Die Alten und die Jungen – Von Theodor Fontane

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
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"Unverständlich sind mir die Alten." Dieses Am-Ruder-bleiben-Wollen in allen Stücken und allen Rollen, dieses Sich-unentbehrlich-Vermeinen ...Foto: iStock

Die Alten und die Jungen

„Unverständlich sind uns die Jungen“,

wird von den Alten beständig gesungen;

meinerseits möchte ich′s damit halten:

„Unverständlich sind mir die Alten.“

Dieses Am-Ruder-bleiben-Wollen

In allen Stücken und allen Rollen,

dieses Sich-unentbehrlich-Vermeinen

samt ihrer „Augen stillem Weinen“,

als wäre der Welt ein Weh getan –

ach, ich kann es nicht verstahn.

Ob unsere Jungen, in ihrem Erdreisten,

wirklich was Besseres schaffen und leisten,

ob dem Parnasse sie näher gekommen

oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,

ob sie mit anderen Neusittenverfechtern,

die Menschheit bessern oder verschlechtern,

ob sie Frieden sä′n oder Sturm entfachen,

ob sie Himmel oder Hölle machen –

eins läßt sie stehn auf siegreichem Grunde:

sie haben den Tag, sie haben die Stunde;

der Mohr kann gehen, neu Spiel hebt an,

sie beherrschen die Szene, sie sind dran.

Theodor Fontane   (30.1 .1819 – 20.09.1898)



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