Auf dem Wasser zu singen – Von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Morgen entschwinde mit schimmerndem Flügel wieder wie gestern und heute die Zeit.Foto: iStock

Lied auf dem Wasser zu singen

Für meine Agnes

Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen

Gleitet, wie Schwäne, der wankende Kahn;

Ach, auf der Freude sanftschimmernden Wellen

Gleitet die Seele dahin wie der Kahn;

Denn von dem Himmel herab auf die Wellen

Tanzet das Abendroth rund um den Kahn.

Über den Wipfeln des westlichen Haines,

Winket uns freundlich der röthliche Schein;

Unter den Zweigen des östlichen Haines

Säuselt der Kalmus im röthlichen Schein;

Freude des Himmels und Ruhe des Haines

Athmet die Seel‘ im erröthenden Schein.

Ach, es entschwindet mit thauigem Flügel

Mir auf den wiegenden Wellen die Zeit.

Morgen entschwinde mit schimmerndem Flügel

Wieder wie gestern und heute die Zeit,

Bis ich auf höherem strahlenden Flügel

Selber entschwinde der wechselnden Zeit.

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg  (1750 – 1890)

https://www.youtube.com/watch?v=sK5Kfo3thJA



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