Traurige Halbjahresbilanz: 2016 ist ein Jahr der Nachrufe

David Bowie, Prince, Muhammad Ali, Hans Dietrich Genscher, Imre Kertesz, Umberto Eco und zuletzt etwa Götz George: Eines scheint nach dem ersten Halbjahr deutlich: Die Zahl der gestorbenen Prominenten ist 2016 ungewöhnlich hoch.
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David Bowie ist am 10. Januar im Alter von 69 Jahren gestorben.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times29. Juni 2016

David Bowie, Prince, Muhammad Ali, Hans Dietrich Genscher, Imre Kertesz, Umberto Eco und zuletzt etwa Götz George: Eines scheint nach dem ersten Halbjahr deutlich: Die Zahl der gestorbenen Prominenten ist 2016 ungewöhnlich hoch.

Darunter waren einige, die als Kindheitshelden ganzer Generationen gelten, wie Peter Lustig und Bud Spencer, sowie zu jung Gestorbene, wie etwa Guido Westerwelle, Roger Cicero, Roger Willemsen und Maja Maranow.

„Wer immer da oben oder wo auch immer gerade für die vielen verfrühten Abschiebeverfahren von dieser Erde verantwortlich ist: Bitte lass uns noch ein paar von den Guten übrig, okay?“, schrieb der Satiriker Oliver Kalkofe bei Facebook anlässlich des Todes von Götz George. „Waren einfach zu viele in letzter Zeit… Wie wär’s mal mit ein paar Idioten?“

Die Wahrnehmung, dieses Jahr bereits besonders viele Nachrufe gelesen zu haben, lässt sich tatsächlich belegen. Auch wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder besonders aufsehenerregende Todesfälle gab – etwa 2009 Michael Jackson und Pina Bausch, 2010 Christoph Schlingensief, 2011 Amy Winehouse, 2012 Whitney Houston, 2013 Marcel Reich-Ranicki, 2014 Frank Schirrmacher, Joachim Fuchsberger und Udo Jürgens, 2015 Günter Grass und Helmut Schmidt.

Das Jahr 2016 war geprägt von vielen Promi-Todesfällen, zumindest wenn man die Zahl der Eil-Todesmeldungen im Ticker der Nachrichtenagentur dpa als Maßstab nimmt. Mehr als 30 Mal – und damit deutlich mehr als im Vergleichszeitraum der Vorjahre – hat dpa den Tod besonders bekannter Menschen als „breaking news“ gemeldet. Als Marktführer in Deutschland versorgt dpa Medien aus dem In- und Ausland mit Nachrichten, so dass die Todesnachrichten große Verbreitung erfahren.

Ist das Zufall, eine Verschwörung oder hat Gott schlechte Laune, wie es immer wieder Menschen in den sozialen Netzwerken halb im Scherz, halb ehrfürchtig formulieren? Es gibt gegen solche Annahmen wohl mindestens drei sachliche Erklärungsversuche:

Erstens leben und sterben auf der Erde immer mehr Menschen, das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Promis dabei sind. Die geburtenstarken Jahrgänge der westlichen Welt aus den 1940er bis 1960er Jahren kommen zudem in ein höheres Alter.

Zweitens ist die Unterhaltungsindustrie seit den 1960er Jahren deutlich gewachsen und erst richtig groß geworden – und besonders in den 60ern/70ern/80ern sind eben auch viele Menschen massenwirksam und generationenprägend zu Stars geworden – und die sind nun alt.

Drittens sorgen Medien und soziale Netzwerke heute dafür, dass Todesmeldungen mehr Verbreitung finden und auch schneller um die Welt gehen – auch von Menschen, die früher vielleicht weniger Leute bewegt hätten, wie der „Star Trek“-Schauspieler Anton Yelchin, der im Juni tragisch mit 27 Jahren in Los Angeles starb.

Das Internet hat zudem den öffentlichen Umgang mit dem Tod verändert. In den sozialen Medien wird gemeinsam getrauert, dort können sich Emotionen sichtbarer entfalten als früher. Das allgemeine Sinnieren über die Todesfälle nimmt also zu. Viele äußern sich dann auch nachdenklich über die eigene Vergänglichkeit und beschreiben ihr ganz persönliches Lebensgefühl.

Der Showmaster Thomas Gottschalk (66) beispielsweise schrieb zum Tod der Idole Bud Spencer und Götz George bei „Spiegel Online“ – und auch angesichts etwa des Brexit-Votums: „Der nachdenkliche deutsche Schauspieler und der fröhliche italienische Haudrauf sind meiner Generation in einem Moment abhandengekommen, in dem wir uns auch von anderen Gewissheiten verabschieden müssen. Das Europa, das seit unserer Kindheit langsam, aber sicher zusammenzuwachsen schien, fliegt gerade wieder auseinander. Mit 17 haben wir uns die Überzeugung zugelegt, dass ‚Love and Peace‘ es schon richten würden, aber merken gerade, wie naiv das war.“ (dpa)



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