Handwerk hat goldenen Boden

Seit Jahren wohnen einige ausgewanderte Österreicher in Siebenbürgen. Helmut Novak, einer von ihnen, sagt: Keiner investiert, aber Handwerker sind gefragt. Er berichtet aus dem Kreis Hermannstadt (Sibiu).
Titelbild
In Rumänien gibt es einen eklatanten Handwerkermangel, die Reparaturwerkstätten sind voll.Foto: iStock
Von 1. Dezember 2021

Auch in Rumänien gelten die üblichen Corona-Maßnahmen: Impfpass, für Ungeimpfte am Flughafen 2-wöchige Quarantäne beim Einreisen, ein Antigen-Test und Genesenen-Test wird nicht anerkannt. Doch eines ist anders als in vielen anderen Ländern: Diejenigen, die das kontrollieren sollen, sind dieser Maßnahmen derart überdrüssig, dass keine besonderen Aktivitäten festzustellen sind.

Ohne Impfausweis darf man in kein öffentliches Gebäude, auch nicht in die Stadtverwaltung. Da viele Abgaben (wie die Grundsteuern) traditionell in Rumänien noch bar bezahlt werden, gibt das erhebliche Probleme. 

Viele Restaurants sind geschlossen, nur auf den Terrassen darf noch bedient werden. Da gibt es mittlerweile ganz Findige, die diese Terrassen gegen Wind und Kälte schützen, dabei noch Wärmestrahler aufstellen, damit man sich da aufhalten kann – was natürlich auch den Rauchern zugutekommt. Umstritten, aber in den kleineren Städten geht das noch, wo die Fixkosten niedriger sind. In den größeren Städten, wie z. B. Hermannstadt haben viele zugemacht, denn mit den paar Leuten, die da mit grünem Pass hereindürfen, kann man weder Personal noch Miete und Heizung bezahlen.

Keiner investiert noch

Die großen Einkaufszentren sind angehalten, nur Leute mit Impfnachweis hereinzulassen. Das hat für den Handel immense Konsequenzen. Traditionsgemäß wird Ende November immer der große Preisnachlass gewährt, bekannter unter dem Begriff „Black Friday“. Das war ein Schuss in den Ofen. Normalerweise findet man bei derartigen Rabatt-Nachlässen keinen Parkplatz mehr, doch dieses Jahr waren sie alle ziemlich leer.

Seit ein paar Tagen fangen auch Baustoffhändler an, diesen Nachweis zu verlangen. Ich habe denen gesagt, ich verschiebe alle Arbeiten unter diesen Umständen auf das kommende Jahr. Es wird immer schwieriger. Offensichtlich ist es den Verantwortlichen egal, wenn die Wirtschaft in den Boden gestampft wird.

Jeder hat Angst vor der Zukunft. Keiner investiert noch. Man sieht es in den Internetseiten, wo alle mögliche Artikel zum Kauf angeboten werden. Es geht kaum etwas. Jeder sitzt auf seinen paar Penunzen und hält sie fest, in der Befürchtung, dass er morgen nichts mehr zu essen hat.

Einzelne private Häuser entstehen noch, aber ansonsten ist im Bausektor kaum etwas los. Was geht, das sind EU-Projekte, das sind öffentliche Aufträge für die Reparatur von Brücken, etc. Aber alles andere liegt im unteren Bereich. 

Überhaupt wird nur das gemacht, was zur Erhaltung notwendig ist. Reparaturen von bestehenden Einrichtungen, Instandhaltung, das wars. Eine Niederlassung einer deutschen Firma baut nun einen Löschteich – aber nicht, weil sie will, sondern weil es die Feuerwehr mit Termin vorschreibt.

Das hat zur Folge, dass viele Arbeitskräfte abwandern. Sie gehen nach Österreich, Deutschland, Italien, Skandinavien und anderswohin. Jeder hat Familie zu Hause, jeder will auch morgen noch ein halbwegs sicheres Einkommen haben. Dieses Gefühl aber, auch noch morgen einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, ist bei vielen verloren gegangen.

Ein typisches Beispiel dafür habe ich gerade auf Facebook entdeckt, wo es viele Gruppen von Rumänen gibt, die schon im Ausland ansässig sind, zum Beispiel im Raum Nürnberg. Eine Anzeige in deren Rubrik lautet übersetzt:

Kennt jemand eine freie Stelle im Bereich der Metallverarbeitung?
Ich bin qualifiziert als Mig-Mag … Tig-Schweißer. Ich schweiße Aluminium und Edelstahl. Ich habe 24 Jahre Erfahrung in diesem Bereich und arbeite auf der Grundlage von technischen Zeichnungen … Ich spreche nur kein Deutsch … Dankeschön

Am meisten gesucht: Handwerker

Es gibt in Rumänien einen eklatanten Handwerkermangel. Die paar, die noch geblieben sind und für Qualität bekannt sind, die haben mittlerweile dieselben Preise wie in Deutschland, wenn sie schwarzarbeiten. Wartezeit? Mindestens ein halbes Jahr. Es wird die Zeit kommen, da können sich nur noch wenige Leute, die ein hervorragendes Einkommen in Rumänien haben, einen guten Handwerker leisten.

Diejenigen Fabriken, die Aufträge aus Deutschland oder aus anderen EU-Staaten haben, die funktionieren normal. Andere, die da keine Ressourcen haben, leben von der Hand in den Mund.

Im Handel gehen noch die Lebensmittel. Auch die Bauern, die auf den Markt kommen und verkaufen, haben ihre Abnehmer. Bei der Bekleidung sind Secondhandläden gut besucht. Dort bekommt man gute Qualität aus den Altkleider-Containern der westlichen Staaten für 20 Cent aufwärts.

Alles andere spiegelt sich in dem Bild von vorhin: Man kauft kein neues Smartphone, man lässt das alte reparieren. Die Autohändler treten auf der Stelle, die Reparaturwerkstätten aber sind voll. 

Dazu kommt das Jammern über fehlende Facharbeiter – ich habe einen Bekannten, der im Bereich der Haushaltsgeräte arbeitet. Er verkauft Neugeräte und repariert auch. Schon lange hat er nichts mehr Neues verkauft, aber sein Auftragsbuch mit Reparaturterminen ist voll.

Auswandern nach Siebenbürgen?

Die Schönheiten hier sowie das Land überhaupt, das hat seinen Reiz, ohne Frage. Viele fragen mich, wie eine Einwanderung nach Siebenbürgen aussieht. Immer wieder habe ich Anfragen und ich helfe den Leuten mit Auskünften, so gut ich kann. Erst im Sommer war wieder ein Ehepaar aus Deutschland bei mir, die den Absprung aus Deutschland schaffen wollen.

Sagen wir mal so: Derzeit sind die Immobilienpreise im Keller. Es lohnt sich, gute Objekte zu kaufen, diese zu renovieren und darin zu leben. Klar hindern diese Corona-Restriktionen, aber hier wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird. Diejenigen, die bereits in unserer Gegend wohnen, kein Rumänisch sprechen, aber sich hier wohlfühlen, wissen das zu schätzen.

Ist ein Handwerker dabei, der gute Arbeit leistet, egal, ob es im Bereich Holz, Metall oder sonst was ist, dann wird er sich vor Aufträgen nicht mehr retten können. Auch Reparaturen von Werkzeugen sind hier ein Lapsus. Der Letzte, der die Geräte wie Bohrmaschine, Flex, Elektrohammer, Pumpen etc. repariert hat, ist verstorben. Nun muss ich das in einem Sammelpack nach Ungarn schicken, dort ist noch einer, der das für akzeptables Geld macht.

Wie geht es Rumänen, die im Ausland arbeiten?

Rumänen im Ausland haben jetzt ein echtes Problem. Jeder will zu Weihnachten bei seiner Familie zu Hause in Rumänien sein. Aber keiner weiß, wie sich das jetzt abspielen soll – auf die Straße und ins Auto, um heimzufahren, darf er nicht wegen des Lockdowns.

In Österreich könnte er bleiben, aber sich mit Freunden treffen kann er auch nicht. Darf er irgendwie doch nach Rumänien ausreisen, dann blüht ihm bei der Ankunft zu Hause eine 2-wöchige Quarantäne.

Wohlgemerkt: Es handelt sich hier um Leute, die in Deutschland und Österreich für wenig Geld auf den Baustellen arbeiten und auch bei den Bauern und auf den Schlachthöfen, damit die Supermärkte voll sind. Das ist nun der Dank.

Die Leute sind frustriert. Zumal sie sich von den Märchen der Politik nicht einlullen lassen. Gerade auf den Schlachthöfen hat man registriert, dass anfangs alle getestet wurden, weil irgendeiner positiv war und man dann fast alle als positiv festgestellt hat. Komischerweise ist aber keiner erkrankt. Dann hat man das beendet – weil man bemerkt hat, dass jeder, der mit rohem Fleisch zu tun hat, mit großer Wahrscheinlichkeit „positiv“ ist (nach der PCR-Testmethode).

Politischer Stillstand

Wir haben eine neue konservativ-liberale Regierung, die zur Mehrheitsbildung oftmals auf die Stimmen der anderen Parteien angewiesen ist. Die Regierungspartei zuvor war von den Sozialisten gebildet, eine Folgepartei des alten Systems, wie viele unterstellen. Mithilfe des derzeitigen Präsidenten konnte diese Regierung abgelöst werden, der Vorsitzende wurde inhaftiert. Fast alle Regierungen und deren maßgeblichen Politiker haben sich ihre Taschen mit Staatseigentum und auf Basis von Korruption gefüllt. Das bedingt ein eklatantes Desinteresse der Bevölkerung an der Politik.

Bekannt ist, dass die Regierung den Medien eine kräftige Summe in zwei Schüben zugesagt hatte, mit der Auflage, ja nichts Negatives über die Impfung zu bringen. Eine mutige Investigativ-Reporterin deckte das auf – wäre es nicht wahr, dann würde diese Frau derart mit Prozessen überhäuft werden, dass sie keine Wurst mehr auf den Teller bekommt. Es war die Rede von insgesamt 100 Millionen Euro.

Darüber hinaus gibt es eine Information, dass Pharmakonzerne noch weitere 40 Millionen Euro draufgelegt hätten. Diese Info aber konnte ich bis jetzt nicht vollständig verifizieren. Doch es ist eine bekannte Tatsache in Rumänien, dass die Vertreter der Pharmaindustrie, die regelmäßig die Ärzte und Krankenhäuser besuchen, immer genügend „Kleingeld“ in der Tasche haben.

Derzeit ist politischer Stillstand, nicht nur in Rumänien, auch in Österreich und in Deutschland. Doch die Coronapolitik, die hier in den Händen der unteren Ebene liegt, die geht weiter. Für die „da oben“ eine elegante Methode: Funktioniert’s, stellen sie sich später lächelnd ins Rampenlicht. Wenn nicht, wird die Schuld nach unten geschoben.

Die Impfkampagne ist in die Hose gegangen, die Leute sind mehr als skeptisch, zumal man in Rumänien unterschreiben muss, dass es sich um einen experimentellen Impfstoff handelt und man das auf eigenes Risiko macht (ohne Anspruch auf Regress). Anders bekommt man keine Impfung. Teilweise hatte die jüngste Angstkampagne Erfolg, es ließen sich mehr Menschen impfen als vorher. Während es vorher unter 20 Prozent waren, sind es nun um die 25 Prozent. Die offizielle Zahl von einem Drittel ist reine Propaganda.

Fakt ist, dass die Leute dieses ganze Theater satthaben.

Helmut Novak ist Autor und Unternehmer in Rumänien. Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 20, vom 27. November 2021.



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