BKA-Lagebild „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ 2024
Etwa jeder elfte Tatverdächtige ein Zuwanderer - absolute Zahlen leicht rückläufig
Unter den knapp 3,1 Millionen Zuwanderern des Jahres 2024 war jeder Elfte einer von gut 172.000 Tatverdächtigen. Sie waren damit 2,4 Mal so oft tatverdächtig wie die Gesamtbevölkerung. Ein leichter Rückgang wird mit dem Cannabisgesetz erklärt.
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Das Symbolbild zeigt zwei Polizeitransporter vor einer Hochhaussiedlung.
Das BKA-Lagebild „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ des Jahres 2024 weist einen leichten Rückgang der absoluten Zahlen bei den Fällen und Tatverdächtigen im Bereich der nicht politisch motivierten Kriminalität auf.
Etwa jeder elfte Tatverdächtige war ein aus seiner Heimat Geflüchteter, während ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bei knapp 4 Prozent liegt.
BKA erklärt leichten Rückgang der Fall- und Tatverdächtigenzahlen mit Wegfall des absoluten Cannabis-Verbots
2024 erstmals mehr als 3 Millionen Geflüchtete in Deutschland
Im Kalenderjahr 2024 ist die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer im Bereich der Allgemeinkriminalität trotz gestiegener Aufenthaltszahlen um 3,6 Prozent auf 172.203 Personen gesunken. Das geht aus dem am 8. Dezember 2025 erschienenen Bundeslagebild „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ des Bundeskriminalamts (BKA) hervor. Der jährliche Bericht wird seit 2015 erstellt.
Der Begriff „Allgemeinkriminalität“ umfasst in diesem Zusammenhang weder ausländerrechtliche Verstöße noch politisch motivierte Straftaten. Die Dauer der Anwesenheit eines „tatverdächtigen Zuwanderers“ blieb im Lagebild 2024 unberücksichtigt. Auch das nicht polizeilich erfasste Dunkelfeld blieb naturgemäß außen vor.
Derart statistisch bereinigt, machten die tatverdächtigen Zuwanderer 2024 damit insgesamt rund 8,8 von 100 Tatverdächtigen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) desselben Jahres aus. 2023 hatte ihr Anteil noch bei 8,9 Prozent gelegen. Damit bleibt etwa jeder elfte Tatverdächtige Zuwanderer.
Laut Statistischem Bundesamt betrug ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2024 knapp 4 Prozent.
10,7 Prozent der Straftaten mit Beteiligung eines „tatverdächtigen Zuwanderers“
Auch bei den Fallzahlen der Straftaten, bei denen mindestens ein tatverdächtiger Zuwanderer als Beteiligter ermittelt wurde, ging die absolute Zahl leicht zurück: Nach 344.287 Fällen im Jahr 2023 wurden 2024 331.308 solcher Fälle registriert. Diese Fälle gelten aus Sicht des BKA ungeachtet eines etwaigen Urteils als „aufgeklärt“.
Da aber auch die Gesamtzahl aller aufgeklärten Straftaten von rund 3,18 auf 3,1 Millionen sank, blieb der prozentuale Anteil von tatverdächtigen Zuwanderern mit 10,7 Prozent nahezu konstant.
Straftaten 2023 und 2024 mit mindestens einem tatverdächtigen Zuwanderer nach Deliktsbereichen.
Foto: Bildschirmfoto/BKA
Der jeweils leichte absolute Rückgang der Tatverdächtigen und auch Fallzahlen lasse sich „maßgeblich“ mit der Cannabis-Teillegalisierung zum 1. April 2024 erklären, heißt es in dem Bericht. Besonders häufig waren Geschäfte und der ÖPNV betroffene Tatorte.
Ende 2024 erstmals mehr als 3 Millionen Zuwanderer in Deutschland
Unter Zuwanderern – oder „in Deutschland aufhältig Geflüchtete“ – gehören gemäß dem Lagebild Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge, geduldete und ausreisepflichtige Personen.
Das Balkendiagramm zeigt den Anstieg der in Deutschland lebenden Geflüchteten zwischen 2015 und 2024.
Foto: Bildschirmfoto/BKA
Ein tatverdächtiger Spanier ohne Doppelstaatsbürgerschaft beispielsweise gehört als Angehöriger eines EU-Staates damit nicht zu den tatverdächtigen Zuwanderern, sondern wird im Lagebild schlicht als „Nichtdeutscher“ erfasst.
Zuwanderer mehr als doppelt so oft tatverdächtig als Bevölkerungsdurchschnitt
Bei einer Einwohnerzahl in Deutschland von 83,6 Millionen im Jahr 2024 betrug der Anteil der 3.061.540 Zuwanderer knapp 3,7 Prozent. Im Deliktsbereich der Allgemeinkriminalität waren die tatverdächtigen Zuwanderer mit ihren 8,8 Prozent also etwa um das 2,4-Fache ihres Bevölkerungsanteils überrepräsentiert.
Gut ein Drittel der Zuwanderer kam aus der Ukraine (1,1 Millionen), gefolgt von Syrien (629.000), Afghanistan (323.000) und dem Irak (167.000).
Das Balkendiagramm zeigt die Anzahl der Tatverdächtigen nach Status (insgesamt, Ausländer, Zuwanderer) in den Jahren 2020 bis 2024.
Foto: Bildschirmfoto/BKA
Insgesamt gab es 2024 in Deutschland 1.967.731 Straftatverdächtige (minus 2,5 Prozent zu 2023), darunter 696.873 Nichtdeutsche ohne einen Flüchtlingsstatus (35,4 Prozent) und 172.203 Zuwanderer (8,8 Prozent). Doppelstaatler mit deutschem Pass gingen wie beim BKA üblich stets als Deutsche in die Statistik ein.
Bei Fälschung, Tötungsdelikten und Diebstahl jeder achte Tatverdächtige ein Zuwanderer
Gemessen an ihrem 8,8-prozentigen Anteil an sämtlichen Tatverdächtigen im Bereich Allgemeinkriminalität, waren die tatverdächtigen Zuwanderer häufiger im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte (12,3 Prozent), bei gegen das Leben gerichteten Straftaten (12,2 Prozent) und beim Diebstahl (12,1 Prozent) vertreten. Jeder achte Tatverdächtige in diesen Deliktsbereichen war demnach ein tatverdächtiger Zuwanderer.
Etwas seltener als statistisch zu erwarten tauchten sie mit Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (7,9) und mit den „sonstigen Straftatbeständen“ (6,3) in Erscheinung, darunter hauptsächlich wegen Beleidigung (23,6 Prozent der sonstigen Straftaten), Hausfriedensbruch (22,3 Prozent) oder Sachbeschädigung (21,0 Prozent).
Die Tabelle zeigt den Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer des Jahres 2024 in ausgewählten Deliktsbereichen.
Foto: Bildschirmfoto/BKA
Hohe absolute Zahlen wiesen die tatverdächtigen Zuwanderer außerdem bei Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (9,2 Prozent) auf. In zwei von drei Fällen ging es dabei um Körperverletzung.
Bei zwei von drei Diebstahlsdelikten handelte es sich um Ladendiebstahl, berichtete das BKA. Dabei gab es mit 21,6 Prozent auch den mit Abstand größten Anteil weiblicher tatverdächtiger Zuwanderer, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten.
70 Tote durch tatverdächtige Zuwanderer
In 70 von insgesamt 379 Fällen (18,5 Prozent) habe eine von einem tatverdächtigen Zuwanderer begangene Straftat gegen das Leben wie Totschlag, Mord, Schwangerschaftsabbruch oder fahrlässige Tötung tatsächlich zum Ableben eines Opfers geführt, beim Rest blieb es beim Versuch. Unter allen Tatverdächtigen lag die „Erfolgsquote“ diesbezüglich bei 41,8 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch.
Als meistgenutzte Tatorte bei Straftaten gegen das Leben wählten die tatverdächtigen Zuwanderer öffentliche Wege und Plätze (26,9 Prozent), Wohnungen (23,0 Prozent) sowie Asylbewerberunterkünfte oder Aufnahmeeinrichtungen (13,5 Prozent).
Trotz eines leichten Anstiegs im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung über alle Nationalitäten hinweg von 105.146 auf 106.226 Fälle sank die Fallzahl mit tatverdächtigen Zuwanderern von 8.800 auf 8.460 um 3,9 Prozent. Syrer lagen hier mit 26,5 Prozent der Verdächtigen an der Spitze.
Syrer, Afghanen und Ukrainer standen unter den tatverdächtigen Zuwanderern an der Spitze der Rohheitsdelikte und der Straftaten gegen die persönliche Freiheit.
Delinquenten nach Nationalitäten, Alter und Geschlecht
Obwohl der Anteil der Geflüchteten aus den Maghreb-Staaten (Algerien, Marokko und Tunesien) unter allen nach Deutschland Geflüchteten 2024 nur 0,5 Prozent betrug, machten diese Nationalitäten unter allen tatverdächtigen Zuwanderern 9,1 Prozent aus. Maghrebiner waren also mehr als 18 Mal so häufig als mutmaßliche Täter ermittelt worden, wie ihr Bevölkerungsanteil statistisch hätte vermuten lassen.
Am stärksten ausgeprägt war Kriminalität bei den Tunesiern: Sie hatten 0,1 Prozent Anteil an den Geflüchteten, aber 2,5 Prozent Anteil an den tatverdächtigen Zuwanderer.
Angehörige der Maghreb-Staaten, aus Libyen und Georgien, fielen mit einem besonders hohen Anteil an Mehrfachtatverdächtigen auf. Für Menschen aus Georgien maß das BKA 44,5 Prozent, für die aus Libyen 54 Prozent, für die aus Tunesien 57,1 Prozent, für die aus Marokko 58,6 Prozent und für die aus Algerien 62,6 Prozent.
Die Ukrainer dagegen waren unterrepräsentiert: Einem 35,7-prozentigen Anteil unter allen Geflüchteten stand nur ein 12,8-prozentiger Anteil unter allen tatverdächtigen Zuwanderern gegenüber. Das könnte daran liegen, dass aus der Ukraine deutlich mehr Frauen und Kinder nach Deutschland gekommen sind.
Das Balkendiagramm zeigt die geschlechtsspezifische Verteilung von tatverdächtigen Zugewanderten des Jahres 2024 nach Alterskohorten.
Foto: Bildschirmfoto/BKA
Unter allen tatverdächtigen Zuwanderern waren 82,9 Prozent männlich und 57,1 Prozent jünger als 30 Jahre. Im strafunmündigen Alter unter 14 Jahren ermittelte die Polizei 6.112 Jungen und 2.471 Mädchen als Tatverdächtige. Ähnlich nah beieinanderlagen die Geschlechter nur in der Gruppe der über 60-jährigen tatverdächtigen Zugewanderten.
Zugewanderte vermehrt Opfer von Straftaten
Unter den Zugewanderten stieg auch die Zahl der Opfer von Straftaten um insgesamt 5,2 Prozent an. Unter allen Geschädigten des Jahres 2024 (1.327.417) zählte das BKA 70.051 geflüchtete Betroffene. Genau 60 von ihnen kamen zu Tode, beim Rest blieb es beim Tötungsversuch oder anderen Schädigungen.
Zuwanderer oder Zuwanderinnen als Opfer von Straftaten nach Deliktsbereich.
Foto: Bildschirmfoto/BKA
70,5 Prozent aller Opfer unter den Zuwanderern waren männlich, 29,5 Prozent weiblich. In der Gesamtschau aller Nationalitäten waren Frauen oder Mädchen 2024 zu 41,5 Prozent die Opfer.
Aggression „tatverdächtige Zuwanderer gegen Deutsche“ relativ häufigste Fallkonstellation
Das Herkunftsverhältnis zwischen Tatverdächtigen und ihren Opfern betraf 2024 in 45,9 Prozent der Fälle die Konstellation Täter Zuwanderer/Opfer deutsch (54.533 von 118.802 Fällen), darunter gab es zwölf vollendete Tötungsdelikte.
Deutsche Tatverdächtige mit Zuwanderern als Opfer gab es in 19,2 Prozent (13.437) aller Fälle, darunter neun Todesfälle.
Patrick Reitler, geboren in den späten Sechzigerjahren am Rande der Republik. Studium der Komparatistik, Informationswissenschaft und Sozialpsychologie. Seit der Jahrtausendwende als Journalist hauptsächlich in Online-Redaktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und als Fußballkommentator unterwegs. Seit Ende 2022 freier Autor. Bei Epoch Times vorwiegend für deutsche Politik zuständig.