Zahl der Spender gibt es aber auch Umfragen, die von einem Rückgang sprechen, wie Wilke mit Blick auf den IW-Bericht sagt. „Da sind die statistischen Angaben nicht ganz eindeutig.“

Eine klare Sprache sprechen die Zahlen dagegen bei der Spendenbereitschaft zum Fest. Zur Weihnachtszeit sind die Menschen stets besonders spendabel: „Der Dezember hat etwa das doppelte bis dreifache Spendenvolumen wie die übrigen Monate“, sagt Wilke.

„Das hängt mit der Tradition der Weihnachtszeit als Zeit des Schenkens, eben dann auch des Schenkens für Bedürftige zusammen“, sagt Wilke. Traditionell würden in dieser Zeit auch Spendenaktionen begonnen und Tombolas ausgerichtet, es gibt generell eine besonders hohe Zahl an Spendenaufrufen.

Vergangenes Jahr spendeten die Menschen nach Zahlen des Deutschen Spendenrats 1,29 Milliarden Euro im Monat Dezember. Das war fast ein Viertel (23 Prozent) des gesamten Jahresspendenaufkommens in Höhe von 5,27 Milliarden Euro. Dass der Spendenrat das jährliche Aufkommen von Spenden niedriger schätzt als das Zentralinstitut für soziale Fragen, liegt an einer anderen Berechnungsgrundlage. Der Spendenrat etwa lässt unter anderem Großspenden von mehr als 2500 Euro unberücksichtigt.

Die Spendenbereitschaft der Menschen unterscheidet sich auch von Bundesland zu Bundesland – und speziell von Ost zu West. Das zeigen die Berechnungen der IW-Experten: In Bayern etwa haben 2014 rund 55 Prozent der Menschen gespendet, auch in Hamburg, Baden-Württemberg, Saarland und Hessen waren es mehr als 50 Prozent. Im Osten dagegen waren es viel weniger: In Sachsen-Anhalt, dem Schlusslicht, lag der Anteil bei nur 31 Prozent. Auch in Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern blieb er unter 40 Prozent.

Eine Erklärung könne den Experten zufolge in der Religiosität der Menschen liegen. Diese geben demnach häufiger an, gespendet zu haben. Und in Ostdeutschland seien weniger Menschen in einer Kirche oder in einer Religionsgemeinschaft. „Wir sehen bei der Spenderquote nach wie vor ein deutliches Ost-West-Gefälle“, bestätigt Wilke. Es könnte auch mit der geringeren wirtschaftschaftlichen Leistungskraft im Osten zu tun haben, und mit der geschichtlichen Entwicklung: In der DDR seien Spenden eher Staatsthema gewesen. Zivilgesellschaftliche Strukturen zum Spendensammeln haben es weniger gegeben. (dpa)



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