Der Österreicher Peter Handke mit Preis für Europäische Literatur geehrt

Die Publizistin Sigrid Löffler lobte als Jury-Mitglied Handkes „feinnervige Sprache“ in seinen mehr als 80 Werken sowie seinen „entschlossenen Willen zur Weltfremdheit“.
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Peter Handke wurde geehrt.Foto: Daniel Maurer/dpa
Epoch Times24. März 2016
Der umstrittene Autor Peter Handke hat begleitet von reichlich Lobgesang in der Liederhalle von Stuttgart den mit 25 000 Euro dotierten Würth-Preis für Europäische Literatur erhalten.

Geehrt wurde der 73 Jahre alte Österreicher am Mittwochabend für „seinen besonderen Blick auf ein Europa der kulturellen Vielfalt“. Die Publizistin Sigrid Löffler lobte als Jury-Mitglied Handkes „feinnervige Sprache“ in seinen mehr als 80 Werken sowie seinen „entschlossenen Willen zur Weltfremdheit“.

Den Geehrten verteidigte Löffler gegen die im Literaturbetrieb verbreiteten Anfeindungen und gegen „Häme“. „Seine Gegner ignorieren beharrlich, dass Handke in seinen jüngsten Werken kritischer mit sich selbst ins Gericht geht als sie es je vermochten“, sagte Löffler.

Sein jüngstes Theaterstück „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ – im Februar uraufgeführt am Wiener Burgtheater – sei eine rücksichtslose Selbstüberprüfung. Handke habe sich zuletzt aus dem Abseits befreit, in das er sich im Balkan-Konflikt manövriert hatte, sagte Löffler. Der Autor hatte etwa die Nato-Aktionen in den 1990ern gegen Serbien als Verbrechen verurteilt. 2006 hielt er bei der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milosevic eine Rede.

Löffler würdigte Handke als „großen Fußwanderer und Weltfahrer der österreichischen Literatur“, der mit seinen poetischen Wandererzählungen ein bedeutendes Werk geschaffen habe. „Peter Handke ist längst ein Klassiker der Gegenwartsliteratur geworden“, sagte sie. „Er verordnet sich eine Ästhetik der Aufmerksamkeit für das Ereignislose.“

Handke zeigte sich gerührt von der Ehrung. „Habt keine Angst vor mir“, sagte er. „Ich bin ein epischer Mensch im Sinne Tolstois“, meinte er in Erinnerung an den russischen Schriftsteller Leo Tolstoi (1828-1910). „Ich habe den Traum und habe die Kraft, universal zu sein“, sagte er.

Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bezeichnete Handke („Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, „Publikumsbeschimpfung“) als großen europäischen Schriftsteller. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen – von einer Stiftung des schwäbischen Unternehmers Reinhold Würth. Zu den bisherigen Preisträgern zählen auch Herta Müller (2006), Peter Turrini (2008), Ilja Trojanow (2010) und Péter Nádas (2014).

(dpa)


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