Hörbuch über „Die Kunst des klugen Handelns“

Titelbild
Hörbuch "Die Kunst des klugen Handelns" von Dobelli. Cover: Herder Audio
Von 22. September 2012

 

Nein, in Rolf Dobellis Hör-Buch „Die Kunst des klugen Handelns – Irrwege, die Sie besser anderen überlassen“ werden nicht die neuesten Ergebnisse aus der Hirnforschung vorgelesen. Ganz sicher nicht, denn der Autor ist eh der Meinung, dass wir den niedergeschriebenen Worten, dem theoretischen Schwarz-auf-Weiß zu viel Bedeutung beimessen. Denn die besten Lösungen lieferten uns meist die Tüftler und Praktiker.

Und so gibt Dobelli dem Leser oder Zuhörer auch praktische Beispiele der Wege, die wir – nicht – gehen sollen. Die Irrwege eben. Denn Dobelli meint: „Wir brauchen keine zusätzliche Schlauheit, keine neue Ideen, keine Hyperaktivität. Wir brauchen weniger Dummheit.“

Brauchen wir wirklich ein Hör-Buch wider der Dummheit? Sind wir nicht gebildet, aufgeklärt, informiert genug?

Die Tücken der Informationen

Laut Dobelli sind wir eher über-informiert. Ein Irrweg wäre der Glaube, mehr Information führen automatisch zu besseren Entscheidungen. Für die Wahl eines Hotelzimmers zum Beispiel können wir heute im Internet unzählige Kommentare, Blog-Einträge, Fotos und Videos einholen. Dabei verschwendet man dann so viel Zeit, dass die letztendliche Wahl dann eine besonders teure Entscheidung wird. Dobelli rät: „Man versuche mit so wenig Informationen wie nötig durchs Leben zu gehen.“

Weniger ist mehr

Weniger ist in dem Hörbuch öfter mal mehr. So auch beim Thema Möglichkeiten. Man könnte meinen, es sei gut, wenn man viele Möglichkeiten hat. Dobelli sieht das anders: „Jede Option zieht mentale Energie ab und verbraucht wertvolle Lebenszeit.“ Und: „Die Unternehmung, die alle Kundensegmente ansprechen will, spricht bald gar keine mehr an.“ Darum meint er, dass wir lernen müssen, Türen zu schließen. Das erinnert an den Ausspruch des Kabarettisten Christian Wallner: „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“

Rezept gegen Aufschub

Dicht machen sollte man laut Dobelli ruhig auch mal den Zugang zum Internet. Nicht für jede Aufgabe werden die unendlichen Weiten des Internets gebraucht. Aber diese Weiten verführen zu einer weiteren Dummheit: Aufschub. Statt Dinge zu erledigen, wird im Internet gesurft oder was auch immer gemacht, nur nicht das, was man gerade vor sich her schiebt. Rezept des Autors gegen Aufschub: 1. Es braucht Phasen der Entspannung, in denen man seine Batterien wieder aufladen kann. 2. Wenn aber die Zeit des Schaffens da ist, eliminiere man alle Ablenkungen. 3. Termine. Fristen sollten offiziell sein. Am besten wirken sie, wenn sie von außen gegeben werden.

Natürlich macht nicht jeder jede der Dummheiten, die Dobelli in den einzelnen Kapiteln darstellt. Aber während man vielleicht bei einigen Beispielen denkt „das könnte mir nicht passieren“, kann schon das nächste Beispiel ein Gefühl der Unsicherheit oder des Erwischt-Seins hervorrufen. Etwa wenn Dobelli behauptet: „Propaganda wirkt.“

Propaganda wirkt

„Bei mir wirkt Propaganda aber nicht, Herr Dobelli“, regt sich da der innere Widerspruch. Doch, hören wir dann, sie wirke später. Anfangs seien wir uns bewusst, dass es sich um Propaganda handelt und lehnen die Informationen ab. Später würden wir uns aber nicht mehr erinnern, woher die Information stammte, aber die Information würde bleiben. – Das macht nachdenklich.

Doch beim Erkennen der eigenen möglichen Schwachstellen setzt der Hebel zur Heilung an. Dobelli macht uns diese Eingeständnisse leicht, indem er in die Beispiele auch seine persönlichen Denk- und Handlungsfehler streut. – Aufschub? Seine Steuererklärung liegt schon seit einem halben Jahr. – Somit spricht er nicht von oben herab, sondern in Augenhöhe, während er hier und da des Zuhörers Augen öffnet.

Statt News lieber Hintergrundartikel

Einer weiteren Art von Informationen widmet Dobelli ein eigenes Kapitel: News. Nachrichten aus aller Welt nennt Dobelli eine „toxische Wissensform“. Denn schreiende Bilder und Fakten fesseln unsere Aufmerksamkeit. „Alles Feinsinnige, Komplexe, Abstrakte und Hintergründige muss systematisch ausgeblendet werden. Obwohl diese Inhalte für unser Leben und für das Verständnis der Welt viel relevanter sind.“ Dobelli rät zur News-Diät. Um sich mit anderen auszutauschen, eignen sich ja schließlich auch die tiefgründigeren Themen. Dobellis Rat: „Lesen Sie statt dessen Hintergrundartikel und Bücher.“

Nichts ist unmöglich

Sich grundsätzlich mehr zu verschließen, ist aber kein Allheilmittel. Im Kapitel „Wie Sie das Undenkbare nutzen können“ rät Dobelli auch mal zu mehr Offenheit: “ Mit extremen Szenarios tun wir uns schwer, doch sollten wir bei allem von einer Wahrscheinlichkeit ausgehen, die zumindest leicht über Null liegt.“

Aufmerksamkeit trainieren

Fazit: Für die „Kunst des klugen Handelns“ mag man zwar fundamentalere Anleitungen finden, wenn man sich mit den Lehren der alten und neuzeitlichen Weisen beschäftigt. Doch die genannten Denkfallen sind konkrete Beispiele, bei denen man trainieren kann, bewusst Irrwege zu erkennen und zu korrigieren. 14 der 52 Denkfallen aus dem gedruckten Buch sind im Hörbuch. Da zwischen besser Wissen und besser Handeln die eingeschliffenen (Denk-)Gewohnheiten stehen, kann ein Hörbuch (das vielleicht immer im CD-Wechsler oder MP3-Player des Autos liegt) besonders gut geeignet sein, sich immer wieder daran zu erinnern, aufmerksamer durchs Leben zu gehen.

 

Cover: Herder AudioCover: Herder Audio

Info:

Rolf Dobelli:
Die Kunst des klugen Handelns

Irrwege, die Sie besser anderen überlassen

Gelesen von Frank Elstner
Verlag: Herder Audio
1. Aufl. 2012
Spielzeit ca. 68 Min
CD Hörbuch
ISBN 978-3-451-35010-8
Preis: 14,90 € (D) / 22,90 sFr

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion