Mumie aus Madrid als Augenarzt von Ptolemaios II. identifiziert

Ein Mediziner mit schlechter Gesundheit: Zwei Jahre nach ausführlicher Untersuchung von vier Mumien, entpuppt sich eine als Leibarzt der ägyptischen Könige. Anhand von knapp 3.000 CT-Bildern konnten die Wissenschaftler jedoch mehr herausfinden als nur seinen Beruf ...
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Mumie. (Symbolbild)Foto: istock
Epoch Times22. Januar 2019

Mitten in der Nacht zum 6. Juni 2016 parkte ein riesiger Kühltransporter mit zwei Begleitfahrzeugen vor der Notaufnahme des Quirónsalud University Hospital in Pozuelo, außerhalb von Madrid. Dort wartete ein umfangreiches Ärzteteam, um die vier Leichen aus dem Kühltransporter zu untersuchen: drei Ägypter und ein Mann von den Kanarischen Inseln.

Die Spezialisten hatten nur 15 Stunden Zeit, um das Projekt mit dem Namen „CT Mummy Operation“ durchzuführen. Normalerweise befinden sich die vier Leichen im Archäologischen Nationalmuseum in Spanien und werden täglich von vielen Gästen bestaunt. Die Besucher sollten jedoch nichts von ihrer kurzfristigen Abwesenheit wissen. Außerdem sollten die Krankenhauspatienten nicht erfahren, dass sie modernste medizinische Geräte mit 2.000 alten Toten teilen müssen.

Priester und Augenarzt von Ptolemaios II.

Jetzt, zwei Jahre später, hat das Museum die Ergebnisse dieser Untersuchung veröffentlicht. Es stellt sich heraus, dass eine der Mumien, der Priester Nespamedu und persönliche Augenarzt von Ptolemaios II. und vielleicht auch Ptolemaios III. war. Unter seinen Verbänden trug der Priester Juwelen und Amulette.

Seine spanische Odyssee begann 1925, als ein Dampfschiff im Hafen von Barcelona mit dieser ungewöhnlichen Ladung anlegte. Der Gelehrte Ignacio Bauer hatte die kaum dokumentierte Mumie in Kairo gekauft, so ein Bericht von Esther Pons Mellado, Spezialistin am Archäologischen Nationalmuseum. Tatsächlich vermuteten die Forscher erst, dass dies der Körper einer Frau war.

Dank einer Tomographie-Analyse stellte sich nun heraus, dass Nespamedu ein Priester war, der zwischen 300 v. Chr. und 200 v. Chr. lebte. Er arbeitete vermutlich im Serapeum von Sakkara oder in Alexandria sowie als Arzt des Königs, so die Archäologen María del Carmen Pérez Die und Dr. Javier Carrascoso.

Mumie unter Tafeln aus Gold

Die neu gewonnenen Informationen aus den Scans zeigen, dass Nespamedu ein hochrangiger Beamter war. Er verfügte über genügend Geld, um seinen Körper nach seinem Tod für die Reise ins Jenseits einbalsamieren zu lassen. Nach Ansicht der Experten sind jedoch die Anhänger und Tafeln des Priesters am aufschlussreichsten. Die Tafeln sind dünne vergoldete Platten, die auf die Mumie gelegt wurde.

Zwei Gruppen von acht Tafeln sind an verschiedenen Bereichen der Mumie angebracht und zeigen die vier Söhne der Gottheit Horus. Zwei weitere Tafeln zeigen die Göttinnen Isis und Nephthys. Darstellungen der Mumifizierung der Leiche sind zusammen mit dem Gott Anubis auf der Oberseite der Beine von Nespamedu zu finden.

Weiterhin gibt es zwei Tafeln mit der Darstellung des Gottes Thoth und dem Auge des Horus, die Magie, Schutz und Reinigung symbolisieren, sowie ein Sonnensymbol, das für kosmische Stabilität steht. Thoth ist der Gott der Augenärzte und gab Horus sein Auge wieder, nachdem er es in seinem Kampf mit Set verloren hatte.

Dies hat Spezialisten zu dem Schluss geführt, dass Nespamedu diesen Gott wegen seines eigenen Berufs gewählt hat. „Die Ikonographie ist nicht zufällig. Auch ist es klar, dass er seine Überzeugungen und die Verantwortlichkeiten, die ihn in die oberen Gesellschaftsschichten erhoben hatten, erfassen wollte“, heißt es in einem aktuellen Bericht des Archäologischen Nationalmuseum.

„Die Tatsache, dass er der Arzt von Ptolemaios II. war, lässt uns glauben, dass er ein Teil seines Lebens in Alexandria gelebt hat. Dort hatte Ptolemaios seinen Hof.“

Wie sah die eigene Gesundheit des Mediziners aus?

Nach der Ankunft im Krankenhaus wurden Nespamedu und die anderen Mumien vorsichtig in den CT-Scanner eingeführt. Die Wissenschaftler fertigten insgesamt 2.739 Bilder von dem Körper des Priesters an.

Einen Hinweis auf eine mögliche Todesursache konnten die Forscher nicht finden. Dennoch zeigen die Scans degenerative Veränderungen der Hals-, Rücken- und Lendenwirbelsäule. Weiterhin zeigten sich zwei Frakturen im Bereich des Brustkorbes.

Einen deutlich schlechten Zustand wiesen die Zähne des Priesters auf, was für die ägyptische Bevölkerung charakteristisch ist. So waren einige Zähne nur noch teilweise vorhanden, andere fehlten vollständig. Außerdem gaben die Scans Parodontalerkrankungen und Abszesse in der Zahnwurzel preis. Zudem waren die Oberflächen der Backenzähne durch die Ernährung glatt geschliffen.



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