Barbarossa – Von Friedrich Rückert

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit, und wird einst wiederkommen, mit ihr, zu seiner Zeit. (Kyffhäuser)Foto: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images

Barbarossa

Der alte Barbarossa,

Der Kaiser Friederich,

Im unterirdschen Schlosse

Hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,

Er lebt darin noch jetzt;

Er hat im Schloß verborgen

Zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen

Des Reiches Herrlichkeit,

Und wird einst wiederkommen,

Mit ihr, zu seiner Zeit.

Der Stuhl ist elfenbeinern,

Darauf der Kaiser sitzt;

Der Tisch ist marmelsteinern,

Worauf sein Haupt er stützt.

Sein Bart ist nicht von Flachse,

Er ist von Feuersglut,

Ist durch den Tisch gewachsen,

Worauf sein Kinn ausruht.

Er nickt als wie im Traume,

Sein Aug’ halboffen zwinkt;

Und je nach langem Raume

Er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:

Geh hin vors Schloß, o Zwerg,

Und sieh, ob noch die Raben

Herfliegen um den Berg.

Und wenn die alten Raben

Noch fliegen immerdar,

So muß ich auch noch schlafen

Verzaubert hundert Jahr.

Friedrich Rückert (1788 – 1866)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion