Wenn eine Madonna in Berlin strandet – Corona-Krise stürzt Kunstausstellungen in Kostennöte

Wenn Kunstwerke zu Ausstellungen reisen, ist das ein heikles Geschäft. Zu feucht, zu trocken, zu warm - Gemälde und andere Exponate sind meist hochempfindlich. Und Corona macht für die Museen alles noch viel komplizierter.
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Eine Besucherin betrachtet die Ausstellungsstücke in einem Museum.Foto: iStock
Epoch Times28. Juli 2020

Mitte März waren die Museen und Ausstellungshäuser in Deutschland auf einmal dicht. Gemälde, Skulpturen und andere Exponate standen plötzlich in menschenleeren Räumen – und das über Wochen oder gar Monate. Denn an einen Abbau war vielerorts nicht zu denken.

Die Coronakrise mit ihren weltweiten Reisebeschränkungen erschwerte die aufwendigen Kunsttransporte oder machte sie gar unmöglich. „Da sind Leihgaben oft länger geblieben als gedacht, das hat vielen Häusern zu schaffen gemacht“, sagt Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes in Berlin.

Eines der gestrandeten Kunstwerke war die berühmte „Madonna mit den Nelken“ von Raffael. Anlässlich des 500. Geburtstages des Malers war das Andachtsbild für ein Madonnentreffen in der Gemäldegalerie in Berlin vom 12. Mai bis 14. Juni schon vor der Coronakrise aus London angeliefert worden, unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Anschließend habe man das Kunstwerk wegen Corona nicht wie geplant der National Gallery in London zurückgeben können, sagte ein Sprecher der Staatlichen Museen zu Berlin. Stattdessen habe man die Leihdauer einvernehmlich verlängert. In vielen anderen Museen war es ähnlich.

Einfach die Ausstellung stehen lassen, das erschien vielen als die beste Alternative, auch wegen der Sicherheit. „Die Hauptrisiken sind beim Transport und beim Auf- und Abbau. Wenn das Exponat dann in der Vitrine ist oder an der Wand hängt, ist der Schutz schon ganz gut gegeben“, erklärt Köhne.

Zwischenlagerung für Leihgaben

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen müssen dennoch zahlreiche geliehene Kunstwerke zwischenlagern – für ein Jahr. Eigentlich sollten ab Oktober in der Alten Pinakothek Gemälde von Jacobus Vrel gezeigt werden, der im 17. Jahrhundert in Holland wirkte. Wegen Corona wurde die Schau auf den Herbst 2021 verschoben. Viele Bilder waren jedoch bereits nach München geliefert worden, um sie vor der Schau im hauseigenen Doerner-Institut maltechnisch zu untersuchen.

„Dadurch entstehen Mehrkosten unter anderem für die Versicherung“, sagte eine Pinakotheken-Sprecherin. Auch das Einlagern der Werke kostet in der Regel, sind dafür doch spezielle klimatisierte und einbruchsichere Depots nötig. „Bezogen auf die Ausstellungsbudgets sind die Kostensteigerungen oft nicht exorbitant, aber zur Zeit schmerzt jeder Euro mehr, den man verliert“, sagte Köhne. Der Leiter des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe war selbst betroffen mit der Schau „Kaiser und Sultan“ über das europäisch-türkische Verhältnis im 17. Jahrhundert. Viele Exponate kamen aus Osteuropa. „Wir hatten ein großes türkisches Zelt aus Krakau gezeigt, das haben wir erst im Juni abgebaut, zwei Monate später als geplant.“

Sehr viele internationale Leihgaben blieben im Haus der Kunst in München hängen. Dabei hatte man nach Jahren finanzieller und personeller Turbulenzen auf ruhigere Zeiten gehofft. Als das Haus coronabedingt Mitte März schließen musste, liefen gerade die letzten Tage der Ausstellung „Innenleben“, darunter Werke von Nijdeka Akunyili Crosby aus Los Angeles und Skulpturen von Adriana Varejao aus Rio de Janeiro.

Kein Flugverkehr, keine Kunst-Transporte

Wie sollte man im weltweiten Corona-Chaos die Objekte zurückbringen, vor allem nach Brasilien oder in die USA? Schwierig. Viele Flüge waren wegen Corona gestrichen worden. Der Frachtraum habe sich um mehr als die Hälfte verringert, erklärt Frank Huster vom Bundesverband Spedition und Logistik. Eine Folge der Knappheit: „Exorbitant gestiegene Flugfrachtkosten“, wie etwa die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen berichteten.

Das Haus der Kunst entschied sich, die Werke zwischenzulagern und Schritt für Schritt im Zuge der Lockerungen in ihre Heimatländer zurückzubringen. Doch auch das ist nicht gerade günstig. Die Kosten seien ihm „um die Ohren geflogen auf eine Art und Weise, wie wir es nicht erwartet haben“, sagte kürzlich der kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Orthmayr. Um bis zu 25 Prozent seien die Rücktransportkosten teurer geworden.

Besonders schwierig gestaltete sich für die Häuser der Transport sehr wertvoller Objekte. Kuriere begleiten diese Schätze normalerweise, lassen sie keinen Moment aus den Augen und verfolgen jedes Detail beim Aus- und Einpacken. Doch gerade diese Aufpasser konnten wegen Corona oft nicht reisen, und sei es nur, weil in der Fahrerkabine des Lastwagens wegen der gebotenen Abstandsregeln kein Platz für sie war.

Auf die Kurier-Dienste verzichten? Kaum vorstellbar. „Die Objekte, die Kuriere haben, sind hochpreisig, da sind die Versicherer hinterher, dass man sehr genau feststellt, ob bei einer Ausleihe ein Schaden entstanden ist“, erklärt Hans-Ewald Schneider vom Kölner Kunstlogistikunternehmen Hasenkamp. Seine Firma bot Livestreams an: „Über Kontinente hinweg haben wir die Kuriere, die zuhause geblieben sind, am Verpacken der Kunstwerke teilnehmen lassen.“

Wie geht es weiter mit dem Verleihen von Kunstwerken? Die „Madonna mit den Nelken“ ist wieder in London, auch das Haus der Kunst ist viele Leihgaben wieder losgeworden. Und die Pinakotheken werden wieder eigene Werke verleihen für Ausstellungen, etwa 2021 in London oder Aachen. Doch ob das klappen wird? Unsicher. „Das bringt die Museen weiter in wirtschaftliche Not“, sagt Museumsbund-Präsident Köhne. Zudem fürchtet er den Rotstift, wenn Staat und Kommunen nach Sparmöglichkeiten suchen. „Wir plädieren sehr dafür, wenn es ans Sparen geht, nicht die Kultur leiden zu lassen. Mit Einsparungen bei der Kultur saniert man keine Haushalte.“ (dpa/sua)



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