Über die Deutschen – Von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Sieht ein Deutscher seines Fürsten höchsterbärmlich schlechten Hund, tut er gleich in schönen Worten seine Viehbewundrung kund.Foto: iStock

Über die Deutschen

Ja, verzeihlich ist der Großen

Übermut und Tyrannei,

Denn zu groß und niederträchtig

Ist des Deutschen Kriecherei.

Sieht ein Deutscher seines Fürsten

Höchsterbärmlich schlechten Hund,

Tut er gleich in schönen Worten

Seine Viehbewundrung kund.

Sieht ein Deutscher seines Fürsten

Altersschwaches steifes Pferd,

Ist er freudig doch ergriffen

Von des Gaules früherm Wert.

Sieht ein Deutscher seines Fürsten

Allerältstes Hoffräulein,

Denkt er eine Bürgerstochter

Könne doch so schön nicht sein.

Sieht ein Deutscher seines Fürsten

Jämmerlichsten Kammerherrn,

Steht er still und grüßt in Ehrfurcht,

Und er sieht ihm nach von fern.

Sieht er nun den Fürsten selber,

O, wie ist er dann entzückt!

Wenn Durchlauchet ihn wieder grüßet,

Nun, dann ist er fast verrückt.

Er erzählt es allen Menschen,

Welche Gnad ihm widerfuhr,

Daß Durchlaucht ihn hat gewürdigt

Mehr als eines Blickes nur.

Er erzählet Kindeskindern:

Ja, ich habe ihn gesehen!

Und bei Gott! nun kann ich ruhig,

Ruhig in die Grube gehn.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben  (1798 – 1874)



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