Wie sind die ESC-Chancen für Carlotta und Laurita?

Der Song beginnt mit dem Ärger, ständig zu verlieren. Doch S!sters wollen mit ihrem Lied "Sister" für Deutschland das ESC-Finale erobern. Dem Duo werden Chancen in Israel eingeräumt - aber erste Zweifler melden sich.
Titelbild
Das Duo S!sters fährt für Deutschland anch Tel Aviv.Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times24. Februar 2019

Mit dem Song „Sister“ über wiederentdeckte Schwesterliebe blickt das Duo S!sters nach ihrem Erfolg beim Vorentscheid zum European Song Contest (ESC) hoffnungsvoll Richtung Finale in Israel. Dort sollen die beiden Sängerinnen Carlotta (19) aus Hannover und Laurita (26) aus Wiesbaden am 18. Mai für Deutschland im ESC antreten.

Die S!sters setzten sich am Freitagabend in Berlin gegen sechs Konkurrenten im Vorentscheid durch, der von wenig Glamour und einem überschaubaren Anteil musikalischer Glanzleistungen geprägt war. Die Einschaltquote für die ARD blieb bei „Unser Lied für Israel“ eher bescheiden.

Der englischsprachige Song „Sister“ über zwei Schwestern, die nach ewigem Streit zueinander finden, beginnt mit den Zeilen „Ich hab es satt, immer zu verlieren“, was bei manchen Usern im Internet bereits als Hinweis auf die häufig sehr langen deutschen Durststrecken im ESC-Contest gewertet wurde.

„Es wird nicht leicht werden“

ESC-Experte Irving Wolther räumt S!sters Chancen für die Endrunde in Tel Aviv ein: „Wir kennen erst ein gutes Dutzend Beiträge in dem Feld, das sich bisher qualifiziert hat. Da stehen wir gar nicht so schlecht da“, sagte Wolther der dpa. „Die Beiden müssen sich erst einmal wirklich finden. Stimmlich hat das schon sehr gut harmoniert, das haben ja auch die Zuschauer honoriert und die Fachjury. Bis Tel Aviv wird das dann auch noch besser zusammenwachsen“, sagte Wolther.

Das Duo wurde für den bereits komponierten Song gecastet. Das hat nach Wolthers Einschätzung eine lange Tradition, „auch, dass der Song so heißt wie die Gruppe“. Der ESC-Experte erinnerte an Dschingis Khan 1979, „die wurden ja auch extra für Jerusalem damals gecastet“. Diesmal gehe es wieder nach Israel.

Wir sind da in einer schönen Tradition, und damals sind wir Vierte geworden, schauen wir mal, was in Tel Aviv dabei rauskommt.“

Komponist und ESC-Spezialist Ralph Siegel („Ein bisschen Frieden“) sieht die Erfolgschancen für das Duo dagegen skeptisch. „Ich wünsche ihnen viel Glück“, sagte der 73-jährige Komponist der dpa in München. Ihm schwane aber nichts Gutes. „Es wird nicht leicht werden.“

Kaum Zuschauer beim Vorentscheid

Der ESC-Vorentscheid konnte nur wenige Fernsehzuschauer locken. Die zweistündige Sendung sahen im Ersten gerade mal 2,84 Millionen Zuschauer (Marktanteil 9,6 Prozent). Im vergangenen Jahr hatten noch 3,17 Millionen Zuschauer (9,9 Prozent) den Vorentscheid gesehen.

Laurita Spinelli, jenseits der Bühne auch Laura Kästel genannt, zeigte sich nach dem Sieg überrascht: Sie haben nicht ans Gewinnen denken können. Auf ihrem Instagram meldete sie sich am Sonntag „back in Wiesbaden“ nach einer „crazy week“. Sie versuche noch zu realisieren, was da eigentlich passiert sei und dankte ihren gut 18 000 Followern für „Liebe und Unterstützung“. Partnerin Carlotta Truman sagte:

Ich bin jetzt besonders motiviert. Und in Israel werden wir 3000 Prozent geben.“

Eigentlich wollte sie am Wochenende umziehen. „Das muss jetzt in drei Stunden gehen.“

Die Jury besteht aus Zuschauern, einer Eurovisions-Jury sowie einer Experten-Jury

Carlotta und Laurita waren schon als Kinder erfolgreich. Sie gewannen den Deutschen Rock- und Pop-Preis und beim „Kiddy Contest“. Laurita tritt auch als Backgroundsängerin von Lena Meyer-Landrut auf. Die ESC-Siegerin von 2010 („Satellite“) präsentierte im Beiprogramm mit „Thank You“ einen der stärksten Songs des Abends.

Über den Gewinner entschieden Fernsehzuschauer, eine Eurovisions-Jury sowie eine Experten-Jury zu gleichen Teilen. S!sters traten gegen Aly Ryan, BB Thomaz, Linus Bruhn, Gregor Hägele, Lilly Among Clouds und Makeda an. Fast durchgängig waren von den Künstlern im jeweiligen Trailer, die sie vorstellen sollten, stärkere Songs zu hören als im Wettbewerb.

Die Experten-Jury vergab die Maximalwertung nur an die Songs von S!sters, Makeda, Linus Bruhn und Lilly Among Clouds. Die Eurovisions-Jury sah Aly Ryan vorn, bei der Publikumswertung waren es die S!sters. Dafür wurden nach Angaben des NDR 375 000 Stimmen per Telefon abgegeben.

Kein deutschsprachiger Teilnehmer am ESC

Die Teilnahme des Duos hatte ESC-Haussender NDR erst lange nach den anderen Kandidaten bekanntgegeben. NDR-Redaktionsleiter Thomas Schreiber verteidigte auch die Startreihenfolge mit S!sters am Ende. „Ich würde gerne mit dem Mythos aufräumen, dass die Startpositionen ausschlaggebend für das Ergebnis ist.“ Bei sieben Teilnehmern könne man sich an alle erinnern.

Schreiber bedauerte, dass kein deutschsprachiger Song dabei war. „Die Interpreten haben sich dagegen entschieden. Es gibt von uns keine Vorgabe, in welcher Sprache gesungen wird.“ Auch Siegel vermisste deutschsprachigen Lieder. „Es sollte doch hin und wieder dem Publikum die Chance gegeben werden, die Texte gleich zu verstehen“, sagte er.

Vor rund 1000 Zuschauern im kargen TV-Studio traten als Stargäste auch Musiker wie Udo Lindenberg im Duett mit Popsänger Andreas Bourani oder der ESC-Vierte Michael Schulte („You Let Me Walk Alone“) auf.

Stimmlich machten ESC-Experte Wolther und andere Gesangskenner Schwächen im Teilnehmerfeld aus: „Das waren alles recht junge Interpreten, zum Teil kommen sie aus Castingshows“, sagte Wolther. „Viele etablierte Künstler scheuen die Teilnahme an einem Wettbewerb, das finde ich schade.“ Sie sollten „mal die Pobacken zusammenkneifen und sich in das Abenteuer stürzen“.

In der Ukraine entbrannte am Wochenende ein Streit um die dortige Vorentscheid-Siegerin Maruv („Siren Song“). Grund sind ihre Auftritte im verfeindeten Russland, was Vizeministerpräsident Wjatscheslaw Kirilenko auf Twitter kritisierte. Die 27-Jährige stammt aus der russisch geprägten Ostukraine. Die Fernsehanstalt „UA:Perschyj“ will sich bis Dienstag Zeit lassen, den ukrainischen Teilnehmer zu benennen. (dpa)



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