Samuel Schirmbeck: Die Linke islamisiert Deutschland mehr als der Islam

Autor und Filmemacher Samuel Schirmbeck war zehn Jahre lang ARD-Korrespondent in Algerien. Für ihn ist es unbegreiflich, dass ausgerechnet die Linken dem Islam in Deutschland unkritisch gegenüberstehen.
Von 25. Oktober 2018

„Die deutsche Linke hat den Verstand verloren!“ So steigt der ehemalige ARD-Korrespondent in Nordafrika, Samuel Schirmbeck, in sein zweites Buch ein, denn für ihn ist eines unerklärlich: Wenn eine der größten Errungenschaften der Aufklärung die Religionskritik sei, wie kann es dann sein, dass die Linken absolut keine Kritik am Islam zuließen. Und damit meint er nicht nur die eine Partei, sondern ebenso die Grünen und die SPD. Der Terror der Islamisten habe nichts mit der Religion als solches zu tun, erklären diese unvermindert fort.

Doch Schirmbeck weiß es besser. Er lebte zehn Jahre lang als Korrespondent in Algerien und erlebte tagtäglich, was den Islam ausmacht. Er hat die Gräueltaten des fundamentalistischen Islam vor Ort erlebt und ist bis heute im Austausch mit vielen Muslimen, die ein Umdenken innerhalb der Religion fordern. Doch diese bekämen in Deutschland fast noch weniger Unterstützung als in ihren Heimatländern selbst, prangert er an. Als er kurz vor den 9/11 -Ereignissen in New York nach Deutschland zurückkehrte, musste er entsetzt feststellen, dass seine alten linken Weggefährten aus dem Frankfurter Nordend nicht nur kein Interesse an seinen Schilderungen hatten, nein, sie relativierten alles und drängten ihn immer mehr ab.

In seinem neuen Buch „Gefährliche Toleranz – Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam“ macht er deutlich, wie die Linken alles Emanzipatorische, für das sie selbst ein mal gekämpft hatten, aufgeben, sobald das Wort „Islam“ fällt. Ihre Toleranz sei dann grenzenlos – und rücksichtslos. Und das in einem Moment, in dem über eine Million Neu-Muslime ins Land gekommen sind.

Epoch Times-Redakteurin Nancy McDonnell traf den Autor und Filmemacher nach einer Diskussionsrunde über den Islam mit Samuel Schirmbeck und Thilo Sarrazin im sächsischen Dippoldiswalde.

Nancy McDonnell: Herr Schirmbeck, Sie wissen mehr über den Islam als die meisten deutschen Politiker und Meinungsmacher. In ihrem neuen Buch prangern Sie an, dass ausgerechnet das linke Establishment die Augen verschließt vor dem, was den Islam ausmacht und welche Auswirkungen das unweigerlich auf Deutschland haben wird. Erklären sie mir das bitte etwas näher.

Samuel Schirmbeck: Ich habe alles, was ich über den Islam gelernt habe, vor Ort gelernt. Bücher können Sie da in Bibliotheken gar nicht ausleihen, das funktioniert alles nicht. Und dort habe ich eben gemerkt, wie unterschiedlich der Islam gelebt werden kann – von „friedlich tolerant“ bis zu absolut dschihadistisch usw. Dann kam ich 2001 nach Deutschland zurück und erzählte meinen linken Freunden (ich bin 41 geboren, man konnte nur links sein nach dem Krieg in Deutschland), wie furchtbar ich den Islam finde, wenn er direkt befolgt wird und keinerlei aufklärerisches Gedankengut dazu kommt. Diese Feststellung brachte mir seitens der Linken eine unglaubliche Distanzierung ein. Ich dachte, gerade Linke mit ihrer Religionskritik usw., genau die würden mir dabei zustimmen, jedoch wurde ich immer mehr abgedrängt. Das ist jahrelang so gegangen und es hat mir dann irgendwann gereicht, das war 2015, als die Leute von Charlie Hebdo umgebracht wurden und meine linken Weggefährten meinten, sie hätten es ja auch übertrieben mit ihren Abbildungen – also selbst schuld.

Bis dahin wurde ja auch immer gesagt, Islam hat nichts mit Islamismus zu tun, das war gängig von 2001 bis 2015 – bei allen Politikern und Parteien. Und da habe ich als Filmemacher einen Artikel geschrieben, wo ich nachgewiesen habe, dass das nicht stimmt. Der hieß: „Die Linke im Muff von tausend Jahren.“ Und der schlug ein wie eine Bombe …und ich dachte, dass die Linken spätesten jetzt etwas verstehen würden.

McDonnell: Sie haben jetzt bereits ihr zweites Buch zum Thema Islam und der Westen geschrieben. Doch nicht nur Sie bleiben ungehört, sondern auch die  Islamkritiker aus den eigenen Reihen, wie Imad Karim oder Abdel-Samad. Statt dessen bekommen die Islamverbände immer mehr Einfluss.  

Schirmbeck: Ich glaube, dass die Islamverbände in Deutschland längst nicht diese Wirkungsmacht hätten, wenn sie nicht eine linksliberale Umgebung hätten, die ihnen wirklich den Weg in die Institutionen und überall ebnet und sie von jeglicher Kritik befreit. Allein auf sich gestellt, in einer religionskritischen und damit normal linksliberalen Umgebung, kämen die längst nicht so weit. Deshalb sind für mich das Haupthindernis für eine Islamreform oder einen anderen Blick auf den Islam nicht mal die Verbände, sondern das intellektuelle Verbrechen, das ist das Milieu von links. Das fängt praktisch bei der Merkel-CDU an und geht bis zur Antifa. So unterschiedlich diese Leute in politischen, wirtschaftlichen und sonstigen Fragen sind – wenn sie es nachprüfen, werden Sie feststellen, dass seit fast 20 Jahren der Islam „nicht zu kritisieren“ ist.

Also es ist Wahnsinn, Sie können in Deutschland Amerika gerne kritisieren, inzwischen sogar ein bisschen den Sozialismus, die Schwiegermutter, das Christentum – alles können Sie kritisieren, aber den Islam nicht, sonst sind sie eine Rechter, ein Nazi. Das ist pathologisch! Ich finde das ist ein sehr gefährlicher Zustand, denn wir haben jetzt eine Million neue Muslime im Land.

Und wie ich vorher schon sagte, sie können den Islam, den Text, nicht verändern, aber sie können den Blick auf den Text verändern, indem man die Leute, die hier her kommen, mit anderen Ideen konfrontiert, als sie in ihren Ländern konfrontiert werden. Nur verlieren Sie hier nicht ihr Leben, wenn Sie was gegen den Islam sagen. Und das wird wiederum jetzt von den Linken verhindert, ein Neuanfang wird verhindert, es wird eine Riesenchance vertan.

McDonnell: Kann man dieses Paradoxon überhaupt verstehen und wenn ja, wie?

Schirmbeck: Sie können doch durch die ganze Nachkriegsgeschichte und Multikultigeschichte usw. eins beobachten: Es wurde immer unterschieden zwischen deutsch und nichtdeutsch. Und das Schlimme ist – das sage ich auch in meinem neuen Buch – während für die Nazis alles Nichtdeutsche schlecht und alles Deutsche gut war, drehen die Grünen und die Linken das komplett um – wahrscheinlich aus kompensatorischem Schuldfuror, das alles wieder gut zu machen. Alles Deutsche ist schlecht und alles Fremde ist gut. Nur so ist das zu erklären. Das ist völlig irrational, weil es im Grunde die Nazikriterien umkehrt aber nicht überwindet.

McDonnell: Wie könnte man es Ihrer Ansicht nach besser machen?

Schirmbeck: Man müsste eine Kultur, die hinzu kommt, nach ihren Inhalten fragen. Saint Exupery hat mal sinngemäß so schön gesagt: Zivilisation bzw. Kultur, das sind unsichtbare Bande, sind unersetzliche Intonationen, das ist wie das Eine sich in das Andere fügt und nicht die sichtbaren Dinge. Das sind diese unsichtbaren Bande. Sehen Sie, Multikulti macht nur einen Sinn, wenn eine Kultur mit ihren unsichtbaren Banden was verknüpfen kann mit den unsichtbaren Banden einer anderen Kultur. In dem Beispiel, was ich in meinem Buch nenne, sage ich: Nach dem Krieg in Frankfurt – Frankfurt war eine sehr amerikanische Stadt – kamen die Schwarzen mit ihrer Musik und so weiter, und wir fanden das toll, aber nicht nur deshalb, sondern diese Kultur verdrängte die post-Nazikultur, die z.B. einem Generalstaatsanwalt Bauer noch das Leben zur Hölle gemacht hat. Also machte das einen Sinn. Und diese Sinnfrage wird von den Multikultileuten nie gestellt.

Oder nehmen Sie das Gerede von der bunten Republik, als wäre bunt eine Qualität an sich. Ein Beispiel: Die meisten Gemälde von Picasso sind bunt, aber nicht das Bunte ist das Ausschlaggebende, sondern die Konturen, das Gefüge, in das das Bunte eingefügt ist. Und über dieses Gefüge, über diese Konturen, die das Bunte haben soll, sprechen die Linken und Grünen nie, sondern das ist dann irgendein Tupfer. Unser Kontinent Westeuropa hat dann keine Grundfärbung mehr, der ist dann ein bunter Tupfer am anderen.

McDonnell: Das hat dann also auch was mit der ewigen Gleichmacherei der Linken zu tun.

Schirmbeck: Die Linken sind meiner Meinung nach Nivellierungs-Nihilisten. Das ist furchtbar diese Gleichmacherei. Diese schöne lächelnde neue Gesellschaft, die sie uns immer zeigen, hat etwas unendlich fades. Das spürt man doch, das hat doch überhaupt keinen Charakter, keine Subtanz, sondern ….  Früher hatte die Bild-Zeitung mal den Spruch: ‚Seid nett zueinander‘, da haben sich die Linken unheimlich drüber aufgeregt. Jetzt sagen sie genau dasselbe. Es ist inhaltlich völlig schwammig, es ist abstoßend in gewisser Weise.

Und dann machen sie es auch immer so, dass sie alle Begriffe, die aus der Aufklärung kommen, semantisch entkernen. Beispielsweise das Wort Aufklärung. Aufklärung ist jetzt eben auch, wenn man den Islam mag, der völlig antiaufklärerisch ist. Flüchtling ist nicht mehr der, der flüchtet vor Gewalt oder Krieg, sondern Flüchtling ist jeder, der hier ankommt. Oder Nazi – früher wusste man, was ein Nazi ist, heute ist praktisch jeder, der bestimmte linke Ansichten nicht teilt, ein Nazi. Also es wird alles völlig konturlos, und ich glaube, so wie es eine Immobilienblase gibt oder gegeben hat, gibt es augenblicklich eine Ideologieblase, die aufgeht, die auch die deutsche Konsensgesellschaft mag, weil ich merke, in Deutschland mag man keine harten Konflikte.

McDonnell: Sondern?

Schirmbeck: Am Anfang hatten Seehofer und die CSU mit ihrer Obergrenze noch eine Chance. Zuerst gab es die Willkommenskultur, das war eben die Gesinnungsethik, das war toll. Als dann zu viele kamen, setzte bei den Leuten die Verantwortungethik ein bisschen ein, indem man ein bisschen bremsen wollte. Kaum wurden es weniger, kam wieder die Gesinnungsethik hoch und mit ihr all jene, die sagen: es ist doch alles halb so schlimm, jetzt machen wir wieder alles wie vorher. Diese fragen auch nicht weiter nach den Folgen. Wenn die Früchte dieser Politik aufgehen, dann wird die Blase zum Platzen kommen, glaub ich.

McDonnell: Und dann?

Schirmbeck: Ich hoffe nicht, dass es so kommt wie in Algier, wo wir Milizen gebildet haben, um uns zu schützen. Ich denke, es wird so laufen, dass die Parallelgesellschaften sich verdoppeln und verdreifachen werden. Denn gerade, wenn Sie sich mal mit dem Begriff Kultur beschäftigen, mit dem die Linken und die Multikultileute sich überhaupt nicht auseinandersetzen. Die machen Kultur wie Gewürze, die man irgendwo reintut und alles gut durchmischt, es ist einfach kindisch.

Sehen Sie, die Leute kommen hier her, die haben das mit der Muttermilch eingesogen, und Linke und Grüne tun alles dafür, sie vor jedem fremden Einfluss zu bewahren. Das Kopftuch wird doch in Berlin gefördert – das Neutralitätsgesetz soll fallen – der weibliche Frauenkörper wird auf dem Altar des muslimischen Mannes geopfert, und das ab 6 oder 7 Jahren. Das habe ich sonst nur in Tanger in salafistischen Vierteln erlebt. Dort wird auch keine Neugier erzeugt und dann werden sich diese Gesellschaften eben verdoppeln, verdreifachen, vervierfachen und die werden für sich leben und wir werden für uns leben. Das ist das beste Szenario, das kommen könnte. Mehr erwarte ich bei dieser Politik nicht.

McDonnell: Warum ist das ganz besonders in Deutschland so, dass man nicht versucht, diesen Lauf der Dinge aufzuhalten, wie es z.B. Trump in Amerika tut oder Orban in Ungarn?

Schirmbeck: Die Deutschen leiden noch immer unter ihrem Schuldgefühl aus der Nazizeit, obwohl sie sich längst vollkommen verändert haben und eine der tolerantesten Nationen Europas geworden sind.

Stellen Sie sich vor, Sie haben die Möglichkeit, auf der Verbrechensskala von ganz unten nach ganz oben zu kommen. Das ist so ein wunderbares Gefühl. Deshalb durfte es das Wort Obergrenze nicht geben, denn dieses Gefühl hat nicht nur den Flüchtlingen gut getan, vor allem haben die Deutschen sich selbst … – also sie haben nicht nur die Flüchtlinge willkommen geheißen, sondern sich endlich selbst mal willkommen geheißen. Und das war ein so wunderbares Gefühl. Und wenn Seehofer das Wort Obergrenze sagt, dann wäre das Gefühl ja unterbrochen worden. Deshalb durfte Obergrenze nicht sein, das ist nur psychoanalytisch zu erklären und nicht mehr rational.

Ich glaube auch, dass die Jüngeren jetzt unsere Vergangenheit noch viel grausamer wahrnehmen, als wir das damals getan haben. Ich bin in der Nachnazizeit groß geworden, da hat man auch dieses und jenes gehört, aber da galten ganz andere Maßstäbe. Wenn man heute als 20 oder 30-Jähriger erfährt, was da Grausames von uns angerichtet wurde, das erzeugt nochmal Schuldgefühle und das macht auch die Toleranz unter den Jugendlichen noch größer. Das hängt damit zusammen.

McDonnell: Sie haben zehn Jahre im Bürgerkriegsland Algerien gelebt und haben heute noch viele muslimische Freunde. Wie denken die über das heutige Deutschland?

Schirmbeck: Ich war lange in Nordafrika und ich wäre nicht zehn Jahre in einem Bürgerkriegsland mit 150 000 Toten geblieben, wenn ich nicht so viele intelligente Muslime getroffen hätte. Und die kriegen eben hier überhaupt keine Unterstützung. Der algerische, weltbekannte Autor Boualem Sansal, der 2011 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhielt, sagte zu mir: ‚Weißt du Samuel, das ist doch inzwischen bei euch schwieriger über den Islam kritisch zu reden als bei mir in Algerien. Was ist denn bei euch los?‘

Die sind eben alle nicht so blauäugig wie sie es hier leider oft sind und so kopftuchbegeistert usw. Nun arbeiten die alle aufgrund dieses Schuldgefühls – ideologisiert und in schöne Worte gefasst von den Grünen – daran, dem obskurantistischen Islam hier den Vormarsch zu erleichtern und das als Testamentsvollstrecker von Auschwitz. Also wenn das nicht pathologisch ist, dann weiß ich nicht.

McDonnell: Herzlichen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch!

Wer Samuel Schirmbeck und Thilo Sarrazin noch einmal im Doppelpack erleben möchte, der kann das unter anderem am 27. November in Großenhain.



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