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Neue Erkenntnisse über Angriff in Herdecke

Tag vor der Messerattacke: Iris Stalzer soll bei Polizei vorgesprochen haben

Neue Informationen deuten darauf hin, dass Polizei und Jugendamt bereits im Vorfeld der Attacke auf Iris Stalzer über Spannungen und Gewaltsituationen im familiären Umfeld informiert waren. Die designierte Bürgermeisterin selbst habe mehrfach um Hilfe gebeten – zuletzt nur einen Tag vor dem Angriff.

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Mit einem Rettungshubschrauber war Iris Stalzer in ein Krankenhaus geflogen worden. (Archivbild)

Foto: Alex Talash/dpa

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Lesedauer: 4 Min.


In Kürze:

  • Mehrfacher Kontakt zwischen Iris Stalzer und Polizei vor der Tat bestätigt
  • Hinweise auf frühzeitige Hilfsgesuche an Polizei und Jugendamt
  • Innenminister Reul ordnet Untersuchung möglicher Behördenversäumnisse an
  • 17-jährige Adoptivtochter weiterhin Haupttatverdächtige

 
Hätte sich der Gewaltexzess gegen die designierte Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer, durch eine rechtzeitige behördliche Intervention verhindern lassen? Mehrere Berichte der vergangenen Tage werfen Fragen auf. Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass Polizei und Jugendamt nicht nur über problematische Vorfälle im Familienkreis im Bilde waren. Die 57-jährige Politikerin soll sich auch selbst proaktiv hilfesuchend an Sicherheits- und Jugendschutzbehörden gewandt haben.
Am Dienstag hatte die 17-jährige Adoptivtochter von Stalzer kurz nach Mittag die Polizei alarmiert und behauptet, ihre Mutter sei Opfer eines Raubüberfalls geworden. Die Beamten fanden Stalzer schwer verletzt und nicht ansprechbar in einem Wohnzimmersessel vor. Später stellte sich heraus, dass ihr mindestens 13 Messerstiche in den Oberkörper zugefügt wurden. Dazu kamen ein Schädelbruch und Hämatome. Mittlerweile gilt die Tochter selbst als Tatverdächtige.

Nach Vorsprache von Stalzer Staatsanwaltschaft in Kenntnis gesetzt

Wie der WDR berichtet, hat Stalzer bereits im Vorfeld der Tat mehrfach die Polizei kontaktiert. Noch am Montag, 6. Oktober, dem Tag vor dem Messerangriff, hatte die designierte Bürgermeisterin „Bild“ zufolge Kontakt zu den Behörden. Ein Sprecher der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis erklärte, Stalzer und die Beamten hätten „zweimal persönlichen Kontakt zu ihr“ gehabt. Dabei sei sie einmal auch persönlich auf der Wache erschienen.
Konkrete Angaben zum Inhalt der Gespräche hat der Sprecher nicht gemacht, er erklärte jedoch, man habe einen „Vorgang angelegt“ und „alle notwendigen Maßnahmen“ getroffen. Auch die Staatsanwaltschaft habe davon Kenntnis erlangt. Im Gesamtkontext lässt sich dies als Mitteilung eines Sachverhalts deuten, der potenziell den Kompetenzbereich der Staatsanwaltschaft berührt – wie etwa eine Strafanzeige.
Bereits im Juni des Jahres hatte sich Stalzer bisherigen Erkenntnissen zufolge schriftlich an Polizei und Jugendamt gewandt. In dem Schreiben habe sie sich darüber beschwert, dass sie keine ausreichende Unterstützung durch die Behörden erhalten habe. In der Vergangenheit soll es im Haus der Familie bereits mehrfach Anlässe für Polizeieinsätze gegeben haben. Dabei sei es unter anderem um häusliche Gewalt gegangen.

Ehemann soll Geschädigte von Aussage überzeugt haben

Wie „Euronews“ berichtet, waren Mutter und Tochter, zwischen denen seit Längerem ein angespanntes Verhältnis bestand, am Montag im Keller aneinandergeraten. Über längere Zeit soll die 17-jährige Tatverdächtige Stalzer gequält haben. Der Staatsanwaltschaft zufolge seien mindestens zwei Messer bei der Tat zum Einsatz gekommen. Die Tatverdächtige soll auch versucht haben, Haare und Kleidung ihrer Mutter mithilfe eines Deosprays und eines Feuerzeugs anzuzünden.
Gegen die Zusicherung, nicht gegen sie auszusagen, habe die 17-Jährige von der Mutter abgelassen und die Polizei alarmiert. Bei ihrer ersten Vernehmung im Krankenhaus habe Stalzer erklärt, zu wissen, wer sie angegriffen habe – aber keine Angaben machen zu wollen. Der Ehemann, der erst am Abend des Tattages von einer Auslandsreise zurückgekommen sei, habe Stalzer jedoch vom Gegenteil überzeugt. Anschließend habe die 57-Jährige umfassend ausgesagt.
Das Motiv für den Gewaltexzess ist noch unklar. Die Tochter soll von „Rache“ gesprochen haben – unklar bleibt, wofür konkret. Dem „Focus“ zufolge habe sich die 17-Jährige gegenüber ihrem 15-jährigen Bruder zurückgesetzt gefühlt.

Reul will Gebaren der Behörden im Fall Stalzer prüfen lassen

NRW-Innenminister Herbert Reul hat unterdessen gegenüber der „Westfalenpost“ angekündigt, eine polizeiinterne Untersuchung in Auftrag zu geben. Es solle geprüft werden, ob „wir in diesem Zusammenhang alles richtig gemacht haben“. Bislang gebe es keine Anhaltspunkte für Verfehlungen, es werde aber weiter geprüft.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung, erklärte Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn. Die Tatverdächtige ist derzeit in einer Psychiatrie untergebracht und wird von einem Sicherheitsdienst bewacht.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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