Skulpturen aus Lehm in Hamburg

... dass die Erwachsenen nur so staunen. Kinder entwarfen im Sternschanzenpark Gebäude aus Lehm – Zu sehen und bespielbar noch bis zum 31. Mai
Titelbild
Von 30. Mai 2008

Eine dreieinhalb Meter hohe Ballerina aus Lehm steht im Schanzenpark. Kinder klettern auf ihr herum, auf ihrem weit schwingenden Rock und unter ihm hindurch. Ein Kunstobjekt zum Spielen, mit vereinten Kräften gebaut von den Kindern im Bezirk.

„Ich hab‘ die Dellen gemacht!“, ruft Paul, ein blonder Knirps, etwa vier Jahre alt, und zeigt auf die vielen Kreise und Striche, die den Rock der Lehm-Ballerina verzieren. „Hast Du auch mitgemacht?“, wird die Grundschülerin Celin gefragt. Sie zeigt zur nächsten Skulptur, eine Badewanne mit Elefantenkopf und einem langen Rüssel: „Ich habe den Rand der Elefantenbadewanne gebaut, aber nicht allein.“
Daneben stehen ein Roboter und ein Stier mit langen, halbrunden, hohlen Beinen, in die man sich hineinstellen kann. Zwölf Tage haben die Kinder daran gebaut. Heute, am Sonntagnachmittag, präsentieren sie stolz ihr gemeinsam geschaffenes Werk. Sie haben wahrlich Großes geleistet: Begehbare Bauwerke in Erwachsenen-Dimension.

„Stolzproduktionsanlage“

Anerkennung, wie wichtig das für die Entwicklung der Kinder doch ist. „Die Baustelle ist eine Stolzproduktionsanlage“, sagen die Initiatoren der Lehm-Baukunst-Aktion, die Mitglieder des Vereins Bunte Kuh e.V. Die Idee zu diesem Projekt hatte der Künstler und Architekt Nepomuk Derksen, Leiter der Bunte Kuh e.V. Schon seit 20 Jahren geben er und seine Frau Karen Kindern mit Lehm die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen zu entwickeln, gemeinsam mit anderen umzusetzen und dafür Anerkennung zu bekommen.

„Endlich mal etwas, wo man mit seinen Kindern hingehen kann, was nichts kostet!“, sagt Daniela Z., allein erziehende Mutter von zwei Söhnen (4 und 6 Jahre). „Wir gehen gerne mit unseren Aktionen in soziale Brennpunkte“, sagt Karen Derksen, „weil das Mitmachen für die Teilnehmer kostenlos ist.“ Auch um gerade hier zu zeigen: Kinder und Jugendliche wollen nicht zerstören, sie wollen gebraucht werden und mitgestalten!

Die Kosten von etwa 20.000 Euro pro Aktion – das entspricht etwa zehn Euro pro Teilnehmer – werben sie dann bei Sponsoren, Bezirksämtern und durch Wettbewerbe ein. Spenden jeder Größenordnung sind willkommen. Der Verein ist gemeinnützig. Informationen gibt es unter Telefon 040-39905431. Die nächste Lehmbau-Kunstaktion soll im September in der Großen Bergstraße stattfinden.

Schulklassen und Kindergärten kommen vormittags, nachmittags gesellen sich dann noch andere Kinder dazu. So werden das schnell 1.500 bis 2.000 große und kleine Baumeister, die an einem Projekt mitwerkeln.

Am ersten Tag entwerfen die Kinder Modelle davon, was sie gern in groß bauen wollen. Zusammen mit dem Fachpersonal – darunter sind auch Statiker – schauen sie dann, was sich davon umsetzen lässt. Das Modell der Ballerina entwarfen drei neunjährige Mädchen. Bei der Armhaltung kamen sie ins Stocken: „Wie machen wir die denn?“ „Tanzt doch mal!“, schlug Nepomuk Derksen ihnen vor. Also tanzten die Mädchen und wussten dann, wie sie weiterarbeiten wollten.

Soziale und kulturelle Klebekraft

Teams bilden sich, in denen zusammen Lehm herangeschleppt, modelliert, mit Fäusten feste auf den Lehm geklopft, verstrichen oder fein verziert wird. Jedes Kind findet seinen Arbeitsplatz, wo es seine Fähigkeiten ausprobieren und einbringen kann. Hand in Hand mit anderen Kindern – älteren, jüngeren Kindern, Kindern mit anderen Hautfarben. „Der Baustoff Lehm entfaltet soziale und kulturelle Klebekraft“, sagt dazu Karen Derksen. Die sozialen Fähigkeiten werden gestärkt und das Wir-Gefühl. Sogar ein paar Erwachsene bauten begeistert mit ihren Kindern mit. Wenn dann der Rock der Mutter fast genauso dreckig wie der der Tochter ist, das verbindet.

Deutscher Kinderpreis sucht Projekte

Am 20. Mai matschte und knetete mit den Kindern der Schauspieler Marek Erhard. „Für so eine phantasievolle Aktion mache ich mir gerne die Hände schmutzig“, lacht Erhardt. Er kam als Pate des Deutschen Kinderpreises 2008. Das Hamburger Baukunst-Projekt ist schon mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem im letzten Jahr mit dem Deutschen Kinderpreis, welcher Kinder-Engagement in Deutschland hervorhebt. Aktuell läuft die Ausschreibung für 2008. Unterlagen und Informationen gibt es unter www.deutscherkinderpreis.de. Bewerbungsschluss ist der 30. Juni.

Die Welt neu erfinden

Gelegenheiten für Kinder, etwas nach ihrer Nase zu gestalten, sind rar. „Dabei ist es die Aufgabe der Kinder, die Welt neu zu erfinden“, sagt Nepomuk Derksen, „und die Erwachsenen haben die schöne Aufgabe ihnen den Rahmen dafür zu geben.“ Bei dem Baukunstprojekt können die Kinder viele Dinge auf einmal lernen. „Kinder sind Weltmeister im Lernen. Deshalb brauchen wir auch dringend die Kinder, wenn es um neue Dinge geht.“

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr.22/08




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